Pfarrnachrichten 51 / 2008 - 4. Advents-Woche (B)

Liebe Pfarrangehörige!

Papst Benedikt hat in einer Ansprache am vergangenen 17. Dezember nachdrücklich ermutigt, das Weihnachtsfest von den Krusten des Konsumdenkens zu befreien und zum wahren Sinn dieses Festes vorzudringen.

Weihnachten werde heute überall auf der Welt, nicht nur in christlichen Gegenden, gefeiert. An Weihnachten, so Papst Benedikt, »begegnen wir einem neugeborenen Kind; es ist ein Fest, welches das Geschenk des Lebens besingt.« Weit darüber hinaus sei Weihnachten für uns Christen zudem »das zentrale Ereignis der Geschichte, die Menschwerdung des Ewigen Wortes Gottes für die Erlösung der Menschheit.«

Dieses Ereignis ist für Papst Benedikt XVI. kein Fall einer abstrakten Sinnsuche, sondern Ausdruck dessen, dass Gott den Menschen zur Liebe zu ihm befähigen will. Wörtlich sagte der Heilige Vater: »Der Schöpfer des Alls hat Fleisch angenommen, er hat sich unlöslich mit der menschlichen Natur vereint. Weil wir mit unserem Denken seine Größe nicht fassen können, hat er sich aus Liebe klein gemacht, dass wir ihn lieben können. Gott ist nicht fern, sondern einem jeden von uns nahe. Über die Dürftigkeit und Kälte einer von der Sünde verwundeten Menschheit hinaus offenbart das göttliche Kind in der Krippe die barmherzige Güte des Herrn. Er kommt uns entgegen, um uns die Heil bringende Wahrheit zu schenken und uns teilhaben zu lassen an seiner Freundschaft und seinem Leben.«

So drücke ich meine Weihnachtswünsche für Sie und Ihre Familie mit dem aus, was der Heilige Vater aus der Wirklichkeit des weihnachtlichen Geheimnisses ableitet, indem der uns schlussfolgernd vor Augen führt: »Als derartig Beschenkte werden wir frei, auch den Erwartungen und Bedürfnissen unserer Mitmenschen zu Hilfe zu kommen. Christus schenkt uns sein Licht, und wir dürfen Zeugen des Lichtes sein, mit welchem die Heilige Nacht die Menschen erleuchtet.«

Von Herzen wünsche ich Ihnen in diesen Tagen die notwendige Zeit und Besinnung, den hier aufgezeigten wahren Sinn und den wirklichen Kern dieses Festes ganz persönlich für Ihr Leben neu zu entdecken und in seine unauslotbare Tiefe eindringend für sich weiter zu entschlüsseln.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 50 / 2008 - 3. Advents-Woche (B)

Liebe Pfarrangehörige!

Der dritte Adventssonntag trägt den lateinischen Namen »gaudete«. Es ist das erste Wort des Messformulars von diesem Tag: »gaudete – freut euch« und geht auf den Hl. Paulus zurück, der im Philpperbrief (4,4-5) schreibt: »Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich euch: Freut euch! Denn der Herr ist nahe.«

Die Freude des Advents kann und sollte die Freude eines jeden Tages sein: Jesus ist nahe und kommt uns immer näher. Darüber hinaus kommt der Herr zu uns nicht in der Betrübnis, sondern in der Freude: »Freue dich, du Begnadete, der Herr ist mit dir«, verkündet der Engel Maria (Lk 1,28). Der Grund für ihre Freude ist die Nähe des Herrn. Und auch Johannes der Täufer, noch im Leibe der Mutter, gibt seiner Freude über die Nähe des Messias Ausdruck (vgl. Lk 1,41). Den Hirten verkündet der Engel: »Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll: Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren.« (Lk 2,10-11)

Jesus zu besitzen macht froh, ihn zu verlieren traurig. So sagt ein Schriftsteller unserer Zeit ganz zu Recht: »Alle seine Geheimnisse sind Mysterien der Freude; die Mysterien des Schmerzes aber sind von uns verursacht.« (P.A. Reggio, Vergiß die Freude nicht, Freiburg 1958) Der eigentliche Ursprung unserer Traurigkeiten ist das Abrücken von Gott durch Lauheit oder in der Sünde.

Der Advent ist eine Zeit der Besinnung; eine Zeit, in der man in sich geht und sich mit großem Vertrauen auf Gottes Hilfe erneut daran begibt, dass zu begradigen und wieder zu glätten, was durch Nachlässigkeiten, Enttäuschungen, Egoismen, noch unerzogenen Leidenschaften an und in uns krumm oder uneben geworden ist.

Unser Beitrag ist verglichen mit dem, was Gott uns dann erneut schenken kann und wird, eher der kleinere und unbedeutende Teil, auch wenn er uns möglicherweise sehr große Anstrengungen kostet. Aber verglichen mit der Fülle an Freude und Glaubenszuversicht und all dem Licht und all der Liebe, die Gott uns dann schenken kann – weil er einen vorbereiteten Acker, ein dafür »bearbeiteten« und offenen Menschen vorfindet, ist es mehr als lohnend, diese »Umkehrarbeit« auf sich zu nehmen, und mögliche Trägheiten zu überwinden.

So wünsche ich Ihnen aus ganzem Herzen eine gesegnete Adventszeit. Möge die oben beschriebene Erfahrung auch Ihnen zuteil werden.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 49 / 2008 - 2. Advents-Woche (B)

Johannes der Täufer sinnt nach über das "Lamm Gottes" - Bild von Hieronymus Bosch - In Demut und mit sichtbarem Staunen sinnt der Täufer über den nach, der von ihm getauft werden möchte, obwohl Johannes sich nicht einmal wert weiß, „ihm die Schuhe aufzuschnüren“.

Liebe Pfarrangehörige!

Die Zeit des Advents ist ähnlich wie die Fastenzeit eine Zeit der Umkehr und Bekehrung, der Buße und Besinnung. Die so genannte liturgische Farbe dieser Zeit ist das Violett. Es drückt die Trauer darüber aus, dass es uns Menschen nicht leicht ist, in diesem Frieden zu leben, der uns zu Weihnachten verheißen wird.

Zugleich ist Advent die Zeit des Hoffens und der Erwartung. Wir hoffen darauf, dass es mit Gottes Gnade allem zum Trotz doch möglich wird, in einem Frieden zu leben, der unsere begrenzten Möglichkeiten übersteigt.

Johannes der Täufer sagt und zeigt uns, wie das geht. Er wird uns an diesem 2. Adventsonntag wieder vor Augen geführt. Es sind nicht nur seine Worte, es ist auch seine Haltung, die uns den Weg dazu weisen, in Erwartung zu leben, dass Dinge möglich werden, die uns überfordern.

Johannes trat als Prophet auf, herb und streng. In rauen Kamelhaaren gekleidet und nur von Heuschrecken und wildem Honig lebend ruft er dazu auf, dem Herrn den Weg zu bereiten und ihm den Weg zu ebnen. Wie von selber, und das ist ja auch die Absicht des Bußpredigers Johannes, fragt man sich da: Was tue ich denn dafür? Wo und wie bereite ich dem Herrn den Weg? Gibt es etwas Unehrliches in meinem Leben? Bin ich mir, anderen oder Gott gegenüber nicht Aufrecht? Lass ich innere Risse und Verwerfungen zu, ohne etwas dagegen zu unternehmen?

Neben der strengen und herben Bußpredigt ist Johannes zugleich sanft und demütig. Er beugt sich vor dem Größeren, der nach ihm kommt. Das eine wie auch das andere sind nötig: Eine gesunde Strenge gegen sich selber und ein immer innigeres und demütigeres Vertrauen darauf, dass nicht unserer Umkehr nachhaltige Änderung bewirkt, sondern das Wirken Gottes. Denn: Wenn wir tun, was uns möglich ist, dann tut Gott, was jenseits unserer Möglichkeiten liegt; denn es gilt: „Nicht der Mensch bereitet den Weg zu Gott, sondern Gott bahnt sich selber eine Straße zum Mensch. Nicht der Mensch vermag durch sein eigenes Bemühen Gott zu erkennen, sondern Gott gibt sich, durch die Offenbarung seiner Herrlichkeit, aus freien Stücken den Menschen zu erkennen. Nicht der Mensch macht Gottes Wort wirksam, sondern Gottes Wort währt und bewährt sich trotz des Versagens des Menschen. Nicht der Mensch geht zu Gott, sondern Gott kommt zum Menschen.“ (Notger Füglister)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventszeit und bedanke mich zudem für die Caritas-Tür-Kollekte, die 186,45 Euro erbrachte.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebramdt

 

Pfarrnachrichten 48 / 2008 - 1. Advents-Woche (B)

Liebe Pfarrangehörige!

Vor uns liegen vier Wochen der Einstimmung und Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Von Angelus Silesius stammt das Wort: Und wäre Gott tausendmal geboren, aber nicht in dir, du wärest dennoch ewiglich verloren.

Als vor 2000 Jahren nach vielen Ankündigungen der Messias endlich kam, gab es nur wenige, die ihn wirklich erwarteten. Das bemerkt der Evangelist Johannes im Prolog seines Evangeliums: Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Viele jener Menschen hatten das entscheidende Ereignis ihres Lebens und der Welt versäumt.

Seid wachsam, sagt der Herr im Evangelium, und der heilige Paulus ermahnt im Römerbrief, aufzustehen vom Schlaf. Auch uns könnte widerfahren, dass wir den wichtigsten Moment unseres Daseins verpassen. Deshalb beten wir mit dem Antwortpsalm vom Montag der 1. Adventswoche: Ruft die ganze Welt zusammen, verkündet es den Nationen und sagt: Schaut auf Gott, unseren Erlöser, der kommt. Verkündet es, dass man es hört; ruft es mit lauter Stimme. Vier Wochen im Voraus können wir uns auf die Feier der Geburt des Herrn voll Zuversicht vorbereiten.

In Erinnerung an die Menschwerdung Gottes gedenkt die Kirche zugleich jener Wiederkehr des Herrn, die am Ende unseres eigenen Lebens und am Ende aller Tage stattfinden wird. So ist der Advent eine Zeit der Vorbereitung und der Hoffnung.

Komme zu uns, Herr, und säume nicht! Nicht lange mehr wird es dauern, bis der Herr kommt. Wir wollen ihm den Weg bereiten! Sollten wir merken, dass unser Blick getrübt ist und wir jenes Licht aus Betlehem, das von Jesus ausgeht, nicht klar erkennen, dann ist der Augenblick gekommen, die Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Es ist der Augenblick, eine gute und sorgsame Gewissenserforschung zu halten und uns innerlich zu läutern. Um Gott empfangen zu können muss man in einem ersten Schritt feststellen, welche Dinge uns von Gott trennen und sie in einem zweiten Schritt weit von sich stoßen. Diese Selbstprüfung muss bis zu den Motiven unserer Handlungen hinabreichen, bis zu den tieferen Gründen, die unser Tun bestimmen.

Es hat viele aus unserer Gemeinde bewegt, dass Gott eher unerwartet zwei unserer »Säulen«, die sich unermüdlich für die Belange der Pfarrei eingesetzt haben, zu sich gerufen hat: Frau Prinz und Herrn Baum. Wir sind zuversichtlich, dass sie in Erfüllung von dem, was sie immer geglaubt haben nun vor einem überaus gnädigen Richter stehen, der ja zugleich unser Erlöser ist.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 47 / 2008 - 34. Woche im Jahreskeis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

Nach den zwei schönen Gottesdiensten mit unserem Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner am vergangenen Sonntag anlässlich des 80. Geburtstages des Opus Dei und darauf folgend am letzten Freitag mit unserem Weihbischof M. Melzer gemeinsam mit vielen jungen Ehe- und Brautpaaren, die hier in St. Pantaleon geheiratet haben oder noch heiraten werden, geht nun das Kirchenjahr mit dem Christkönigsfest an diesem Sonntag mit der darauf folgenden Woche zu Ende.

"Der Herr thront als König in Ewigkeit. Der Herr segnet sein Volk mit Frieden", heißt es im Kommunionvers der Hl. Messe zum Christkönigsfest. Zu diesem Fest hat Papst Johanns Paul II. einmal gesagt: "Die Liturgie dieses Festes bringt uns in besonderer Weise zum Bewusstsein, dass die Geschichte des Menschen und der Welt in dem vom gekreuzigten und auferstandenen Christus geoffenbarten Reich ihre endgültige Vollendung finden muss."

All die vielschichtigen und ineinander greifenden Heilsgeheimnisse, die wir im Laufe des Kirchenjahres gefeiert haben – wie die Menschwerdung, die Auferstehung, die Sendung des Heiligen Geistes usw. – münden in das Fest von Christus, dem König. Als Papst Pius XI. im Jahre 1925 dieses Fest einführte, ging es ihm jedoch "nicht so sehr um das heilsgeschichtliche Königtum Christi, sondern um den sozialen und staatspolitischen Wert der Christkönigsidee: die Völker können in sich und untereinander den Frieden nicht finden, wenn sie sich nicht Christus unterordnen."

Am Christkönigstag feiern wir einen König, der sein Reich nicht auf Eroberung gründet, sondern auf die Fürsorglichkeit eines Hirten, ganz so, wie es in der Lesung zum Fest heißt: "Jetzt will ich meine Schafe selber suchen und mich selber um sie kümmern. Wie ein Hirt sich um die Tiere seiner Herde kümmert an dem Tag, an dem er mitten unter den Schafen ist, die sich verirrt haben, so kümmere ich mich um meine Schafe und hole sie zurück von all den Orten, wohin sie sich am dunklen, düsteren Tag zerstreut haben."

Gott hat die durch die Sünde verirrten und kranken Menschen aufgesucht, ihre Wunden geheilt und sein Reich als Zeichen des Heils unter den Menschen errichtet. Mit der Gnade Gottes sollen sie in der Kraft der Hoffnung auf das zukünftige Heil eine Welt aufbauen, in der Gerechtigkeit und geschwisterliche Gesinnung herrschen. Darum betet die Kirche und bekennt in der Präfation der Messe zum Fest: "Wenn einst die ganze Schöpfung seiner Herrschaft unterworfen ist, wird er dir, seinem Vater, das ewige, alles umfassende Reich übergeben: das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens."

"Die einen reduzieren die Religion auf einen Katalog von Verboten oder begnügen sich mit einem konturlosen Katholizismus. Die anderen wollen den Herrn mit dem Gesicht zur Wand stellen oder in eine Dunkelkammer der Seele verbannen ... Ihnen gegenüber müssen wir in Wort und Tat bekräftigen, dass wir Christus zum wirklichen König aller Menschenherzen machen wollen!" (Hl. Josefmaria Escrivá). So wird der Herr gegenwärtig sein in unseren Familien, Freunden, Nachbarn, Kollegen und Bekannten.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hiledbrandt

 

Pfarrnachrichten 46 / 2008 - 33. Woche im Jahreskeis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

Wir freuen uns sehr darüber, in den nächsten Tagen und Wochen gleich mehrfach die Eucharistie unter dem Vorsitz unseres Kölner Ortsbischofs, Joachim Kardinal Meisner und einer unserer Weihbischöfe, Manfred Melzer, feiern zu können.

Unser Erzbischof wird an diesem Sonntag (17.11.) hier bei uns in St. Pantaleon die Heilige Messe zum Dank für 80 Jahre Opus Dei feiern. Uns gereicht es zur Ehre, dass so die Verbundenheit aller im Geiste Jesu und seiner Botschaft Lebender feierlich zum Ausdruck kommt und bestärkt wird.

Anlässlich des 80. Gründungstages des Opus Dei am 2. Oktober 2008 erklärte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, dass das Opus Dei vielen Menschen helfe „sich der eigenen Berufung zur Heiligung des Lebens gewiss zu werden“.

Dabei zeichnete Zollitsch auch den kirchenrechtlichen Weg des Opus Dei nach, dem heute 87.000 Mitglieder weltweit angehören, davon knapp 600 in Deutschland. Mit der Errichtung als Personalprälatur im Jahr 1982 „erfuhr die äußere sowie die kirchenrechtliche Gestalt ihre endgültige Ausprägung“, erläuterte der Freiburger Erzbischof.

Auf Kritik am Opus Dei eingehend schrieb Zollitsch: „Natürlich blieben der Gemeinschaft Konflikte und Enttäuschungen, sogar Missverständnisse und harte Kritik nicht erspart. Dies gehört in der Regel mit zu einem Weg der Heiligkeit, der nicht ohne Läuterung und ohne Klärung gegangen werden kann. Das Opus Dei ist eine profilierte katholische Gemeinschaft, die sich durch eine enge und treue Verbundenheit mit der Kirche besonders auszeichnet.“

Ein weiteres Mal werden wir unseren Erzbischof am 12. Dezember, dem großen Feiertag der Gottesmutter von Guadalupe (Mexiko), hier in St. Pantaleon begrüßen dürfen. Über die Jahre hin hat sich in unserer Pfarrkirche eine schöne, Völker verbindende Tradition entwickelt. An diesem Tag kommen seit Jahren sehr viele lateinamerikanische Christen hier zusammen, um fern ihrem Heimatland dennoch allen nahe zu sein, die im Glauben verbunden sind. Die Gottesmutter von Guadalupe ist nicht nur die große Patronin Mexikos, sondern auch aller anderen südamerikanischen Länder. Sie wird inzwischen auch in unserem Land in einem eigenen Gedenktag gefeiert.

Zuletzt werden wir im Rahmen der bischöflichen Visitation gemeinsam mit Weihbischof Manfred Melzer am Freitag, dem 21.11. die Abendmesse mit sichtlich größerer Feierlichkeit feiern. Weihbischof Melzer wird sich anschließend mit über 30 Ehe- und Brautleuten im Pfarrsaal treffen und sich mit ihnen über das „Ja“-Wort austauschen, dass sie sich in den letzten Monaten in St. Pantaleon gegeben oder in den nächsten Monaten noch geben werden.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 45 / 2008 - 32. Woche im Jahreskeis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

An die Stelle dieses Sonntags tritt der Jahrestag der Kirchweihe der Lateranbasilika in Rom. Kaiser Konstantin ließ sie auf einem Grundstück bauen, auf dem die Kaserne der berittenen Leibgarde gestanden hatte. Die Basilika wurde 324 von Papst Silvester I. dem Erlöser geweiht. Im 12. Jahrhundert kamen die heiligen Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist als Patrone hinzu. Im anliegenden Lateranpalast residierten die Päpste vom 4. Jahrhundert bis zum Exil von Avignon (14. Jahrhundert). Papst Benedikt XIII. hat diese Kirche nach umfangreichen Restaurationsarbeiten neu eingeweiht und den 9. November als Kirchweihtag bestätigt.

Die Lateranbasilika ist die älteste Papstkirche und führt den Titel »Mutter und Haupt aller Kirchen des Erdkreises.« Deshalb wird der Weihetag dieser Kirche weltweit gefeiert.

Der Brauch, das Jahrgedächtnis einer Kirchweihe zu feiern, wurzelt im Alten Testament. Im Jahre 165 v. Chr. zogen Judas Makkabäus und seine Brüder mit dem ganzen Heer, nachdem sie ihre Feinde geschlagen hatten, nach Jerusalem hinauf, um den von den Heiden entweihten Tempel des Herrn zu reinigen und neu zu weihen. Damals wurde beschlossen, den Weihetag Jahr für Jahr zur selben Zeit mit festlichem Jubel zu begehen.

Die Kirche hat den Brauch, den jährlichen Weihetag zu feiern, übernommen. Dabei steht aber nicht mehr so sehr das Gotteshaus im Mittelpunkt, sondern Christus. Das wird etwa im Tagesgebet deutlich, in dem das Kirchengebäude symbolisch betrachtet wird: »Erhabener Gott, du erbaust dir aus lebendigen und erlesenen Steinen ein ewiges Haus. ... Lass alle Gläubigen in der Gnade wachsen, bis das Volk, das dir gehört, im himmlischen Jerusalem vollendet wird.«

In der Lesung wird das Symbol vom Gebäude vertieft. Paulus schreibt im ersten Brief an die Korinther: »Ihr seid Gottes Bau. ... Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?«

Daran knüpft etwa Cäsarius, Bischof von Arles, im 6. Jahrhundert in einer Predigt zu diesem festlichen Weihetag an: »Durch die Güte Gottes dürfen wir heute den Weihetag dieses Gotteshauses mit Freude und Jubel begehen. Der wirkliche und lebendige Tempel jedoch müssen wir selber sein. Dennoch feiern die christlichen Völker mit Recht das Fest der Mutterkirche, weil sie wissen, dass sie durch diese Kirche im Geist wiedergeboren wurden. «

Die Mater et caput omnium ecclesiarum urbis et orbis (Mutter und Haupt aller Kirchen der Hauptstadt und des Erdkreises), wie es in der Inschrift auf der Fassade heißt, lässt die Gemeinschaft der Heiligen »berührbar« werden. Man kann sich einreihen in den Zug von Menschen, die hier gebetet haben, seit den Anfängen der Kirche bis heute.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

 

Pfarrnachrichten 44 / 2008 - 31. Woche im Jahreskeis (A)

William-Adolphe Bouguereau (1825-1905) - The Day of the Dead (1859)

Liebe Pfarrangehörige!

Für diese Pfarrnachrichten gibt es dieses Mal gleich mehrere »Pfarr-Nachrichten« auf einmal, so dass ich für den geistlichen Impuls zum Sonntagsevangelium diesmal auf die Predigt allein verweisen muss.

1. Der Pfarrgemeinderat möchte erstmalig in diesem November am ersten Sonntag im Monat alle Gottesdienstbesucher nach der Kinder- und Familienmesse zu einem Stehbeisammensein im Westwerkgewölbe einladen. In der Gottesdienstordnung wird das von nun an mit »Jour – Fix vor dem Westwerk« angekündigt.

Für diese Initiative bin ich sehr dankbar. – Es wäre schön, wenn die Intention, sich einmal in Ruhe austauschen, sich einmal besser kennen lernen und eine Weile schöner Geselligkeit nach gemeinsamem Gottesdienst erleben zu können, bei vielen Anklang findet und von vielen geteilt würde. Dem Pfarrgemeinderat sind wir schon jetzt für sein Bemühen dankbar, zu jeder Jahreszeit passend eine Kleinigkeit vorzubereiten, die das Ihrige beiträgt, dass wir im Sommer der Hitze und im Winter der Kälte mit guter und bester Laune werden antworten können.

2. Der Pfarrgemeinderat kommt vom 7. bis 8. November zu einer Klausurtagung in Bensberg zusammen, um über gemeinsame Schwerpunkte für die Zukunft nachzudenken und sich auszutauschen. Im Namen aller darf ich um Ihre Begleitung und um ein Mittragen dieses wichtigen Anliegens im Gebet bitten.

3. Am Sonntag, dem 16. November freuen wir uns auf unseren Kardinal Joachim Meisner. Der Kölner Erzbischof wird hier in St. Pantaleon mit uns allen – ausnahmslos jeder ist herzlich willkommen und persönlich dazu eingeladen – um 11:00 Uhr das Hochamt feiern anlässlich des 80. Geburtstages des Opus Dei, das am 2. Oktober 1928 auf Gottes Eingebung hin der Heilige Josefmaria Escrivá de Balaguer ins Leben rief. Vor gut zwei Jahren, am 10.8.2006, hat unser Kardinal bereits den Altar zu Ehren des Heiligen Gründers in der Josefmaria-Kapelle gesegnet. Seitdem wird der Heilige auch in unserer Kirche besonders verehrt.

4. Am Freitag, dem 21. November wird im Rahmen der Visitation unseres Dekanates Weihbischof Manfred Melzer um 18:30 Uhr die Abendmesse in St. Pantaleon feiern und sich anschließend mit jungen Braut- und Ehepaaren und allen am Thema „Ehe und Familie“ Interessierten zu einem Austausch und einer Begegnung im Pfarrsaal treffen. Es geht bei diesem Treffen vor allem um das bei der Ehe gesprochene „Ja-Wort“ (vgl. hierzu den gesonderten Aushang). Auch dazu darf und möchte ich Sie alle von ganzem Herzen einladen.

Zwei Bischofsmessen hintereinander und dann ein so gewichtiges und für unsere Gesellschaft so zentrales Thema: Das lässt man sich doch auch dann nicht entgehen, wenn man sonst schon mal „kölsch-katholisch“ liebäugelt.

Am Hochfest Allerheiligen dürfen wir uns erneut unser aller Berufung zur Heiligkeit bewusst werden und am Allerseelentag gedenken die Priester bei der Feier der Eucharistie ganz besonders all Ihrer lieben Verstorbenen.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 43 / 2008 - 30. Woche im Jahreskeis (A)

Zum Weltmissionssonntag 2008: Schlusswort der Botschaft von Papst Benedikt XVI zu diesem Anlass:

Liebe Brüder und Schwestern, die Feier des Weltmissionstags ermutige Euch zu einem erneuerten Bewußtsein von der dringenden Notwendigkeit der Verkündigung des Evangeliums. Ich kann nicht umhin, mit lebendiger Wertschätzung den Beitrag der Päpstlichen Missionswerke zur Evangelisierungstätigkeit der Kirche zu betonen. Ich danke Ihnen für die Unterstützung, die sie allen Gemeinden und insbesondere den jungen unter ihnen anbieten. Sie sind ein wertvolles Instrument für die missionarische Animation und Bildung des Gottesvolkes und fördern die Gemeinschaft von Menschen und Gütern zwischen den verschiedenen Teilen des mystischen Leibes Christi. Die Kollekte, die am Weltmissionstag in allen Pfarrgemeinden stattfindet, soll Zeichen der Gemeinschaft und der gegenseitigen Fürsorge unter den Kirchen sein. Schließlich soll unter dem christlichen Volk auch das Gebet mehr und mehr intensiviert werden, denn es ist ein unverzichtbares geistliches Instrument, damit unter allen Völkern das Licht Christi, »das Licht selber« verbreitet wird, »das über allen Dunkelheiten der Geschichte« leuchtet. Während ich dem Herrn die apostolische Arbeit der Missionare, der Kirchen in aller Welt und der Gläubigen, die auf unterschiedliche Weise missionarisch tätig sind, anvertraue, bitte ich um die Fürsprache des Apostels Paulus und der allerseligsten Jungfrau Maria, »lebendige Bundeslade«, Stern der Evangelisierung und der Hoffnung, und erteile allen den Apostolischen Segen.

 

Pfarrnachrichten 42 / 2008 - 29. Woche im Jahreskeis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

In hinterlistiger Weise wurde Jesus einmal gefragt, ob es erlaubt sei, »dem Kaiser Steuern zu zahlen oder nicht?« Hätte sich Jesus für das Zahlen dieser „Kopfsteuer“ und damit für die römische Besatzungsmacht ausgesprochen, hätten er vor den frommen Juden seine Autorität als Rabbi verloren. Im anderen Fall wäre er mit der römischen Besatzungsmacht in einen ernsten Konflikt geraten. Die Verweigerung, gar die Auforderung, dem Kaiser keinen Tribut zu bezahlen, konnte als Aufruhr deklariert und in der Folge mit dem Tod bestraft werden. – Jesus entgeht der „Zwickmühle“ mit der bekannten Antwort: »Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.«

Schauen Sie sich einmal die römische Steuermünze dieser Zeit, ein Denár, näher an! Auf der Vorderseite ist der Kopf des Kaisers Tiberius aufgeprägt, geschmückt mit einem Lorbeerkranz. Schon das Portrait läuft dem biblischen Bilderverbot zuwider und war für den echten Juden ein Greuel. Darüber hinaus lautet die umlaufende Schrift in ihrer vollen, auf der Münze abgekürzten Länge: »TI(berius) CAESAR DIVI AUG(usti) F(ilius) AUGUSTUS«! Übersetzt: »Kaiser Tiberius, der erhabene Sohn des göttlichen Augustus!« Für gläubige Juden der noch größere Skandal! Ein Mensch - und wenn es auch der Kaiser selbst war – gibt sich als Sohn eines Gottes aus!

Die Rückseite ist nicht weniger anstößig: Die Kaiserin-Mutter Julia Augusta Livia sitzt auf einem Götterthron, mit einem Zepter in der Rechten und einem Ölzweig in der Linken. Die Inschrift der Vorderseite wird fortgesetzt: »PONTIF(ex) MAXIM(us)« – zu deutsch »Hoherpriester«!

Leben wir nicht auch heute in der Gefahr, die Finanzen und uns selber in den Mittelpunkt zu rücken, als das Einzige was zählt und wichtig ist? Wie fragwürdig das ist, führt uns im Augenblick die weltweite Finanzkrise täglich vor Augen.

Jesu Aufforderung hingegen lautet: »Gebt Gott, was Gott gehört.« Das bedeutet: Gebt Gott, was er euch zuerst gegeben hat; antwortet auf seine grenzenlose Liebe und gebt sie dabei weiter an Euren Nächsten. – Dem „Kaiser" zu geben, was sein Recht ist, ist genau festgelegt. Aber Gott zu geben, was Gottes ist, kennt keine Grenzen und keine Beschränkungen.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

 

Pfarrnachrichten 41 / 2008 - 28. Woche im Jahreskeis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

Ein König lädt ein zur Hochzeit seines Sohnes. Die vorgesehenen Gäste verschmähen auch die zweite Einladung, misshandeln die einladenden Diener und bringen einige sogar um. Der König lässt die Mörder töten und ihre Stadt in Schutt und Asche legen. Die zuerst Geladenen waren der Einladung nicht wert.

Daraufhin wird jeder auf der Straße eingeladen. Der Festsaal füllt sich mit Guten und Bösen. Darunter ist jedoch einer ohne Hochzeitgewand. Vom König darauf angesprochen weiß er nichts zu sagen. So wirft ihn der König hinaus in die äußerste Finsternis.

Das biblische Gleichnis stellt die Erzählung unter die abschließende Feststellung: »Viele sind gerufen, aber nur wenige auserwählt.«

Das passt zum Erntedank. Alles wirklich Wichtige im Leben wird uns geschenkt, letztlich von Gott. Man muss Gottes Geschenke aber auch annehmen. Dazu gehört die rechte Einstellung und ausreichende Vorbereitung. 

Zur Zeit Jesu kamen Hochzeitgäste zu Fuß von weither. Im Eingang wurden ihnen die Füße gewaschen und gegebenenfalls Hochzeitsgewänder geliehen. Wer ein solches Gewand ablehnte, der nahm den Einladenden und seine Gastfreundschaft nicht ernst.

Vor dem Hintergrund dieses Gleichnisses werden wir am Erntedank-Sonntag vor allem mit zwei Schicksals-Fragen konfrontiert:

1)      Pflege und vertiefte ich das Bewusstsein, von Gott Geladener zu sein, um seine Einladung ausreichend schätzen und ihr so folgen zu können?

2)      Ist meine Dankbarkeit Gott gegenüber so innig und intensiv wie das Anziehen eines Hochzeitkleides, was vor dem Schicksal des Gewandlosen bewahrt?

Dankbarkeit öffnet die Herzen: Sie öffnet das Herz des Empfangenden wie das des Gebenden. Noch genauer: Dankbare schenken und werden beschenkt: Ihre Herzen sind offen und sie öffnen nicht nur das Herz der Gebenden.

Deshalb zieht Dankbarkeit Freude nach sich. Beides kennzeichnet gelebten Glauben. Auch aus diesem Grunde fällt es in der Nähe echter Christen so wunderbar leicht zu glauben. – Darum geht es beim Erntedank!

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 40 / 2008 - 27. Woche im Jahreskreis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

In den Lesungen des Alten wie des Neuen Testamentes geht es diesen Sonntag noch einmal um einen Weinbergbesitzer, der sich leidenschaftlich für seinen Weinberg einsetzt. Ein guter Ertrag wird ihm aber vorenthalten. Daraufhin entbrennt sein Zorn.

Weder das alttestamentliche Weinberglied noch die neutestamentliche Weinbergerzählung streichelt unsere Ohren. Beide Male erscheint der Besitzer schroff und hart. Der deshalb möglichen, aber falschen Vorstellung eines drohenden Gottes, der Angst einjagt und uns Menschen endgültig abschreibt, wird durch die mittlere Lesung aus dem Philipperbrief grundlegend widersprochen. Paulus erinnert hier an den Gott des Friedens!

So wird mit den beiden biblischen Weinbergüberlieferungen der Einsatz Gottes zum Wohl der Menschen veranschaulicht. Mit allen Fasern seines Wesens müht sich Gott, dass wir wachsen und gedeihen. Wenn das nicht gelingt und statt der erhofften süßen Trauben nur saure Beeren wachsen, bleibt Gott nicht gleichgültig, weil wir ihm nicht gleichgültig sind. Die Drohung, den Weinberg zu zerstören und ihm zum Ödland zu machen, ist eine sehr ernste Warnung, die uns vor der Selbstzerstörung durch einen Lebenswandel bewahren will, der uns nicht entspricht.

So hinterfragt Gott durch seine Heilige Schrift unsere Lebensführung. Mit Nachdruck fragt er, ob unser Lebenswandel süße Trauben oder saure Beeren hervorbringt. Er fragt danach, weil wir ihm so wichtig sind. So wie aus Liebe der Geduldsfaden reißen kann, weil der Geliebte nur durch drastische Maßnahmen wieder zur Vernunft zu bringen ist, so konfrontiert Gott mit den Folgen nachlässigen und widersprüchlichen Handelns, mit dem man sich auf Dauer selber zerstören würde. – Das Neue Testament betont dabei die enge Verbundenheit zwischen Gott-Vater und Gott-Sohn, der zu uns gesandt wurde. Nur durch, mit und in ihm – dem von den Menschen verworfenen Eckstein –, können wir in dieser Welt schmackhafte Früchte bringen.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Bekehrungsszene: Augustinus liest den Römerbrief; B. Gozzoli, 1465

Pfarrnachrichten 39 / 2008 - 26. Woche im Jahreskreis (A)

„Zöllner und Dirnen kommen eher in das Reich Gottes als ihr" (Matthäus 21, 31). Jesus sagt dies zu Pharisäern und Schriftgelehrten, die hohes Ansehen genießen und Verantwortung für das Volk tragen. Eine Provokation! - Heute ist man allerdings an Provokationen gewöhnt. Zudem ist Prostitution fast schon als ganz normaler "Dienstleistungsberuf" anerkannt.

Dafür kann man sich jedoch nicht auf den Herrn berufen. Er meint etwas ganz anderes. Und die Dirnen, von denen er spricht, sind solche, die sich bekehren. In den biblischen Lesungen dieses Sonntags geht es um persönliche Umkehr, um die radikale Wandlung der Einstellung, nicht um die Umkehrung moralischer Normen.

Umkehr ist allerdings nicht nur eine Sache des guten Willens. Umkehr ist ein Prozess im Inneren, vergleichbar einem Sturm, der uns aufwühlt. Umkehr ist wie das Salz in der Speise, wie Sauerteig im Mehl, wie das Wachsen der Saat auf dem Acker. Umkehr ist etwas, das wir selber nur sehr bedingt machen können. Umkehr geschieht auch mit uns. Umkehr beginnt am ehesten, wenn wir begreifen, dass wir nicht in allem Herr der Lage sind; dass wir uns haben verleiten lassen zu einem Tun, das unserer Würde nicht in allem entspricht, oder in dieser Hinsicht zumindest verunsichert sind. Dann kommt unser Inneres in Bewegung. Dann wird man sich bewusst, dass man Hilfe, am Ende Gottes Hilfe braucht.

Menschen in einer solchen Situation sind für Neues aufgeschlossen. Sie nehmen Hilfe dankbar an. So öffnet sich manchen gerade in einer schwierigen Lebenssituation nach schmerzlichen Erlebnissen die Welt des Glaubens. Anderen öffnet sie sich, wenn sie überwältigt werden von der wahren Schönheit des Lebens. So sieht Jesus in den Zöllnern und Dirnen weniger die verwerfliche Tat. Er sieht ihr Elend, das ihr Leben bestimmt. Wenn auch sie das erkennen, dann haben sie eine größere Chance als die, die im Wohlstand lebend sich scheinbar auch im Religiösen nichts vorzuwerfen haben.

Die biblischen Lesungen sind eine Aufforderung, zu unseren Schwächen zu stehen; sie nicht zu verdrängen, als hätten wir sie nicht, um sie dann vor Gott zu bringen mit der Bitte um seine Hilfe und Vergebung. Es ist ein Segen, wenn gerade auch die, denen es gut geht, keine Scheu davor haben, sich vor Gott in Frage stellen zu lassen, um sich dann seiner Gnade erneut anzuvertrauen.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 38 / 2008 - 25. Woche im Jahreskreis (A)

Die Sonntagslesungen verbindet ein Grundgedanke: Gott ist anders. Gottes Wege und Gedanken unterscheiden sich vielfach von unseren Gedanken und Wegen. – Wir fragen oft: Was haben wir davon? Was bekommen wir dafür? Man wird gewöhnlich nach Leistung bezahlt. Wer viel leistet, bekommt entsprechend mehr.

Das Sonntagsevangelium stellt diese in vielen Bereichen durchaus sinnvolle Regelung auf den Kopf: Am Ende eines langen Arbeitstages bekommen die Tagelöhner, die vom frühen Morgen an im Weinberg gearbeitet haben, genauso viel wie diejenigen, die erst in der letzten Stunde für die Arbeit gewonnen wurden. Alle bekommen genau einen Denar, unabhängig davon ob sie von früh bis abends geschuftet oder nur die letzte Stunde des Tages noch mitgearbeitet haben. Der Ärger der Ersten ist groß und zuerst einmal verständlich.

Auf der anderen Seite gibt es Arbeiten, die unbezahlbar sind. Wer kann die Zeit bezahlen, die ein Ehemann für seine bettlägerige Frau aufbringt? Was ist der Einsatz eines gut verdienenden Familienvaters wert, der die Spülmaschine ausräumt, mit den Kindern zum Spielen in den Wald geht oder sie zu Bett bringt? – Gott handelt an uns wie ein Familienvater. Er ist wie eine Mutter, die am Ende eines Monats das Haushaltsgeld nicht nach der jeweils aufgebrachten Leistung unter den Familiemitgliedern verteilt; sondern allen an Liebe alles gibt.

Genau einen Denar! Soviel bekam jeder, der sich vom Herrn für die Arbeit im Weinberg gewinnen ließ. Mit einem Denar konnte auch eine große Tagelöhnerfamilie einen Tag lang sehr gut auskommen. – So gibt auch Gott einem jeden, was er zum Leben hier und dereinst in Ewigkeit braucht. Nicht unsere Leistung ist dafür entscheidend, sondern die Bereitschaft, sich glaubend auf ein Leben in Gottes Liebe und nach diesem Maß einzulassen.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 37 / 2008 - Fest Kreuzerhöhung

Am 14. September feiert die Kirche das Fest „Kreuzerhöhung“, hinter dem der 24. Sonntag im Jahreskreis zurücktritt. Dieses Fest hat seinen Ursprung in Jerusalem. Am 13. September 335 war die Konstantinische Basilika über dem Heiligen Grab und dem Kalvarienberg feierlich eingeweiht worden. Am darauf folgenden Tag wurde in der neuen Kirche dem Volk zum ersten Mal das Kreuzesholz zur Verehrung dargeboten („erhöht“).

In der alttestamentlichen Lesung wird uns berichtet, wie Mose nach Gottes Geheiß eine kupferne Schlage anfertigen und sie an einer Fahnenstange aufhängen ließ. Jeder in der Wüste von einer Giftschlage Gebissene, der zu dieser Schlage aufblickte, blieb am Leben. Jesus selber deutet im Evangelium zum Fest diese Erzählung als Hinweis auf seine eigene Erhöhung am Kreuz, das so zum erlösenden Kreuz geworden ist.

Papst Benedikt XVI hat beim Kölner Weltjugendtag diese Verwandlung des Schandkreuzes hin zum Zeichen des Sieges und der Erlösung wie folgt erklärt: »Was von außen her brutale Gewalt ist, die Kreuzigung, wird von innen her ein Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar. Dies ist die eigentliche Wandlung, die ... dazu bestimmt war, einen Prozess der Verwandlungen in Gang zu bringen, dessen letztes Ziel die Verwandlung der Welt dahin ist, dass Gott alles in allem sei (vgl. 1 Kor 15, 28). Alle Menschen warten immer schon irgendwie in ihrem Herzen auf eine Veränderung und Verwandlung der Welt. Dies nun ist der zentrale Verwandlungsakt, der allein wirklich die Welt erneuern kann: Gewalt wird in Liebe umgewandelt und so Tod in Leben. Weil er den Tod in Liebe umformt, darum ist der Tod als solcher schon von innen her überwunden und Auferstehung schon in ihm da. Der Tod ist gleichsam von innen verwundet und kann nicht mehr das letzte Wort sein. Das ist sozusagen die Kernspaltung im Innersten des Seins – der Sieg der Liebe über den Hass, der Sieg der Liebe über den Tod. Nur von dieser innersten Explosion des Guten her, die das Böse überwindet, kann dann die Kette der Verwandlungen ausgehen, die allmählich die Welt umformt. Alle anderen Veränderungen bleiben oberflächlich und retten nicht. Darum sprechen wir von Erlösung: Das zuinnerst Notwendige ist geschehen, und wir können in diesen Vorgang hineintreten.«

Mit Blick auf das letzte Abendmahl und die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu bei jeder Feier der Eucharistie fügt Papst Benedikt noch hinzu: »Jesus kann seinen Leib austeilen, weil er wirklich sich selber gibt.«

Möge das Fest der Kreuzerhöhung dazu führen, dass wir uns nie an dieses christliche Symbol gewöhnen. Wir begegnen ihm so oft. Es erinnert uns an die grenzenlose Liebe Gottes, der sich für uns bis zum Tod am Kreuz erniedrigt, dabei in seiner Allmacht zugleich Hass, Gewalt, Sünde und Tod im Tiefsten Inneren endgültig ihre scheinbare Kraft genommen und uns davon wirklich befreit und erlöst hat. 

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 36 / 2008 - 23. Sonntag im Jahreskreis (A)

Viele reagieren zwiespältig, wenn es am Verhalten anderer etwas auszusetzen gibt.

Auf der einen Seite scheint das "Kritisieren" eine verbreitete Lieblingsbeschäftigung zu sein. Wird nicht viel zu schnell und zu leicht über Fehler anderer geredet? Auf der anderen Seite fehlt der Mut, den anderen zur Seite zu nehmen und auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen. – Beides geht nicht.

Wie verhalten wir uns gewöhnlich?

Im Sonntagsevangelium dieser Woche rät der Herr: „Wenn dein Bruder sündigt, dann geh zu ihm und weise ihn unter vier Augen zurecht.“ – Es geht unserem Herrn nicht ums Recht haben, auch nicht bloß darum, dass etwas klargestellt wird. Es geht unserem Herrn um den Menschen. Es geht ihm darum, dass jeder seinen Weg, den rechten Weg findet.

Da gibt es verbindliche Grundsätze. An diese muss jeder von uns erinnert werden. So bedient sich Gott eines jeden von uns, um den anderen daran zu erinnern und ihm so zu helfen. Lässt sich das Fehlverhalten nicht klären, empfiehlt der Herr andere zur Entscheidungshilfe zu rufen; „denn jede Sache muss durch die Aussage von zwei oder drei Zeugen entschieden werden.“ Nicht um persönliches Gutdünken, sondern um das jeweils rechte Verhalten geht es hier.

Lässt sich die Sache auch dann nicht klären, dann gehört es vor die Gemeinde, am Ende vor die ganze Kirche. Ihr ist die Binde- und Lösegewalt anvertraut, die befreiende Klarheit schafft.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 35 / 2008 - 22. Sonntag im Jahreskreis (A)

Der Große Gott von Altenstadt, Oberbayern, romanisch, um 1200

»Das darf man nicht so eng sehen« – Wer kennt sie nicht, diese Redewendung, die oft richtig, ebenso oft aber auch ganz falsch verwendet wird.

Es gibt eine Enge und Kleinkariertheit, die dem Menschen nicht entspricht. Aber es gibt auch eine vermeintliche Weite und Toleranz, die dem Menschen nicht gerecht wird; die ihn nicht zu seiner eigentlichen Größe führt, sondern ihn erniedrigt und kurzsichtig werden lässt. Wer etwa fremdes Eigentum an sich nimmt, ein außereheliches Verhältnis hat oder die Ehe bricht, betrügt oder ähnliches in Gedanken oder Werken tut, kann sich nicht damit herausreden, man dürfe das doch alles nicht so eng sehen. Die Sünde wirft den Menschen auf sich selber zurück. Der Sünder ist nach dem Heiligen Anselm der „homo incurvatus“, der in sich selbst gekrümmte Mensch. Der sündige Mensch vermag nicht über sich hinaus zu wachsen; vieles in ihm, und er selber bleiben klein und beschränkt.

Von der Tendenz her neigt der Mensch dazu, die berechtigte Rede wider die Kleinkariertheit gegen die falsche Rede vermeintlicher Enge auszuspielen, die er so verkehrt und verdreht. Auf diese Weise  versucht der Sünder sich leichtfertig herauszureden. Aber er kommt nicht heraus; er bleibt Gefangener seiner selbst.

Im Evangelium dieses Sonntags zeigt Jesus dieser verkehrten Tendenz die rote Karte: »Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.« (Matthäus 16,24) Das Kreuz, das Jesus uns mit Entschiedenheit aufzunehmen einfordert, ist besonderer Art: Es steht nicht nur für den Tod sondern ebenso für die Auferstehung Jesu. Dieses Kreuz macht frei. Es führt heraus aus der Lüge, in welche der unerlöste Mensch sich selber betrügend und rechtfertigend immer wieder zurückfällt.

In seiner weisen Art hat der Hl. Josefmaria Escrivá einmal empfohlen: »Wenn du begriffen hast, dass der Leib dein Feind und Feind der Verherrlichung Gottes ist, weil er deine Heiligung bedroht, warum fasst du ihn dann so weich an?« Zur Vermeidung möglicher Missverständnisse in Richtung einer unchristlichen Leibfeindlichkeit hat er erklärend hinzugefügt, man solle bei der Erziehung seiner selbst gegen sich wie gegen einen Feind vorgehen, »der gleichzeitig unser Bruder ist« (Der Weg 227 und 202).

Die Abbildung rechts zeigt einen Christus am Kreuz, der kein von Schmerz Gekrümmter sondern ein souveräner Herr ist, der alle Hürden zur wahren Befreiung und Erlösung genommen hat.

(Pfr. Dr. V. Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 34 / 2008 - 21. Sonntag im Jahreskreis (A)

Jesus übergibt Petrus die Schlüssel. Altarbild - Österreich - Ende 18 Jh.

"Du bist Petrus und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen." So heißt es im Sonntagsevangelium dieser Woche. – Diese Antwort des Hl. Petrus kann zur Frage einladen, auf welchem Fundament bzw. Felsen wir unser Leben eigentlich aufbauen? Jeder braucht doch ein „Felsenfundament“, das Bestand hat und auf dem man sein Leben verlässlich aufbauen kann.

Unmittelbar braucht jeder zuerst einmal eine materielle Grundlage. Um diese erwerben zu können, braucht man Arbeit. Letztere ist auch für die ganze Persönlichkeit wichtig. Darüber hinaus ist man auf andere Menschen angewiesen; auf Beziehungen, emotionale Zuwendung, Wertschätzung. Ohne das kann man nicht leben. – Die Frage nach dem Fundament stellt sich auch in der Religion.

Für nicht wenige spielt, wie schon vor 2000 Jahren, Jesus für den Glauben eine besondere Rolle. Damals wie heute ist Jesus für viele ein bedeutender Prophet. Viele fühlten sich von Jesus auf etwas Höheres hin angesprochen, ohne das jedoch genauer fassen oder deuten zu können. – Seinen engsten Vertrauten mutete Jesus damals die Frage zu: "Ihr aber, für wen haltet Ihr mich?" Die Antwort des Petrus sticht aus der Vielfalt der Meinungen und Ansichten deutlich hervor: "Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!"

Petrus erhielt für sein Bekenntnis die "Schlüssel des Himmelreichs". Damit wird er als erster dazu berufen, Menschen, die auf der Suche nach Heil sind, zu Jesus Christus zu führen, wie er in der Kirche zu finden ist, in ihm und der untrennbar mit ihm verbundenen Kirche das Heil zu entdecken und so allen den Himmel aufzuschließen. Doch berufen dazu sind wir alle; jeder in einer ganz spezifischen Weise und Kompetenz.

So schlage ich Ihnen vor, mit Blick auf die Antwort des Petrus sich einmal ganz persönlich zu fragen: Erweckt das Bekenntnis des Petrus auch in mir jene alte Hoffnung und Sehnsucht Israels nach "Shalom"; nach einem umfassenden Heil für den ganzen Menschen und für alle Menschen? Finde ich in diesem Bekenntnis Antwort auf die eigenen Hoffnungen und Wünsche nach Befreiung von Zwängen und Versklavungen, im persönlichen Leben und im Leben aller Menschen? Gibt mir dieses Bekenntnis die Zuversicht, dass jedes Unheil sich auch für mich und für viele in "Shalom" wandeln wird?

Von Herzen wünsche ich Ihnen zudem ein schönes Pfarrfest! – Alle Freude und alles Gelingen haben in Jesus Christus und seiner Kirche als dem letzten krisenfesten Fundament dauerhaft Bestand.

(Pfr. Dr. V. Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 33 / 2008 - 20. Sonntag im Jahreskreis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

Am Sonntag, dem 24. August, feiern wir unser traditionelles Pfarrfest. Wir beginnen um 9:30 Uhr mit der Heiligen Messe, an der sich unmittelbar die Pfarrprozession anschließt.

Von der Kirche aus gehen wir zur katholischen Grundschule Trierer Straße. Dort wird der erste Altar aufgebaut sein. Von da aus auf direktem Weg (Vor den Siebenburgen) zum Karmel. Wir hoffen, dass die Bauarbeiten uns nicht daran hindern, dort bei unserer zweiten Station den Herrn zu loben, anzubeten und zu preisen. Über Schnurgasse, Steinstraße, Heinrichstraße, Wilhelm Hoßdorfstraße, Friedenstraße, Martinsfeld und Waisenhausgasse gehen wir bis zur dritten Station: Unsere Mutter Gottes am Weg. Und von da aus zurück in die Kirche.

Dann geht es gemütlich im Innenhof weiter bei einem bunten und vielfältigen Programm. Denken Sie bitte daran, dass an diesem Tag kein Hochamt gefeiert wird!

Nachdem ein erster Vorschlag zur vielfältig gewünschten Änderung der Gottesdienstzeiten am Sonntagvormittag keine richtige Akzeptanz gefunden hat, scheint eine zweite Variante sehr gut anzukommen. Demnach scheint es sinnvoll, etwa nach den Herbstferien die Gottesdienstzeiten wie folgt zu ändern:

·        10:00 Uhr Kinder- und Familienmesse

·        11:00 Uhr Hochamt.

Sagen Sei mir doch bitte mündlich, per e-mail (pfarrbuero(at)netcologne.de), per Fax oder mit einem kurzen Anruf im Pfarrbüro, ob Ihnen das so recht wäre.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 32 / 2008 - 19. Sonntag im Jahreskreis (A)

Nach der Brotvermehrung bei der Speisung der über 5.000 entlässt Jesus die Menge und fordert die Jünger auf, mit ihren Booten an das andere Ufer vorauszufahren, weil er alleine bleiben will, um zu beten. Dafür besteigt er einen Berg.

Beten ist vertrauensvolles Sprechen mit Gott: Ein wahres Sprechen, ein wirkliches Gespräch, das sich nur dann ergibt, wenn man auch hinhört. Jesus hat dieses Gespräch in unübertreffbarer Weise praktizieren können. Es muss ein Gespräch ganz in der Tiefe seiner Person gewesen sein, dort, wo er als wahrer Mensch innigst mit sich selber als wahrer Gott in einem beständigen Austausch stand. Dieser Dialog, dieser Austausch hat ihn als Mensch in jeder Hinsicht richtig und gut sein lassen und uneingeschränkt die Möglichkeiten Gottes eröffnet.

Genau darum geht es im Glauben. Der dreifaltige Gott möchte uns Menschen nach dem Vorbild des menschgewordenen Sohnes hineinnehmen ins Göttliche, in die Möglichkeiten und in das Richtigsein Gottes. Das wurde schon bei der Brotvermehrung deutlich. Ohne menschliches Zutun der Jünger und Apostel hätte sie nicht stattgefunden (vgl. letzter Sonntag, Mt. 14, 16: „Gebt ihr ihnen zu essen“). So sind die Apostel als Mitwirkende hineingewachsen und hineingenommen in Gottes Großzügigkeit und Freigiebigkeit und was da sonst noch aufzuzählen wäre.

Diese Logik der „Vergöttlichung“ des Menschen – und das ist Erlösung – zeigt sich bei dem nun folgenden „Spaziergang“ auf dem See noch einmal. Nach seinem Beten geht Jesus „um die vierte Nachtwache“ über den See auf die Jünger zu, die erst einmal erschrecken und in Panik geraten. Jesus beruhigt sie. So wagt es Petrus, sich vom Herrn rufen und auffordern zu lassen, ihm entgegen zu gehen. Das bedeutet doch: Petrus glaubt, dass er im Hinhören auf Gott mit Gottes Gaben und Möglichkeiten beschenkt wird und so ebenfalls auf dem See wandeln kann.

Die entsetzten Jünger – so auf dem Bild – können es nicht fassen, wollen Petrus gar zurückhalten vor dem scheinbar wahnsinnigen Wagnis, im Vertrauen auf Gott und mit seiner Gnade die eigenen Grenzen hinter sich zu lassen und über sie hinauszugehen. Petrus lässt sich von den „Kleingläubigen“ nicht abbringen. Er kann solange über das Wasser gehen, wie er auf Gott hört, mit ihm betend im Dialog und Austausch steht und sich „rufen“ lässt und ansprechbar bleibt. In dem Augenblick jedoch beginnt er zu sinken, wo er bemerkt, „wie heftig der Wind war“ (Mt. 14,30). Da sieht Petrus nur noch menschlich, ist nicht mehr auf Gott ausgerichtet, hört nicht mehr Gottes Stimme sondern nur noch das bedrohliche Brausen des Windes. Er beginnt zu sinken.

Jesus reicht ihm daraufhin die Hand; wie jedem von uns, die wir noch auf dem Weg des Glaubens, des Hinhörens und Vertrauens, der Umgestaltung und Verwandlung hinein in Gottes Größe und damit auf dem Weg der Erlösung sind.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 31/2008 - 18. Sonntag im Jahreskreis (A)

Sie sehen rechts ein Bild von Siger Köder. Vordergründig ist es eine Illustration zum Sonntagsevangelium, zum Wunder der Brotvermehrung (Mt 14,13-21): Brot wird gebrochen, nach vorn weitergereicht und dort den leeren Händen der Hungernden übergeben. Hintergründig ist es ein »Suchbild«. Der Betrachter des Bildes soll auf die Suche gehen und sich fragen: Wo auf dem Bild finde ich mich wieder?

Gehöre ich (a) zu denen, die ihre Hände ausstrecken, weil ihnen Entscheidendes zum Leben fehlt: Brot, Kleidung, Geld, Gesundheit, Geborgenheit, Liebe? – Wenn Sie das Bild in die Hand nehme, entspricht die Haltung Ihre Hände den beiden äußeren am unteren Bildrand! Sind nicht wir alle Empfangende, angewiesen auf die Gaben anderer? ... Oder gehöre ich (b) zu denen, die austeilen? – Da gibt es solche, die geradezu hineinverknotet sind in das Geschehen von Empfangen und Weitergeben; solche, die voll Freude erfahren, dass »geben seliger ist als nehmen« (Apg 20,35); aber auch jene, die fast zerrissen werden zwischen dem eigenen Sich Ausstrecken und den Erwartungen der Nächsten. Mancher sieht die Not der anderen, vermag jedoch nicht mehr, als nur selber seine Arme ins Leere ausstrecken. ... Oder gehöre ich (c) zu dem einen, der zwar mittendrin steht im Geschehen, aber völlig unbeteiligt ist? – Er wendet uns den Rücken zu. Um ihn herum ist es Dunkel. Auch damit wird dem Betrachter vieles gesagt!

Suchen und fragen Sie: Wo bin ich auf diesem Bild? ... Und was habe ich weiterzugeben: Brot und was man so zum alltäglichen Überleben braucht? – Das darf nicht alles sein; denn der Mensch lebt »nicht nur von Brot, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt« (Mt 4,4)! Deshalb wird auch ein Brief weitergegeben: das Wort, das einen anderen anspricht, ernst nimmt, aufrichtet, ihm einen Weg weist, das »Wort des lebendigen Gottes«. Schließlich dürfen Rosen nicht fehlen: Zeichen der Zuneigung, der Zärtlichkeit, der Liebe!

Dieses Bild lädt ein zu einer zweiten Such-Frage: Wo in meinem Alltag finde ich Gott? – Wie meist in den Bildern von Sieger Köder, ist Gott nicht direkt zu sehen! Vordergründig verteilen Menschen, was sie haben. Ohne ihren Beitrag – und wenn er noch so gering ist: fünf Brote und zwei Fische (Mt 14,17) – wirkt Jesus keine Wunder. Aber alles menschliche Bemühen kann das Entscheidende nicht bewirken: Erst Gott lässt aus Mangel Fülle entstehen, wo Mensche in Liebe geben und im Glauben Gott alles zutrauen.

Es ist im Bild wie im Alltag: Gott bildet den Hintergrund, den Ausgangspunkt des ganzen Geschehens. Er, der Geber, ist gegenwärtig in seinen Gaben: Er ist selbst das Brot des Lebens, das einzige „Lebens-Mittel“ zum unbegrenzten, ewigen Leben (vgl. Joh 6,35.48-51). Wir sehen dieses besondere und einzigartige Brot ganz oben am Bildrand. Gott selber ist sichtbar nur in den brotbrechenden Händen seines Sohnes, der sich selber austeilt wie in der gebrochenen Hostie, da er sich für uns alle am Kreuz hat zerteilen und brechen lassen. – Von nun an lässt Gott sich finden in jedem liebenswürdigen Wort. Wir begegnen ihm, wo wir in Liebe einander zugeneigt sind: Denn Gott ist die Liebe, und jeder, der liebt, erkennt Gott (vgl. 1 Joh 4,7f). In besonderer, realer und unaussprechlicher Weise ist Gott gegenwärtig in der Heiligen Hostie, in der er sich uns als Speise der Unsterblichkeit (Ignatius von Antiochien) schenkt.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 30/2008 - 17. Sonntag im Jahreskreis (A)

Rembrandt, Matthäus und der Engel, Paris - Louvre

Die erste Lesung dieses Sonntages erzählt davon, dass Salomo eines Nachts vor Gott einen Wunsch frei hat. Im Traum ist Gott ihm erschienen und hat ihn dazu aufgefordert, einen Wunsch auszusprechen. Salomo darf sich vor Gottes Angesicht wünschen, was er will: Aber nur ein einziges Mal. Gott, der Allmächtige und Wahr-haftige, brauchte ihm nicht eigens zu versichern, dass er diesen Wunsch selbstverständlich erfüllen wird. In vielen Märchen kommt es vor, dass die Hauptperson drei Wünsche frei hat. Oft ist es aber dann so, dass der/die Wünschende den letzten der drei Wünsche dazu benutzen muss, die Dummheit und Kurzsichtigkeit der ersten beiden Wünsche wieder gut zu machen. Meist sind die ersten beiden Wünsche auf die Vermehrung von Reichtum ausgerichtet, der dann zur Falle wird und mittels des dritten Wunsches wieder aufgehoben wer-den muss. Bevor Sie, lieber Leser, nun einfach weiter lesen: Legen Sie bitte eine kleine Pause ein. ... Ja: Sie haben rich-tig gelesen: Legen Sie die Pfarrnachrichten, die Sie gerade in Händen halten, bitte für einen Moment beiseite und überlegen Sie, was Sie sich an Stelle von Salomo gewünscht hätten. ... Seien Sie ehrlich! ... Nehmen Sie die Pfarrnachrichten erst wieder zur Hand und lesen Sie erst dann weiter, wenn Sie sich für einen Wunsch entschieden haben. - Pfarrnachrichten bitte weglegen!! – Schummeln gilt nicht!! Vergleichen Sie nun Ihren Wunsch mit dem, den damals Salomo vor Gott geäußert hat. Salomo bat um ein "hörendes Herz". – Diese Bitte ist im Sinne des Alten Testamentes umfassend zu verste-hen: Das Herz ist Personmitte des ganzen Menschen mit seinem Denken, Wollen und Fühlen. Wenn Gott Sa-lomo auf seine Bitte hin "ein weises und unterscheidendes Herz" gibt, so schenkt er ihm damit eine zuverläs-sige, dauerhafte und alle Lebensvollzüge umfassende Orientierung für sein gesamtes Leben. Wer lernt und sich einübt, auf Gott zu hören, wird weise und handelt so. So wünsche ich Ihnen und uns allen, dass unser größter Wunsch in die Richtung weist, die uns die Heilige Schrift in der Gestalt des Salomo ans Herz legt.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

 

Pfarrnachrichten 29/2008 - 16. Sonntag im Jahreskreis (A)

Liebe Pfarrangehörigen!

Nachdem der Gutsherr mit seinen Knechten Weizen gesät hatte, kam nachts sein Feind und säte Unkraut. Als schließlich beides aufging und der Schaden sichtbar wurde, drängte es die Knechte, das Unkraut auszureißen. Der Gutsherr hielt sie zurück: "Lasst beides wachsen bis zur Ernte. Sonst reißt ihr mit dem Unkraut auch der Weizen aus." Erst am Ende sollten Sie das Unkraut vom Weizen trennen, das Unkraut verbrennen und den Weizen in seine Scheune bringen.

Auch uns drängt es manchmal drein zu schlagen, wenn etwas daneben geht. Wir kennen diese Spannung auch im Innern des Menschen: Keinem von uns gelingt es, immer ein wirklich guter Mensch zu sein.

Die Lesungen vom 16. Sonntag im Jahreskreis artikulieren Erfahrungen wie diese: Wachstum ist ein langsamer und oft unsichtbarer Prozess, der mit einer gewissen Notwendigkeit durchkreuzt werden muss. Nur so werden wir auch in Geduld, Nachsicht, Demut und im Vertrauen auf Gott wachsen: "Der Geist nimmt sich unserer Schwachheit an … und tritt so, wie Gott es will, für die Heiligen ein.“ – Die Erfahrung von Schwachheit und „Unerlöstheit“ bewahrt den, der mit sich selber ehrlich ist, vor der größten aller Versuchungen: Gottlos leben und sich ohne Ihn verwirklichen zu wollen. Ein solches Vorhaben ist definitiv zum Scheitern verurteilt.

Möge die Begeisterung des Weltjugendtages in Sydney weltweit die Menschen erneut dazu bewegen, sich dem Wort Gottes zu öffnen und ihm gemäß zu leben.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

Pfarrnachrichten 28/2008 - 15. Sonntag im Jahreskreis (A)

Liebe Pfarrangehörige!

Am Samstag, dem 29. Juni, eröffnete Papst Benedikt XVI. das Paulus-Jahr anlässlich des 2000-Jahr-Jubiläums der Geburt des Völkerapostels Paulus. Bis zum 29. Juni des nächsten Jahres sollen die Christen weltweit der Geburt des heiligen Paulus gedenken. - In seiner Predigt betonte Papst Benedikt XVI., dass Paulus unser Lehrer sei und dass das Paulus-Jahr nicht dazu diene, um über „vergangene Geschichte nachzudenken“.

„Dazu habe ich dieses besondere ‚Paulusjahr’ ausgerufen: damit wir ihm zuhören und von ihm als unserem Lehrer jetzt den Glauben und die Wahrheit erlernen, in denen die Gründe für die Einheit unter den Jüngern Christi verwurzelt sind.“ - Wer ist Paulus? Dies ist für den Papst die Grundfrage. Der Glaube des Völkerapostels sei das „Getroffensein von der Liebe Jesu Christi“ gewesen; sie habe ihn bis ins Innerste erschüttert und umgewandelt.

Der Glaube des Paulus ist nicht„eine Theorie, nicht eine Meinung über Gott und die Welt. Sein Glaube ist das Auftreffen der Liebe Gottes in seinem Herzen. Und so ist dieser Glaube selbst Liebe zu Jesus Christus“.

Diesen Sonntag hören wir im Evangelium das Gleichnis vom Sämann, der aufs Feld ging, um zu säen. Ein Teil der Körner fiel auf den Weg, ein anderer Teil auf felsigen Boden, wieder ein anderer Teil unter die Dornen. Frucht brachte nur der Teil der Saat, der auf guten Boden fiel. - Der guten Boden steht für die Bereitschaft, die Anrufe Gottes wahrzunehmen. Wie damals Saulus so spricht heute Gott auch jeden von uns an: Jetzt, in diesem Augenblick; oder gleich, wenn wir uns wieder auf den Weg machen; oder erst heute oder morgen Abend, wenn wir auf den Tag zurückblicken. Wer sich von Gott ansprechen, sich von seiner Liebe treffen lässt, dessen Leben wird – wie das des Hl. Paulus – eine segensreiche Spur in der Geschichte hinterlassen. - Das wünsche ich allen zum Segen aller.

Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt

 

27 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Letzten Samstag, 29. Juni, hat Papst Benedikt XVI. das Paulus-Jahr anlässlich des 2000-Jahr-Jubiläums der Geburt des Völkerapostels Paulus eröffnet. Bis zum 29. Juni des nächsten Jahres sollen die Christen weltweit der Geburt des heiligen Paulus gedenken.

Zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und weiteren Vertretern christlicher Kirchen und kirchlicher Gemeinschaften, feierte der Papst die Vesper am Grab des Völkerapostels in der Päpstlichen Basilika Sankt Paul vor den Mauern. - Das Paulus-Jahr steht im Zeichen zahlreicher Initiativen. Auch die Ökumene bildet einen Schwerpunkt. Neben dem Ökumenischen Patriarchen und den vielen Mitgliedern der Delegation aus Konstantinopel nahmen auch Vertreter der orthodoxen Patriarchate von Jerusalem und Moskau sowie aus Griechenland und Zypern teil. Die anglikanische Weltgemeinschaft war durch den Primas von Westindien, Erzbischof Drexel Gomez, vertreten.

Benedikt XVI. und Bartholomaios I. entzündeten an einem Kohlebecken vor dem Eingang der Basilika ein Feuer, das das ganze Paulus-Jahr über brennen wird, und betraten die Basilika anschließend durch das „Paulus-Tor“, das im Jubeljahr durchgehend für die Pilger geöffnet bleibt.

In seinem kurzen Grußwort zur Eröffnung des Paulus-Jahres erklärte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., dass die radikale Bekehrung und das apostolische Kerygma des Saulus von Tarsus die Geschichte im wörtlichen Sinn „erschüttert“ und die Identität des Christentums selbst herausgeformt hätten. Paulus hätte einen großen Einfluss auf die Kirchenväter gehabt, „etwa auf den heiligen Johannes Chrysostomus im Osten und den heiligen Augustinus von Hippo im Westen“. Der Völkerapostel sei ein Mann gewesen, der eine Verbindung zwischen der griechischen Sprache und der römischen Mentalität seiner Zeit gestiftet, das Christentum ein für allemal von jeder mentalen Enge befreit und für immer das katholische Fundament der ökumenischen Kirche geformt habe.

Wörtlich sagte der Patriarch zum Schluss seiner Ansprache: „Wir hoffen, dass das Leben und die Briefe des heiligen Paulus für uns weiterhin eine Quelle der Inspiration sind, damit alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens geführt werden’“.

Für uns in St. Pantaleon ist dies eine freudige Ermutigung und Bestätigung, die langjährigen ökumenischen Kontakte auch in Zukunft weiterhin zu pflegen.

26 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Diesen Sonntag feiern wir das Hochfest Peter und Paul (Petrus und Paulus): Es hat Vorrang vor dem fortlaufenden Sonntag im Jahreskreis. – Peter und Paul: Hinter diesen so oft in einem Atemzug genannten Namen verbergen sich zwei sehr verschiedene Charakteren mit ganz unterschiedlichen, fast schon gegensätzlichen Biographien.

Petrus hat Jesus von Beginn seines öffentlichen Wirkens an begleitet. Paulus dagegen ist erst durch eine persönliche Begegnung mit dem Auferweckten zu dessen glühendem Verkünder geworden. Petrus, aus dem eher abgelegenen Galiläa, steht als Erster der Zwölf für die von Jesus angestrebte endzeitliche Sammlung Israels. Paulus, der Diasporajude mit römischem Pass, erkennt in Jesu stellvertretendem Sühnetod die Möglichkeit, auch Nichtisraeliten in die Heilsgemeinschaft des Gottesvolkes aufzunehmen. Bei allen Gegensätzen und gerade auch deswegen sind beide dennoch – jeder für sich und beide gemeinsam – für die Ausprägung des Christentums unverzichtbar gewesen; und werden es bleiben.

Jeder von beiden, so die landläufige Meinung, stehe für miteinander in Spannung stehende Grundsätze, ohne welche die Kirche ihren Auftrag nicht erfüllen könnte. Petrus stehe für Kontinuität mit dem Ursprung und für den Zusammenhalt untereinander. Paulus hingegen stehe für die aus Schuld und Verlorenheit befreiende Zuwendung Gottes in Christus Jesus, und damit für Flexibilität und Offenheit dem Menschen gegenüber. – In der Tat ist beides richtig und wichtig. Beides gehört stets zum Wesentlichen der Botschaft Jesu und seiner Kirche.

Da trifft es sich gut, wenn an diesem Sonntag unser Subsidiar Prof. Dr. Johannes Stöhr sein 50jähriges Priesterjubiläum feiert. Sein Namenspatron ist zwar Johannes der Täufer. Aber der Name Johannes erinnert doch immer auch an den Apostel der Liebe. In ihr, der Liebe, lassen sich scheinbare Gegensätze immer auflösen. So haben sich auch Petrus und Paulus nach einer harten Auseinadersetzung über die Frage der Zulassung von Heiden zur Taufe einvernehmlich einigen können. – Und unserem Subsidiar wünschen wir von Herzen, dass seine Liebe zu unserem Herrn ihn weiterhin so erfrischend und munter wie bisher in St. Pantaleon noch lange Jahre segensreich wirken lasse.



(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

25 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

»Habt keine Angst, Christus aufzunehmen und seine Herrschergewalt anzuerkennen! (...) Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!« Diese Worte von Papst Johannes Paul II. bei seiner Amtsübernahme werden wohl unvergessen bleiben. – »Fürchtet euch nicht!« Das ist auch die Botschaft des Herrn im aktuellen Sonntagsevangelium. Die Seinen sollen sich nicht vor den Menschen fürchten, weil diese zwar »den Leib, aber nicht die Seele töten können.« Der Herr schließt jedoch nicht jede Furcht aus, denn er fügt hinzu: »Fürchtet euch (aber) vor dem, der Seele und Leib ins Verderben der Hölle stürzen kann.«

Sich in gewisser Weise überhaupt nicht fürchten, in anderer aber sehr wohl: Das ist, plakativ zusammengefasst, die Kernaussage des aktuellen Evangeliums. Der unterschiedliche Kontext bestimmt, wann Furcht und wann das Gegenteil angesagt ist. Dieser wiederum hat mit der Liebe zu tun.

Vor allem in den Begriffen Ehrfurcht und Gottesfurcht spiegelt sich in schöner Weise wider, dass rechte Furcht ganz eng mit der Liebe zusammen hängt. Sie bestimmt, wann und wie Furcht zum Leben segensreich dazu gehört, oder ob sie als Belastung den Menschen fesselt und knechtet. Es ist doch die Liebe, die den Menschen von jeder falschen Angst und Sorge befreit und ihn antreibt, seine Schritte auf das Gute hin furchtlos zu beschleunigen. Zugleich bewirkt die rechte Furcht, »dass wir aufschauen, wohin wir unsere Füße setzen, um auf einem Weg nicht zu fallen, auf dem es so viele Anlässe zum Straucheln gibt.« (Theresia von Avila)

Damit wird indirekt auch behauptet, dass alle Ängste von der Sünde her rühren, vom Verlust oder vom Nachlassen der Liebe und der Ehrfurcht vor dem Schöpfer und seinem Werk. Deshalb sollte die einzig wirkliche Furcht des Menschen die Furcht vor der Sünde, die Angst davor sein, die Freundschaft mit Gott nicht ernst zu nehmen. Außer der Sünde soll der Mensch nichts fürchten, denn durch die Sünde kündigen wir Gott die Freundschaft auf. Das hat vor Jahren Papst Benedikt noch als Kardinal Ratzinger eindringlich auf den Punkt gebracht: »Wer Gott liebt, weiß, dass es nur eine wirkliche Bedrohung für den Menschen gibt, die Gefahr, Gott zu verlieren.« (J. Ratzinger, Auf Christus schauen, Freiburg 1989, S.46)



 

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

24 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Selten hat der Herr so eindringlich zu seinen Jüngern gesprochen, wie im Evangelium des aktuellen Sonntags. Er ist erschüttert beim Anblick der Menschen: Sie sind sich selbst überlassen, orientierungslos, müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben.

Die Zuhörerschaft Jesu in jenem kleinen Land am Rande des römischen Weltreiches war bescheiden. Und doch sieht Jesus ein weites Feld: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeiter. Darüber hinaus spricht er nicht von Säleuten, sondern von Schnittern, die bereit sind, die Ernte einzubringen. Und das, obwohl die dramatischen Worte des Propheten in der Zeit Jesu, wie auch heute wieder, traurige Wirklichkeit waren: Kahl liegt das Feld, der Acker trauert; denn das Korn ist vernichtet, vertrocknet der Wein, das Öl ist versiegt. Die Bauern sind ganz geschlagen, es jammern die Winzer; denn Weizen und Gerste, die Ernte des Feldes ist verloren. (Joël 1,10-12).

Allem zum Trotz spricht Jesus von einer Ernte; einer Ernte, die es einzuholen gilt, damals wie heute. Wohl haben Verweltlichung, Wohlstand und Konsum vor allem in den Ländern der so genannten Ersten Welt dazu geführt, so zu leben, als wenn es Gott nicht gäbe’. Unter der Asche der Gleichgültigkeit schwelt jedoch bei vielen eine heimliche Sehnsucht nach Gott.

Darauf hat schon vor gut 20 Jahren Papst Johannes Paul II. bei seinem zweiten Deutschlandbesuch hingewiesen: »Auch wenn Menschen oft leben, als gäbe es Gott nicht, so sehnen sie sich doch im Tiefsten auf ihrer Suche nach Glück und Geborgenheit ständig nach ihm.« Diese Tendenz hat bis heute deutlich zugenommen.

Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenig Arbeite. Wir sollten deshalb in der festen Überzeugung leben, dass sich überraschend viele dem Herrn wieder zuwenden, wenn wir als Christen unseren Glauben mutig ins Wort setzen und unser Tun auch als orientierendes und ansprechendes Beispiel verstehen.


 

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

23 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

»Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.« Mit diesen Worten aus dem Evangelium vom 10. Sonntag im Jahreskreis kritisiert Jesus die Pharisäer, die sein Verhalten nicht verstehen konnten. – Jesus hatte einen Mann namens Matthäus aufgefordert, seine Arbeit am Zoll ruhen zu lassen und ihm nachzufolgen. Daraufhin lud Matthäus Jesus zum Essen ein, und viele Zöllner und Sünder kamen hinzu und aßen mit ihm.

Die Pharisäer waren fassungslos. Für sie war es undenkbar, sich mit Zöllnern und Sündern abzugeben. Man fragt sich, warum? – Sie wollten ein reines, ein gutes und gottgefälliges Leben führen; ein Leben, so wie es uns Menschen entspricht, und so, wie Gott es sich für uns gedacht hat. Soweit so gut. Deshalb hat Jesus sie auch nicht kritisiert.

Seine Kritik richtet sich gegen eine Fehlhaltung, eine Verirrung, die sich bei den Pharisäern eingeschlichen hatte: Sie hielten sich für etwas Besseres. – Rein äußerlich betrachtet war ihr Leben in manchem sicher „besser“ und „frommer“, als das der Zöllner und Sünder. Aber dem Wunsch der Pharisäer, ein gutes Leben zu führen, fehlte etwas Entscheidendes: die rechte Demut und die rechte Verbundenheit mit Gott.

»Das kann ich ganz alleine!« - »Alles in Ordnung!« - »Danke, ich brauche keine Hilfe!« - »Ich will auf niemanden angewiesen sein!« ... Beteuerungen wie diese kommen nicht selten aus einem verborgenen Stolz. Oberflächliche Selbstgerechtigkeit und Unehrlichkeit sich selber gegenüber sind ihre Ursache. Man überspielt seine eigenen Schwächen. Obwohl man eigentlich, wie jeder Mensch, über seine menschlichen Begrenzungen hinauswachsen möchte, bleibt man ihnen doch lieber verhaftet, weil man sie ohne fremde Hilfe, insbesondere der Hilfe Gottes, nicht überschreiten kann.

Wer diese pharisäische Fehlhaltung, von der niemand von uns ganz frei ist, einzugestehen vermag, der ist unserem Herrn wieder nahe. Im selben Evangelium lehrt Jesus, dass nicht Opfer und Leistung sondern Barmherzigkeit der Schlüssel zum Glück ist. – Die sich selber für gerecht halten, spricht er nicht an, weil sie seine Hilfe nicht annehmen sonder lieber das bleiben wollen, was sie sind: begrenzte Menschen. Jesus spricht die Sünder an, die sich mit ihren menschlichen Grenzen nicht abfinden wollen, sondern mit Gottes Hilfe weit über sie hinaus bis in den Himmel hinein wachsen möchten.


 

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

22 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. So steht es im Evangelium, das wir diesen Sonntag hören werden. Der Herr erinnert uns an ein Beten, das aus dem Herzen kommt und keine Spaltung zwischen Wort und Denken, Reden und Tun kennt. Ein Beten also dem die Tat folgt, so wie man das mit Gott besprochen hat.

Wir kennen dieses Problem von Gesprächen unter uns Menschen. Da gibt es wichtige aber unverbindliche Unterhaltungen, bei denen Wesentliches ungesagt bleibt. Es fehlt das notwendige Vertrauen dafür. Man hält sich bedeckt, legt nicht alle Karten auf den Tisch. Diplomatie oder Geschäft nennt man das. Die Worte sind gut überlegt, gar einstudiert. Man spricht vielleicht sogar viel, ist aber darauf bedacht, möglichst wenig zu sagen. Entsprechend „taktisch“ wird das Besprochene dann auch umgesetzt.

Bei einem freundschaftlichen oder herzlichen Gespräch hingegen ist es genau umgekehrt. Man möchte sich mitteilen, dem anderen anvertrauen. Womöglich versteht man sich auch mit wenigen Worten, gar nur mit den Blicken. Mit dem, was man daraufhin tut, will man das Gesagte und womöglich Versprochene noch übertreffen.

So soll es auch beim Beten, im Dialog mit dem Herrn sein. Dieses Gespräch soll weder diplomatisch noch geschäftsmäßig, noch heuchlerisch oder oberflächlich sein. Und es soll sich im täglichen Leben in ganzer Fülle wieder finden lassen. – Zur weiteren Veranschaulichung bedient der Herr sich des Gleichnisses vom Hausbau auf Sand beziehungsweise auf sicherem Felsen. Auf Sand baut das Haus derjenige, dessen Gebet ein Lippenbekenntnis bleibt und sich im täglichen Leben nicht wirklich widerspiegelt. Es wird vom Wasser hinweggespült und vom Wind umgeweht. Entsprechen anders ist es mit dem auf Felsen gebauten Haus.

So wird auch am Ende das Leben eines Menschen danach beurteilt, ob er diese Worte hört und danach handelt.




(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

21 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage. (Mt 6,34) So endet das Evangelium vom diesem Sonntag. Der Herr spricht über Gottes Vorsehung; dabei auch über den rechten Umgang mit der Zeit.

Das Vergehen der Zeit macht nachdenklich. Das Gestern ist vorüber und wird nie wiederkehren. Das Morgen liegt noch vor uns. Wir wissen jedoch nicht genau, ob es kommen und was es bringen wird.

Nur das Heute halten wir in Händen. Nur im Heute können wir Gott und unseren Nächsten lieben. Nur im Heute können wir uns gewinnen lassen, von Gott und unserem Nächsten, in und durch die vielfältigen Aufgaben, aus denen der Tag gewoben ist.

Viele Menschen erwecken den Eindruck, unter dem Druck der Zeit zu stehen und sich von ihr bestimmen zu lassen. Andere wollen mit der Zeit gehen und lassen sich so fremd bestimmen. Vielleicht versinnbildet das Stundenglas mit seinem gleichmäßigen und ruhig daherrieselnden Sand die von Gott uns Menschen zugedachte Haltung besser als die ruckhafte Bewegung des Sekundenzeigers.

In dieser Woche rät Christus uns, in der uns gegebenen Zeit gelassen zu bleiben, unbelastet vom Vergangenen und unbesorgt angesichts des Zukünftigen. Es ist eine Haltung wohlbegründeter Sorglosigkeit: sorglos nicht nur, weil der morgige Tag schon für sich selbst sorgen wird, sondern weil unser Vater im Himmel für uns sorgt. Wer seine Zeit und ihr Verrinnen Gott überlässt, findet viel leichter Kraft, sich den Aufgaben der Gegenwart zu stellen. Und darauf kommt es an.




(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

20 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Unser christliches Leben ist vom Bekenntnis zum einen und dreifaltigen Gott geprägt: Anfang und Ende, Taufe und Begräbnis, Aufstehen und Zubettgehen, Morgen- und Abendgebet, Tischsegen und andere Segnungen: Der Christ beginnt und beendet sie: »Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Und so ist auch in der Liturgie: Alles Beten und Opfern richtet sich durch Christus im Heiligen Geist an den Vater. Deshalb betet die Kirche so oft das »Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist!«

»O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege!« lesen wir bei Paulus im Römerbrief (11,33) und finden Ähnliche schon im Alten Testament (vgl. Ijob 11,7f; Ps 139,17) Unser Glaube ist das Ja zu geheimnisvollen Wirklichkeiten, wobei das Geheimnis der Allerheiligsten Dreifaltigkeit noch unergründlicher ist als alle anderen. Zugleich ist das Geheimnis der Dreifaltigkeit »das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese erhellt.« (Katechismus der Katholischen Kirche, 234) – In diesem Glaubensgeheimnis bekennen und nehmen wir gläubig an, wer Gott in sich selber ist: Der eine und einzige Gott in drei Personen, so wie er sich der Menschheit schrittweise durch das Alte und schließlich das Neue Testament geoffenbart hat.

Von daher sind es biblisches Wissen und menschliche Logik, die zu den präzisen und widerspruchsfrei durchdachten Glaubensaussagen führen, wie man sie etwa im Katechismus der katholischen Kirche (253-255) nachlesen kann: »Die Trinität ist eine. – Wir bekennen nicht drei Götter, sondern einen einzigen Gott in drei Personen (…). Die göttlichen Personen teilen die einzige Gottheit nicht untereinander, sondern jede von ihnen ist voll und ganz Gott (…). Die drei göttlichen Personen sind real voneinander verschieden (…). ›Vater‹, ›Sohn‹ und ›Heiliger Geist‹ sind nicht einfach Namen, welche Seinsweisen des göttlichen Wesens bezeichnen (sondern) real voneinander verschieden. (…) Die göttliche Einheit ist dreieinig. (…) Die drei göttlichen Personen beziehen sich aufeinander; weil die reale Verschiedenheit der Personen die göttliche Einheit nicht zerteilt, liegt sie einzig in den gegenseitigen Beziehungen.«

Der eigentliche Zugang zum Geheimnis jedoch öffnet sich der betenden Erfahrung, die mit unserem Herrn Jesus Christus den Vater als »Herr des Himmels und der Erde« preist, weil er »all das den Weisen und Klugen verborgen, aber den Unmündigen offenbart hat.« (Mt 11, 25) Aus solch vertrauensvollen Beten erwächst liebende Zwiesprache mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist. Davon etwa legt der scharfsinnige Kirchenlehrer und große Rhetoriker Augustinus Zeugnis ab, der seinen umfassenden Traktat über die Dreifaltigkeit mit einem demütigen Gebet beendet hat: »Ich habe, so gut ich es vermochte, so gut du mir Vermögen gabst, dich gesucht, habe mit der Vernunft zu schauen verlangt, was ich glaubte, habe viel erörtert, viel mich gemüht. Herr, mein Gott, meine einzige Hoffnung, erhöre mich, dass ich nicht, müde geworden, dich nicht mehr suchen will, sondern mit Inbrunst dein Antlitz suche immerdar.« (Augustinus, Über die Dreieinigkeit, 15,28,51).

 


(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

19 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. (Röm 5,5). Halleluja.

In jüdischer Zeit war Pfingsten einer der drei großen Festtage der Israeliten. Viele von ihnen pilgerten nach Jerusalem, um Gott im Tempel anzubeten. Die Juden feierten dieses Fest sieben Wochen nach Ostern, dem Pascha-Fest, genauer: 50 Tage danach. Daher erhielt es die rabbinische Bezeichnung »Fest der fünfzig Tage – Pentekoste«, woraus das deutsche »Pfingsten« entstanden ist. Dieses Fest war ursprünglich ein Erntedankfest. Es gehörte mit dem Pasch- und dem Laubhüttenfest zu den so genannten Pilgerfesten, an denen jeder männliche Israelit verpflichtet war, den Tempel in Jerusalem aufzusuchen.

Später verband sich mit diesem Erntedankfest die Erinnerung an die Übergabe der zehn Gebote auf dem Berg Sinai. So wurde der Tag des zweifachen Dankes für die Ernte und für den ersten Bundesschluss Gottes mit seinem auserwählten Volk durch göttliche Fügung zum Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes. Denn als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder.(Apg 2,1-2).

Am Pfingsttag vollendet sich die Sendung Jesu zu unserem Heil: »Christus der Herr spendet den Geist in Überfülle.« (KKK 731). Der dreifaltige Gott vollendet am Pfingsttag den Bund, den er nicht mehr nur mit dem auserwählten Volk am Berg Sinai, sondern nun durch die menschgewordene zweite göttliche Person des Sohnes in Jesus Christus mit allen Menschen geschlossen hat. Seit diesem Tag, dem Pfingstereignis, »steht das von Christus angekündigte Reich allen offen, die an ihn glauben.« (KKK 732) Mit dem ersten Pfingstfest beginnt eine neue, die letzte Zeit vor der Wiederkunft Christi am jüngsten Tag. In dieser letzten Zeit »handelt Christus fortan in und mit seiner Kirche auf eine neue, ... eigene Weise ... durch die Sakramente« (KKK 1076), die uns »die Früchte des Pasch-Mysteriums« (vgl. ibid.), die Gnade Gottes vermitteln.


(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

18 / 2008

Liebe Pfarrangehörige!

Jesus ist nicht gekommen, um alle Probleme dieser Welt zu lösen, sondern um Gott in dieser Welt sichtbar zu machen. Jesus ist der Weg Gottes zu den Menschen und der Weg der Menschen zu Gott hin. In Jesus, dem menschgewordenen Gott, ist uns Gottes Wesen sichtbar und sein Geist erfahrbar geworden. Das ist deshalb wichtig, weil die neue Schöpfung ihren Anfang allein in Gott hat. Nur von ihm her ist es uns Menschen möglich, Probleme in ganz unerwarteter Weise zu lösen. Das gelingt durch, mit und in Christus. Versuchen wir auf Jesus zu blicken und in seiner Gegenwart zu leben, dann wachsen wir hinein in die Sichtweise und in die Art Gottes.

„Geheiligt werde dein Name.“ So beten wir im Vaterunser. Diese Bitte nimmt uns in das innerste Geheimnis Gottes und sein Tun für unser Heil hinein. Durch diese Bitte stimmen wir uns ein in seine Absicht, dass wir in Liebe heilig und untadelig vor Gott leben. (vgl. Eph 1,4).

Deshalb krempeln die Apostel nach der Himmelfahrt Jesu nicht gleich die Ärmel hoch. Sie stürzen sich nicht sofort in das Abenteuer der Weltmission, sondern kehren zuerst einmal zurück nach Jerusalem, gingen in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben ... und verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu, und mit seinen Brüdern. (vgl. Apg 1,12.14)

Es gibt eine Kenntnis von Gott und den göttlichen Dingen, die nur durch das aufrichtige Beten erlangt werden kann. In dem Maße, in dem wir uns betend dem Wirken des Heiligen Geistes öffnen, wird uns diese Kenntnis zugänglich. Man kann sie nicht durch menschlichen Scharfsinn und menschliche Gelehrsamkeit erlernen: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart hast. (Mt 11,25)

Dieses Wissen lernt man nicht aus Büchern, sondern durch Erfahrung; nicht durch Beschreibung, sondern durch Verkosten. Ein Botanik-Lehrbuch kann zwar den Geschmack einer Frucht wortreich beschreiben, sie schmecken aber ist nur möglich, wenn wir in sie hinein beißen. Worte sind kein Ersatz für Erfahrung. Die Gabe der Weisheit erlaubt uns – mit Gott durch die Liebe verbunden – uns aus intimer Erfahrung seiner zu erfreuen.

Mehr darüber hören wir in den Schriftlesungen des siebten Sonntags in der Osterzeit.

 

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

17 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Während der vierzig Tage zwischen Ostern und Himmelfahrt richtet sich die Aufmerksamkeit der Gläubigen in besonderer Weise auf den, von dem wir im großen Glaubensbekenntnis bekennen: aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit.

Dies ist auch ein Bekenntnis zu unserem eigentlichen Zuhause, zum Ziel unserer christlichen Berufung. Der Herr hatte den Seinen verheißen, wie wir es am vergangenen Sonntag gehört haben (Joh 14,2f): Ich gehe, um euch einen Platz zu bereiten. Im Hause meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Er will, dass auch ihr dort seid, wo ich bin.

Wo aber wird das sein? Vor Jahren schrieb der heilige Vater noch als Professor und Kardinal Ratzinger: Christi Himmelfahrt »bedeutet den Glauben daran, dass in Christus der Mensch, das Wesen Mensch, aus dem wir alle Anteil haben, auf eine unerhörte und neue Art eingetreten ist ins Innere Gottes. Es bedeutet, dass der Mensch in Gott Raum findet auf immer. Der Himmel ist nicht ein Ort über den Sternen, er ist etwas viel Kühneres und Größeres: das Platzhaben des Menschen in Gott, das in der Durchdringung von Menschheit und Gottheit im gekreuzigten und erhöhten Menschen Jesus seinen Grund hat. Christus, der Mensch, der in Gott ist, ewig eins mit Gott, ist zugleich das immerwährende Offenstehen Gottes für den Menschen. Er selbst ist so das, was wir „Himmel“ heißen, denn der Himmel ist kein Raum, sondern eine Person, die Person dessen, in dem Gott und Mensch für immer trennungslos eins sind« (Kard. Ratzinger, Dogma und Verkündigung, München 1973, S.363).

Als unsere Heimat bedeutet Himmel also, »dass uns Gott in gnadenhafter Weise die ganze Fülle seines Lebens und seiner Liebe offenbart.« Dieses ewige Leben durch, mit und in ihm »schließt Liebe, Friede und Freude ein; ... ist Teilnahme an Gottes eigener Seligkeit und die Vollendung unseres jetzigen gnadenhaften Seins in Jesus Christus und im Heiligen Geist.« (Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Bonn 1985, S.421.)

So wünsche ich Ihnen mit Blick auf das kommende Hochfest Christi Himmelfahrt, an dem wir in St. Pantaleon zudem Erstkommunion feiern werden, kraftvolles Wachsen im hoffnungsfrohen Glauben wie im Verlangen danach, Christus immer näher zu kommen.

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

16 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Auf die Unsicherheit der Apostel, die sie in der Frage nach dem richtigen Weg äußern, antwortet Jesus (Joh 14,6): »Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.« – In unserem Herrn Jesus Christus ist nicht nur Gottes eigene Art, sein Wesen und seine Hinwendung zu den Menschen sichtbar geworden. In Jesus finden wir auch den richtigen Weg für uns. Die vielen Jahre vor seinem öffentlichen Auftreten sind geprägt vom Alltag eines Heranwachsenden und schließlich eines Berufstätigen, der als Sohn des Zimmermanns in seiner Heimat gut bekannt war. (vgl. Mt 13,55).

In ähnlicher und durchaus vergleichbarer Weise, wie Gott Vater im Alltagsleben seines Sohnes Jesus Christus immer gegenwärtig war, möchte Gott auch in unserem Leben gegenwärtig sein und uns führen und leiten, damit unser Leben gut wird und wir Bleibendes zum Wohle aller und zur größeren Ehre Gottes hinterlassen. Deshalb spricht Gott uns an »durch alles, was im Alltag geschieht, durch die Freude und das Leid unserer Mitmenschen, durch die irdischen Sorgen unserer Freunde und Bekannten, durch die vielen kleinen Dinge des Familienlebens. Und Gott ruft uns auch durch die großen Probleme, Konflikte und Aufgaben, die geschichtliche Epochen prägen und das Hoffen und Mühen eines Großteils der Menschheit in ihren Bann ziehen.« (Hl. Josefmaria Escrivá, Christus begegnen, 110.)

Es ist es vor allem der dritten Person Gottes, dem Heiligen Geist zuzuschreiben, dass wir ein geschärftes Gespür für die »vielen kleinen Dinge des Familienlebens« wie für »die großen Probleme, Konflikte und Aufgaben, die geschichtliche Epochen prägen« (ibid.) entwickeln, um alles im Lichte Gottes zu sehen und uns so entscheiden und dann entschieden vorangehen, wie Gott es als das Beste für uns persönlich und durch uns für unsere Mitmenschen gedacht hat. – Wer sich diese Sichtweise und Lebenseinstellung in Gottes Gegenwart vor Augen führt, hat sehr viel Gesprächsbedarf für die persönliche Unterhaltung mit Gott im Gebet.

 

 

(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

15 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

An diesem 4. Ostersonntag, dessen Liturgie von der Gestalt des „guten Hirten“ bestimmt wird, betet die Kirche im Kommunionvers: »Auferstanden ist der Gute Hirt. Er gab sein Leben für die Schafe. Er ist für seine Herde gestorben, Halleluja.« – Das Opfer des Hirten hat den Schafen das Leben wiedergeschenkt, seine Hingabe bringt ihnen Rettung. Wie ein guter Hirt hat der Herr jeden von uns vor Augen. Er kennt, trägt und „erträgt“ uns. Seine Wunden sind unsere Wunden, die er sich hat aufbürden lassen. – Jahre später stärkt Petrus den Glauben der Christen, indem er sie daran erinnert: »Durch seine Wunden seid ihr geheilt. Denn ihr hattet euch verirrt wie Schafe, jetzt aber seid ihr heimgekehrt zum Hirten und Bischof eurer Seelen.« (1 Petr 2,24-25).

Im Alten Testament ist Mose der Hirt der Herde Gottes (vgl. Jes 63,11), und David wird von Gott von seinen Schafen weggeholt, um das Volk Israel zu weiden (vgl. Ps 78[77],70 ff). Aber auch Gott selber ist der Hirte Israels (Ps 80[79],2), der das zerstreute und versprengte Volk wieder sammelt. Alle Verheißungen und Erwartungen an den vollkommenen Hirten, die im Alten Testament anklingen, erfüllen sich im Neuen in der Gestalt Jesu. Vor allem im Johannes-Evangelium erkennen wir neue Züge. Jesus ist keine Herrschergestalt, wie es der messianische König noch war. Er ist der gute Hirt, der sein Leben für die Schafe hingibt und Hirten einsetzt, die sein Werk weiterführen. Im Gegensatz zum Mietling, der bei Gefahr flieht und die Schafe im Stich lässt, setzt Jesus sein eigenes Leben für die Schafe ein; denn es sind seine Schafe, zu denen er eine Beziehung hat, wie auch umgekehrt. Jesus, der oberste Hirt (vgl. 1 Petr 5,4) hat auf Erden seine Vertreter eingesetzt: Papst, Bischöfe und Priester. So leitet sich die Anrede „Pastor“ aus dem lateinischen „pastor“ = Hirt ab.

Aus den ersten christlichen Jahrhunderten sind uns, vor allem in Fresken und Mosaiken, zahlreiche Darstellungen vom guten Hirten überliefert. Sie erinnerten die Gläubigen an all das (s.o.), vor allem an die barmherzige Güte des menschgewordenen Gottes, der die Seinen niemals im Stich lässt.



(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

14 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Um die Mitte des 2. Jahrhunderts schildert Justin der Märtyrer (Apologie, 67) eine Eucharistiefeier wie folgt: »Am Tag, den man Sonntag nennt, findet eine Zusammenkunft aller statt, die in Städten oder auf dem Lande wohnen. Dabei werden die Denkwürdigkeiten der Apostel oder die Schriften der Propheten vorgelesen... Hat der Vorleser aufgehört, so hält der Vorsteher eine Ansprache, worin er zur Nachahmung all dieses Guten ermahnt und auffordert. Dann stehen wir alle auf und senden Gebete empor. Und wenn das Beten beendet ist, wird Brot, Wein und Wasser herbeigebracht. Der Vorsteher spricht mit aller Kraft Gebete und Danksagungen, und das Volk stimmt ein, indem es „Amen“ sagt. Darauf findet die Ausspendung und Entgegennahme (der Eucharistie) statt.«

Nicht mehr der jüdische Sabbat, sondern der Sonntag steht von Anfang an in der Mitte des christlichen Kults, weil – so schreibt Justin weiter (ebd.) – der Sonntag der Tag ist, »an dem Gott (...) die Welt erschuf, und weil an diesem Tag Jesus Christus, unser Erlöser, von den Toten wieder auferstanden ist.«

Am dritten Sonntag in der Osterzeit wird uns in dem ergreifenden Evangelium (Lk 24,13-35) von den Emmaus-Jüngern berichtet, wie Jesus am Ende ihres denkwürdigen „Sich-aus-dem-Staub-Machens“, weg von Jerusalem, »mit ihnen bei Tisch war ..., das Brot brach und es ihnen gab. Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr«. Die sonntägliche Feier und Teilhabe an der Heiligen Messe ist und bleibt die entscheidende Möglichkeit, Christus zu begegnen, ihn zu erkennen und zu lieben. So hat vor mehr als zwanzig Jahren der damalige Erzbischof von Köln, Josef Kardinal Höffner einmal gesagt: »Wer die entscheidende Bedeutung der Eucharistiefeier für unser eigenes christliches Leben, für unsere Familie und für das Leben der Gemeinde begriffen hat, wird verstehen, dass es sich bei der Sonntagspflicht um eine schwere Gewissenspflicht handelt. Ohne hinreichenden Grund der Eucharistiefeier fernzubleiben, ist ein Zeichen der Undankbarkeit und Gleichgültigkeit Gott gegenüber. Allzu leicht führt das Fernbleiben zum Nachlassen des Betens und zum Erkalten der Christusliebe.« (Hirtenbrief zum Familiensonntag 1985).


(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

13 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Auch dieses Jahr haben wir bei der Feier der österlichen Geheimnisse uns ansprechen, ergreifen und mitnehmen lassen von der Größe der Ereignisse, durch die hindurch Gott uns Menschen erneuert und erlöst hat und es bis in unsere Gegenwart hinein weiterhin tut. All den vielen und fleißigen Mitstreitern, die jeweils in ihrer Weise zu einem guten Gelingen der Osterfeierlichkeiten beigetragen haben, danke ich von Herzen. Nicht weniger zum guten Gelingen haben auch all die teilnehmenden Gläubigen beigetragen, da doch die Teilnahme am Gottesdienst nie passiv ist. So ruft etwa die Konzilskonstitution „Sacrosanctum Concilium“ die Gläubigen dazu auf, der eucharistischen Liturgie nicht »wie Außenstehende und stumme Zeugen« beizuwohnen, sondern »die heilige Handlung bewusst, fromm und tätig« mit zu feiern. Die Gläubigen, so die Konstitution, sollen »sich durch das Wort Gottes formen lassen« und »am Tisch des Herrn Stärkung finden. Sie sollen Gott danksagen und die unbefleckte Opfergabe darbringen nicht nur durch die Hände des Priesters, sondern auch gemeinsam mit ihm und dadurch sich selber darbringen lernen. So sollen sie durch Christus, den Mittler, von Tag zu Tag zu immer vollerer Einheit mit Gott und untereinander gelangen.« Viele von Ihnen haben an einem Weißensonntag zum ersten Mal die Heilige Kommunion empfangen. Der bevorstehende „weiße Sonntag“, als erster Sonntag nach Ostern, der wie all die noch folgenden Sonntage der Osterzeit bis Pfingsten von der Farbe weiß geprägt ist, lädt dazu ein, Gott auch durch eine bewusste und tätige Teilnahme an der Feier der Eucharistie für dieses große Geschenk jeden Sonntag neu zu danken.





(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

12 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Christus ist auferstanden! Ostern feiern wir das Geheimnis der Auferstehung Jesu von den Toten. Dieses Ereignis ist das Fundament des Glaubens und der christlichen Hoffnung. Die Botschaft, welche der Engel den Frauen am Grabe verkündete, ist heute so ergreifend wie damals: „Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten. Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat.“ (Mt 28,6) »Traurigkeit und Erschütterung über den Tod ihres Herrn mischten sich mit Unglauben und Staunen über das, was zu außerordentlich erschien, um wahr sein zu können. Das Grab aber war offen und leer: Der Leichnam war nicht mehr da.«

Ähnlich erging es Petrus und Johannes. Auf die Nachricht der Frauen hin liefen sie zum Grab und stellten fest, »dass diese recht berichtet hatten. Auch der Glaube der Apostel ... war durch das Ärgernis des Kreuzes auf eine sehr harte Probe gestellt worden. Bei Jesu Festnahme und angesichts seiner Verurteilung und seines Todes waren alle auseinander gelaufen; nun hatten sie sich wieder zusammengefunden, ratlos und verwirrt. Doch der Auferstandene selbst kam ihrem ungläubigen Verlangen nach Sicherheiten entgegen: Diese Begegnung war kein Traum, keine Illusion oder subjektive Vorstellung; es war eine reale, wenn auch unerwartete und gerade deshalb besonders eindrucksvolle Erfahrung. „Jesus kam, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: ‚Friede sei mit euch!‘“ (Joh 20,19).«

Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen und uns allen, dass diese österlichen Tage auch unseren Glauben erneuere und bestärke; und dass dieser erneuerte und erstarkte Glaube unserem Alltag viel Licht, Freude und Hoffnung gebe.

(Zitate aus der Osterbotschaft 2007 von Papst Benedikt XVI.)



(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

11 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!



Mit dem Palmsonntag treten wir in die Karwoche ein. Die Feier der Kartage, vor allem ab dem Gründonnerstag, gehören zu den ganz intensiven Augenblicken des Kirchenjahres.

Als Christgläubige erinnern wir uns nicht nur, was einmal geschehen ist. Als Christgläubige gehen wir von der Vergegenwärtigung der heiligen und erlösenden Ereignisse dieser Tage aus: Was damals war und geschah, wird in besonderer Weise in der Feier der Eucharistie zur bleibenden Gegenwart. Übrigens auch jeden Sonntag, und immer dann, wenn die Heilige Messe gefeiert wird.

Am Karfreitag wird in der Liturgie nicht eigentlich Eucharistie gefeiert, sondern „nur“ eine Kommunionfeier abgehalten. Damit kommt zum Ausdruck, dass die Gedächtnisfeier am Gründonnerstag – und in jeder Heiligen Messe – zugleich das Kreuzesopfer vergegenwärtig; d.h. wirkliche Gegenwart werden lässt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“ und „Das ist ... mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird.“

So möchte ich jedem von uns empfehlen, nicht nur Zuschauer zu bleiben, sondern den Kreuzweg an sich heran kommen zu lassen, ihn sich zu Eigen zu machen. Dann wird die erlösende Hingabe unseres Herrn, sein Leib und sein Blut, uns in einer Weise berühren, die uns befreit, aufbaut, fröhlich und zuversichtlich werden lässt.

So wünsche ich Ihnen und uns allen von Herzen eine segensreiche Karwoche.






(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

10 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Die Last der Balken ist völlig verschwunden; die letzten abgesprengten Stücke nicht mehr zu sehen. Aber wie leicht täuschen wir uns. Wir meinen, alles sei überstanden und endlich auf dem richtigen Weg.

Ganz unerwartet tauchen andere, ganz neue Schwierigkeiten auf, bedrohlicher als die bisherigen. Und sie gehen an die Substanz. »Dir ist, als stürze die ganze Welt über dir zusammen. Nirgendwo zeigt sich ein Ausweg. Wirklich, diesmal ist es unmöglich, der Schwierigkeiten Herr zu werden.«

Der Herr aber lässt uns den Weg dieser weiteren Läuterung gehen, denn er »weiß: wenn wir uns matt fühlen, dann kommen wir zu Ihm, dann beten wir besser, dann sind wir opferbereiter, dann vertiefen wir unsere Liebe zum Nächsten. Und so werden wir heilig.«

Vergessen wir nie, dass Gott unser Vater ist: »Ein allmächtiger, allwissender, barmherziger Vater. Niemals kann Er dir Schlechtes schicken. Was dir Sorgen bereitet, ist gut für dich, auch wenn deine irdischen Augen jetzt blind sind.«

Am Kreuz, so auch auf diesem Bild, ist Jesus als Mensch ganz eingetaucht in diesen Glauben an das »omnia in bonum!«, daran, dass am Ende alles zum Guten (vgl. Röm 8,28) führt. So bewahrt ihn seine letzte aber ganz bewusste Hingabe an den Willen des Vaters vor einem schmerzverzerrten Gesicht. Solche Züge sind im Bild nicht zu erkennen.

So können auch wir mit ihm in jeder Situation sagen: »Herr, Dein allwissender Wille geschehe, jetzt und immer!«

Zitate aus Josefmaria Escrivá, Der Kreuzweg.


(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

9 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Im Verlauf des Kreuzwegs löst sich die erdrückende Last der Balken auf. ... Obwohl es nur noch wenige sind, drücken sie Jesus dennoch nun gänzlich zu Boden. ... Diese letzten Balken, ganz in den aufdringlich metallenen, roten oder orangen Farben gehalten, verbildlichen den letzten Versuch aggressiver und ruchloser Auflehnung gegen Gott, gegen seine Gerechtigkeit und langmütige Liebe. ... Aber sie haben als verirrtes und in sich widersprüchliches Tun des Menschen gegen Gottes Wahrheit keinen Bestand.

Jesu liebende und beständige Barmherzigkeit entmachtet auch diese Art von Bosheit, die ihre dominierende Kraft eingebüßt hat und sich in der Gottferne verliert. ... So ist die nur noch schwach im Hintergrund angedeutete „schwarze Glocke“ kaum noch zu erkennen.

Die junge Künstlerin, Vanessa Wendt, schreibt zu ihrem Kreuzweg bewegend aber auch selbstkritisch (Vatican-Magazin, 02/2008): »Diese Bilder zeigen einen Weg des Schmerzes, aber sie gehen ihn nicht mit. Sie betrachten von außen. Ich selbst habe beim Malen empfunden, versucht den Weg im Geiste mitzugehen, zu betrachten; hab' mich beim Malen hineingefühlt. Es in meiner Kleinheit versucht. Aber nichts habe ich selbst auf mich genommen. Keine Taten, die heilen, die reinigen, die helfen. Habe nicht mit gelitten, obwohl ich meinen Gott liebe. Habe nur betrachtet und anderen etwas zum „Gott auf Erden betrachten” gelassen und es doch nicht geschafft. Nie kann ich schaffen, was Gott schafft. Nicht einmal zum Betrachten. Und das Himmelreich kommt dadurch nicht auf Erden.«

Und dennoch, dass sei Ihr und uns gesagt, bedient sich Gott gerade auch unseres Schaffens und Mühens, um dadurch spürbar unter uns zu weilen im nahen Reich Gottes. – Haben wir das nicht schon oft erfahren dürfen?



(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

8 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

„Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“. – In dem hellen und lichten Bereich des Bildes sind von Veronika nur ihre Hände zu sehen.

Dieser helle Teil steht im starken Kontrast zum oberen, zum dunklen Teil des Bildes. In ihm wird das Unheil des Bösen dargestellt: in der sich in allen Bildern bis auf die Grablegung wiederholenden schwarzen Glocke. Sie lässt dem Licht, das Jesus und Veronikas Hände umstrahlt, kaum eine Chance sich auszubreiten. Umso intensiver und inniger ist die Beziehung zwischen Veronika und dem Herrn.

Wir wollen uns lieber dem hellen und lichten Teil des Bildes, und damit auch den guten Seiten in uns zuwenden. Der leidende Jesus gibt die Kraft dazu.

Das wird im Bild durch das in roten Farben sich aufdrängende Leiden verdeutlicht. Ihm gelingt es nicht, sich Jesu definitiv zu bemächtigen. Vielmehr antwortet Jesus auf den Liebeserweis der Veronika mit einem intensiven „Gebrauch“ des Schweißtuches, der Spuren hinterlässt und eindrucksvoll dazu ermutigt, sich wie Veronika jedem zuzuwenden, der Hilfe braucht!




(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

7 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

Die Last des Kreuzes ist unerträglich. Jesus kann sich nicht mehr aufrecht halten. Die Übermacht des Bösen zwingt ihn auf die Knie. – Vanessa von Wendt drückt die „Macht des Bösen“ durch die „schwarze Glocke“ aus, die in jedem Kreuzwegbild, außer in der Grablegung, über Christus schwebt. Als zweites Element bedient sie sich farbiger Balken. Auffällig ist die Variation, die Entwicklung dieser Balken beim Durchschreiten des Kreuzweges.

Stehen die Balken in ihrer Farbigkeit für das vielfältige Tun des Menschen, das sich so leicht vom Bösen vereinnahmen und unter die schwarze Glocke nehmen lässt? – So trägt Jesus als Gottes Sohn, und damit als „Weg, Wahrheit und Leben“ (Joh 14) alle menschliche Verirrung, die ihn in der siebten und neunten Station erneut zu Boden drückt. Auch wenn Jesus schwächer und die Last schwerer wird, löst sie sich auf.

Die Zahl der Balken wird geringer, und die letzten, nun ganz aufdringlich und intensiv in metallener, roter oder oranger Farbe gehaltenen Balken (neunte Station – hängt in der Kirche) haben als verirrtes Tun des Menschen gegen die Wahrheit Gottes keinen Bestand mehr. Das Böse kann es nicht länger vereinnahmen, es nicht länger unter seinen bösen Schatten nehmen. Die schwarze Glocke ist bei der neunten Station ganz in den Hintergrund verwiesen, kaum noch zu erkennen.



(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

6 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!

In unserem Kreuzweg im nördlichen Seitenschiff haben sich moderne Bilder integriert. Der Stilbruch ist offensichtlich, kann aber deutlich machen, dass der Kreuzweg unseres Herrn ein Stilbruch schlechthin ist; ein Stilbruch, der die Welt verändert. Indem er das Kreuz auf sich nahm, hat er die gottlose Lebensweise der Menschen und den Gang ihrer schuldbeladenen Geschichte definitiv durchbrochen.

Alle Dunkelheit, alle Verwerfungen menschlichen Lebens, alles, was am Menschen nicht gut ist, nimmt Jesus von innen her in einem Akt vergebender Liebe auf sich. So verwandelt er als wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich die undenkbare Last menschlicher Sünde, die ihn als Menschen erdrückt und in den Tod führt, in „einen Akt der Liebe, die sich selber schenkt, ganz und gar“ (Papst Benedikt XVI.).

Vanessa Wendt, 1984 in Göttingen geboren, seit 2005 Studentin an der Kunstakademie Düsseldorf, Schülerin der Klasse von Professor Markus Lüpertz, hat diese modernen Kreuzwegbilder gemalt, die wir beim betenden Betrachten des Kreuzwegs, jeweils am Freitag in der Fastenzeit um 18.00 Uhr, weiter aufschließen und erklären werden.





(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

5 / 2008

Liebe Pfarrangehörigen!


Von Herzen und gerne bedanke ich mich für die schöne Pfarreinführung. – Feste wie diese haben ihren Sinn und stärken den Glauben. Nach dem Feiern nimmt gewöhnlich der Alltag seinen Lauf. Allerdings nur sehr bedingt, wenn man über Rosenmontag in Köln ist.

Wie viele andere Bräuche ist auch der Karneval im Mittelalter entstanden und hat seinen Ursprung im Christentum. Nach der Christianisierung unserer Vorfahren wurden viele ihrer Bräuche und Sitten, christlich umgedeutet und so in die christliche Kultur integriert.

"Karneval" kommt vom lateinischen "carnelevamen" und bedeutet soviel wie "Fleisch- Lebe wohl!". So ließen es sich die Menschen noch einmal richtig gut gehen, bevor die 40-tägige Fastenzeit begann, in der man verzichten soll.

Die Freude ist eine christliche Tugend, und die Heilige Schrift ermuntert ausdrücklich dazu. Möge unsere Freude aber auch christlich bleiben und nicht abgleiten in Frivolitäten, die mit dem ursprünglichen Karneval nichts zu tun haben.



(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)

4 / 2008

Das Evangelium vom kommenden Sonntag berichtet in knappster Form, wie Jesus den Simon und seinen Bruder Andreas beruft, als sie gerade ihre Netze auswerfen. Äußere Umstände werden nicht genannt. Entscheidend sind der erwählende Blick Jesu und sein Ruf.

Diese Sicht kommt auch in dem Tafelbild von Duccio di Buoninsegna (Siena 1311) zum Ausdruck: Keine große Landschaft, keine imposante Szenerie. Das Zueinander der Personen ist ausschlaggebend.

Jesus (am linken Bildrand) ist soeben an das felsige Ufer getreten. Von seinen Augen und seiner Hand geht alle Aktivität aus. Nur sie ragen über die Felsenlinie hinaus. Die Geste der rechten Hand wirkt einladend und fordernd zugleich. Ihr antworten der Blick und die erhobene Rechte des Simon. Während Andreas noch vom Fischnetz in Anspruch genommen ist und nur 'mit einem Ohr' zuzuhören scheint, ist sein Bruder Simon mit Augen und Ohren schon ganz bei Jesus.

Dieses Bild hält auch unseren Weg zu Gott fest. Lassen wir uns ein auf sein Rufen. Es lohnt sich.

3 / 2008

Am zweiten Sonntag im Jahreskreis wird uns im Evangelium das dreifache Zeugnis vor Augen geführt, das Johannes der Täufer über Jesus Christus ablegt: 1) Jesus ist das Lamm, das die Sünde der Welt hinweg nimmt. 2) Der Geist ist auf ihn herabgekommen und in ihm geblieben. 3) Jesus ist der Erwählte, der Sohn Gottes.

Damit knüpft der Täufer auch an die Gestalt des Gottesknechtes an, den der Propheten Jesaja in geheimnisvoller Schau schon in der Vorzeit erkannt hat: „Du bist mein Knecht, Israel, an dem ich meine Herrlichkeit zeigen will.“ So bereitet die 1. Lesung dieses zweiten Sonntags das auch an uns gerichtete Zeugnis des Täufers vor.

Gott selber, der Heilige Geist, führt zu allen Zeiten jeden Menschen guten Willens zu der befreienden Gewissheit, die den Propheten Jesaja und dann Johannes den Täufer mit Frieden und Zuversicht erfüllt haben: Er ist es, Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes, in dem alles in Erfüllung geht und gegeben ist, was den Menschen leben und lieben lässt.

2 / 2008

Zum Fest der Taufe des Herrn am 13. Januar – und zum Dank

»Als Jesus getauft war, öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und die Stimme des Vaters aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.« (Vgl. Mt 3,16-17)

Wie das Hochfest der Erscheinung des Herrn (Drei Könige) ist das Fest der Taufe des Herrn ein „Erscheinungsfest“: Die Göttlichkeit Jesu Christi, seine Größe und Allmacht werden bei seiner Taufe am Jordan offenbar.

Gott Vater spricht das Wort vom geliebten Sohn auch mit Blick auf uns. Es erinnert, was wir als Christen durch die Taufe geworden sind: »Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es.« (1 Joh 3,1) Wir sind es durch den geworden, der vor Ewigkeit geliebter Sohn ist und es immer sein wird: Jesus Christus, die zweite göttliche Person des einen Gottes, die Person des Sohnes, der in der Zeit uns zum Heil Mensch wurde.

Wir danken Herrn Pastor, Msgr. Dr. Peter v. Steinitz, für den liebevollen, engagierten und opferbereiten Einsatz, mit dem er 20 Jahre lang unserer Gemeinde vorstand und sie als Priester, Hirt und Lehrer geleitet hat. Wir wurden durch ihn reich beschenkt und werden es ihm nie vergessen. – Nun erwarten wir unseren neuen Pastor.

1 / 2008

Liebe Pfarrangehörige,

wie Ihnen bereits bekannt, werde ich in der nächsten Woche meinen neuen Dienst in Münster i. W. antreten. Dr. Volker Hildebrandt wird meine Nachfolge antreten. Am kommenden Sonntag werde ich im Hochamt durch Weihbischof Manfred Melzer verabschiedet. Dazu möchte ich alle Pfarrangehörigen und Freunde von St.Pantaleon herzlich einladen (10.30 Uhr Hochamt, anschließend Empfang im Pfarrsaal).

Ich freue mich auf die neue Aufgabe in Münster. Dennoch ist es naturgemäß nicht leicht, nach zwanzig Jahren, in denen ich der Pfarrfamilie vorgestanden habe, Abschied zu nehmen von Menschen, die mir mit gutem Willen und aufrichtiger Freundschaft begegnet sind. Für die viele, oft sehr selbstlose Hilfe und Mitarbeit möchte ich an dieser Stelle noch einmal allen herzlich danken.

Wenn jemanden einmal der Weg nach Münster führt, würde ich mich freuen, ihn dort zu begrüßen. Übrigens ist Telgte bei Münster ein beliebter Wallfahrtsort.

Herzlich grüßt Sie alle Ihr

Msgr. Peter von Steinitz