Pfarrnachrichten 48/2018 + 01/2019 (C)
Die Geschenke zu Weihnachten nehmen einen großen Raum ein. Auf der einen Seite ist das ganz in Ordnung; und sogar sehr gut. Wir erfahren aber auch bedrängend die Ambivalenz der weihnachtlichen Geschenkkultur.
Schnell ist weihnachtliches Schenken kein wirkliches Schenken mehr. Was potentiell an Kultur im Schenken steckt, bleibt auf der Strecke. An die Stelle von Kultur treten Glimmer, Kommerz, Kitsch oder auch Neid, Protz bis hin zu habsüchtigem Verlangen.
Nicht nur Kinder haben damit zu tun. Auch als Erwachsener muss man sich im Schenken und Empfangen bewähren. Man muss Kurzsichtigkeiten übersteigen, auf die uns eine pragmatische und funktionale Alltagsbewältigung schnell reduziert. Hier hilft eine Besinnung auf den Kern weihnachtlichen Schenkens und Gebens.
Wir beschenken uns zu Weihnachten, weil uns an diesem Fest das größte aller Geschenke gemacht wird. - Das größte Geschenk ist Gott selber. Gott selbst macht sich uns zum Geschenk. In der zweiten göttlichen Person des Wortes wird er durch den Heiligen Geist in Maria wahrhaft Mensch: irdisch-fleischlich-seelisches Geschöpf und bleibt zugleich dreifaltiger Gott.
Das ist so ungeheuerlich, dass sogar die Engel staunen und es nicht fassen können. Das betonen Heilige und Gelehrter in unzähligen Weihnachtspredigten über die Jahrhunderte immer wieder.
Mit uns hat das sehr viel zu tun: Wo dieses alles Denken und Vorstellen übersteigende Geschenk angenommen wird, da findet der Mensch seine Mitte. Er findet seine ursprüngliche, ihm von Gott zugedachten Heiligkeit.
„Agnosce, o christiane, dignitatem tuam!“, sagt Leo der Große in seiner wohl bekanntesten Weihnachtspredigt. „O Christ, erkenne deine Würde.“
Leicht ist das nicht. Wie im verlorenen Paradies verfällt der Mensch immer wieder der Illusion, als ob das selbstgemachte Glück viel schöner und größer sei. So sucht der Menschen wie damals in der Urzeit auch heue sehr schnell sich selber Erfüllung zu verschaffen. In der Folge macht er sich unfähig zu schenken und beschenkt zu werden. – Genau damit hat es wohl zu tun, wenn weihnachtliche Geschenkkultur wieder einmal entgleitet.
Ein gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes rieche Gnade im Neuen Jahr.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 47/2018 - 3. Advent (C)
Für die Pfarrnachrichten dieser Woche habe ich von Pfarrer Benedikt Welter "Das Wort zum Sonntag vom 15.12.2018" übernommen, wie es von der ARD am Vorbend des 3. Adventssonntag ausgestrahlt wurde (https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/wort-zum-sonntag/videos/spricht-benedikt-welter-saarbruecken-video-122.html). - Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
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"Gaudete", ich sage es bewusst zunächst auf Latein: "Gaudete in Domino" – "Freut euch im Herrn"! – "Freut euch", "Gaudete" – so nennen evangelische und katholische Christen den Dritten Adventsonntag. – Freut euch? Jetzt? In Zeiten wie diesen?
Terror auf dem Weihnachtsmarkt in Strasbourg, brutale Messerattacke auf Frauen in Nürnberg, Brexit yes or no, Klimawandel so schnell?! Migration oder Grenzen dicht: das alles lässt doch nicht an Freude denken.
Und dennoch feiere ich diesen dritten Sonntag im Advent unter dem Titel "Gaudete" – "Freuet euch". Der heilige Paulus, der diesen Satz geschrieben hat, hat ihn nicht glühweinselig und in Couch-Laune verfasst. Im Knast war er. Eingekerkert wegen seiner Überzeugung.
Aus dieser wenig freudvollen Lage schreibt er einen Brief an die Gemeinde in Philippi in Griechenland. Das war die erste christliche Gemeinde in Europa überhaupt. Die war gerade auch nicht auf Rosen gebettet. Und der, der im Gefängnis sitzt, schreibt an eine Gruppe, die von außen angefeindet wird: "Freut euch im Herrn ZU JEDER ZEIT! Denn der Herr ist nahe."
Wie kann Paulus so etwas sagen? Welche Freude meint er? Um mich dem anzunähern, lass ich mich von einem anderen Gefangenen belehren. Auch er wegen seiner christlichen Überzeugungen eingekerkert: Alfred Delp, Jesuitenpater, 1944 in Berlin-Tegel inhaftiert.
Mit Eisenfesseln an Händen und Füßen schreibt er in seiner Gefangenenzelle im Advent 1944 seine Gedanken zu genau diesen Zeilen des Paulus auf:
Seine Situation im Gefängnis, sein inneres Befinden, sein ganzes Leben konfrontiert Delp mit dem, was Advent bedeutet. Er wartet auf einen Gott, der in Jesus Christus Mensch werden will. Mit allem, was dazu gehört. Auch dass er im Gefängnis sitzt. Von diesem Gott her bleibt die Kerkerzelle, in der er hockt, eine Kerkerzelle und wird zugleich zu einem anderen Ort.
Delp schreibt es so: "Hier treffen Gottes schöpferische und heilende Freiheit und die Freiheit des Menschen aufeinander, der sucht und ruft. An diesem Ort stirbt nicht die Not, aber der Kummer. Hier verschwindet nicht die Last, aber der Kleinmut. Hier gilt auch die Aufgabe und Bewährung des Daseins, aber nicht als quälende Sorge."
Deshalb. Gaudete – freut euch!
Was Delp in seinem Ringen um diese Freude im Herrn bedenkt, das begegnet mir derzeit in einem Kollegen und Freund, der die grässliche Diagnose Magenkrebs mitgeteilt bekommen hat. Die Therapie hat begonnen. Er geht seiner Arbeit nach, wie es ihm sein Körper erlaubt. Am Ende einer Arbeitsgruppensitzung erläutert er uns, wie die Therapie angelegt sein wird und dass es eine Möglichkeit gibt, den Krebs zu behandeln. Mit einem überzeugenden Lächeln sagt er: "Also entweder sterbe ich morgen oder übermorgen."
Die Menschen in seiner Umgebung sind fassungslos, als sie die Nachricht von seiner Erkrankung hören; sie sind ebenso fassungslos im Guten darüber, wie er damit umgeht. Fassungslos beeindruckt. Unfassbar bewegt.
Drei Beispiele für ein Leben in freudloser Zeit. Und in jedem dieser Beispiele ist etwas zu erkennen von dem, was ich morgen am Dritten Advent feiern darf: "Freut Euch im Herrn zu jeder Zeit. Noch einmal sage ich: freut euch!"
Diese Freude darf ich auch Ihnen von Herzen wünschen. Über den Sonntag "Gaudete" morgen hinaus. Freuen Sie sich!
Pfarrnachrichten 45/2018 - 1. Advent (C)
„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“, so heißt es in einem Kinder-Weihnachtslied. Alle Jahre wieder bereiten wir uns im Advent wartend und sehnsuchtsvoll hoffend auf die Ankunft des Herrn vor.
Wozu aber noch auf ihn warten, wenn er schon angekommen ist? Wozu noch nach ihm Ausschau halten, wenn er schon zu sehen ist? Ist er denn nicht schon letztes Jahr Weihnachten angekommen, habe wir denn da nicht schon seine Ankunft gefeiert?
Ist die alljährliche Adventszeit nur ein Kinderspiel? Tun wir nur so „als ob“, obwohl der Herr längst unter uns ist? – Eindeutig „Nein“; von der richtigen Perspektive her gesehen!
Denn die Ankunft Jesu ist eine Ankunft auch im Herzen, in meinem Herzen. Nicht allein in der Krippe oder gar nur im Fernsehen! Durch den Advent heißt, Gott wieder einmal uneingeschränkt in meinen Alltag hineinlassen, so dass er das ganze Jahr über in meinem Leben gegenwärtig ist. „Mit Gott leben“, das muss man immer wieder aktualisieren. Auch Jahr für Jahr.
Denn auch wir sind „neu“ und anders als vor einem Jahr. Unser Leben ändert sich. Wir sehen anders aus und haben uns auch innerlich verändert. Deshalb ist es notwendig, und tut gut, Gott neu in unser Leben hineinzulassen, um sein Kommen zu bitten und Ihm unser Leben hinzuhalten.
So ein Neuanfang schließt unter anderem ein, dass wir nicht länger Altlasten mit uns herumtragen. Den zwei großen Festen, Ostern und Weihnachten, sind zwei besondere Zeiten der Buße vorgeschaltet: die Fasten- und die Adventszeit. Diese Zeiten der Buße und Umkehr helfen, vor dem Fest reinen Tisch zu machen und Gott neu zu begegnen.
Deshalb möchte ich Sie herzlich einladen, in der Vorbereitung auf Weihnachten auch dem Beichtsakrament einen würdigen Platz einzuräumen.
Bei manchen steht der Beichte weniger das ganz normal-natürliche Unwohlsein im Wege, das jeder kennt, wenn man zur Beichte geht. Nicht selten hindert öfter noch das Zugeständnis, gar nicht so recht zu wissen, was man denn sagen bzw. beichten sollen. Das größere Hindernisse zum Neuanfang ist meist eine gewisse Gedankenlosigkeit, mehr noch Selbstgerechtigkeit.
Sogenannte „Beichtspiegel“, wie in dem in der Kirche ausliegenden „Beichtflyer“, können da sehr hilfreich sein. – In solchen Beichtspiegeln wird mögliches Fehlverhalten in Form von Fragen benannt. Diese Fragen helfen, vor Gott ehrlich zu bitten, sich selber so zu sehen, wie Er, Gott uns sieht.
Im Evangelium heißt es: „Lasst euch von den Sorgen des Alltags nicht verwirren!“ Bekanntlich nehmen vor Weihnachten viele kleine Sorgen Überhand. Sie halten uns leicht davon ab zu erkennen, wie es wirklich um uns bestellt ist.
Nutzen wir doch die adventlichen Besinnungsangebote. Füllen wir doch die wenigen Freiräume im Advent entschieden und zielbewusst damit, vor Gott in uns zu gehen. Er schenkt uns eine reinigende und wohltuende Selbsterkenntnis, von der aus ein wirklicher Neuanfang mit Seiner Hilfe möglich wird.
Beginnen sie heute damit. „Denn jetzt ist die Zeit. Jetzt ist die Stunde.“
(Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 44/2018 - 34. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 43/2018 - 33. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 41/2018 - 31. Woche im Jahreskreis (B)
„Höre, Israel! Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.“ (Dtn 6,4). So lautet der Kernsatz des Glaubensbekenntnisses, das der gläubige Jude täglich spricht und betend meditiert. Daran erinnert Jesus einen Schriftgelehrten, der ihn einmal gefragt hatte: „Welches Gebot ist das erste von allen?“ (Mk 12,28)
In diesem Zusammenhang wird der eigentliche Sinn aller Gebote von Jesus verdeutlicht. Neben dem alttestamentlichen Buch Exodus, in dem die Übergabe der 10 Gebote von Gott an Mose überliefert ist, enthält im Alten Testament vor allem das Buch Deuteronomium eine große Sammlung von Gesetzen, die alle unter die Autorität des Mose gestellt werden.
Die Absicht dieses Buches ist, in der späten Zeit des israelitischen Königtums das Volk daran zu erinnern, dass es Gottes heiliges Volk ist. Tatsächlich läuft dieses Volk ständig anderen Göttern nach: Die vielgestaltigen Naturgottheiten des Landes Kanaan sind anziehender als der große, herbe Gott, der Israel aus Ägypten herausgeführt hat. Das ist heute nicht anders.
Wir haben wieder so viele Götter, spirituelle Sinn- und Experimentierangebote bis hin zu all den materiellen Pseudo-Gottheiten, denen viele nachlaufen und huldigen. Demgegenüber lautet der Kernsatz nicht nur des jüdischen, sondern auch des christlichen Glaubens weiterhin: „Höre, Israel: Jahwe, unser Gott, Jahwe ist einzig.“
Wohl gibt es auch heute noch manche, die das weiterhin befürworten und für wichtig halten. Aber es fällt den Menschen derzeit sehr schwer, diese allen Geboten vorgeschaltete Erinnerung an den einen und einzigen Gott wirklich zu hören, ihr Gewicht zu spüren; geschweige denn zu verstehen, worum es geht.
Gott an die erste Stelle setzten. Ihn als den Einzigen anerkennen und als den erfahren, der allein die Fülle des Lebens vermitteln kann. Ihn zu lieben und sich von seiner Glut so ergreifen zu lassen, dass man auch dem Nächsten, dem Mitmenschen, etwas von der Liebe und Freude Gottes mitteilen kann. Das ist in den jahrhundertelang christlichen Ländern und Gebieten erschreckend schnell verloren gegangen und abhandengekommen.
Es geht hier nicht um Gefühle, sondern um die rettende und verwandelnde Erfahrung von Gottes alleiniger Macht und souveräner Herrschaft.
Deshalb besteht das erste und wichtigste Gebot, das Herz aller echten Religiosität darin, Gott zu lieben, und zwar „mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit allen Gedanken und mit aller Kraft“ (Mk 12,30). Der ganze Mensch mit all seinen Seelenkräften ist hier angesprochen. Allerdings muss man Gott eben auch erfahren haben, um ihn lieben zu können. Diese Erfahrung fehlt heute flächendeckend, weil nur noch wenige sich die dafür notwendige Zeit nehmen.
Aus unserer zwischenmenschlichen Erfahrung wissen wir: Mit zum Wichtigsten in einer Beziehung der Liebe gehört es, dass man Zeit füreinander hat. Ganz ähnlich äußert sich auch die Liebe zu Gott darin, dass man sich Zeit für ihn nimmt. Viele meine, diese Zeit heute nicht mehr aufbringen zu können. Sie würde einem fehlen. … Schauen wir genauer hin: Wieviel Nutzloses tun Menschen immer wieder! Man versäumt wahrhaftig nichts, wenn man andere Zerstreuungen einschränkt, um sich wieder mehr Zeit zum Gebet zu nehmen.
Einfach in Gottes Nähe verweilen – wie bei einem geliebten Menschen, wo es nur weniger Worte bedarf, sondern das Zusammensein selber seinen Sinn in sich trägt –, das ist das „Gebet des Herzens“. Anfangs muss man gewöhnlich Mühe aufwenden und Prioritäten setzen, um Raum zu schaffen. Dann aber, und sogar sehr bald, wird es geradezu ein Bedürfnis, wieder täglich zu beten.
Gebet besteht nicht darin, möglichst schnell und auch noch viel zu sprechen! Fast noch wichtiger ist, den Mund zu halten und ins Schweigen zu kommen. Nur dann kann man sich in Gottes Liebe versenken und auf seine leise Stimme lauschen: „Höre, Israel...!“
Im Schweigen wird einem eingegeben, wie man sein Leben, seine Arbeit oder bestimmte Entscheidungen richtig, nämlich dem Willen Gottes gemäß, anpacken kann! Dann gewinnt man auch Klarheit angesichts schwieriger Probleme! Man wird frei von Hektik. Und neues Vertrauen wird geweckt! … Zeit für Gott! Das ist wahrhaft keine verlorene, sondern eine höchst erfüllte Zeit, und zugleich ein Weg, Gottes Liebe wiederholt und neu zu erleben.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 40/2018 - 30. Woche im Jahreskreis (B)
Der diesjährige 30. Sonntag im Jahreskreis wird zugleich als Weltmissionssonntag begangen. Passend dazu berichtet der Evangelist Markus im 10. Kapitel, Verse 46-52 über die Heilung des blinden Bartimäus.
Im blinden Bettler haben schon manche Kirchenväter ein Sinnbild für das Menschengeschlecht gesehen, das ausgehend von der Sünde im Paradies fortan blinden Bettlern gleicht. Durch die Sünde bleibe der Mensch seiner besten Güter beraubt und sei immer wieder wie blind für sie. Ihnen gegenüber bleibe sein Geist verdunkelt. So irre er unstet in einem abgetragenen und unwürdigen Bettelmantel umher, ohne aus eigener Kraft davon frei zu werden und das Licht zu finden.
Die Heilung des Blinden stehe bildhaft für Gottes Wunsch, dass jeder ins Licht komme und nicht länger wie verloren umherirre. Deshalb sei Gott in seinem Sohn, der zweiten Person des dreipersönlichen einen Gottes in Jesus Christus Mensch geworden. Wie damals gehe er auch heute als Sohn Davids an jedem vorbei, der sich seiner Blindheit bewusst sei und nach ihm als Erlöser rufe.
Bei allen bisherigen und in der Zukunft noch möglichen Fortschritten bestätigen Lebenserfahrung und gesunder Menschenverstand, dass der Mensch zu einer Größe in der Lage ist, die er aus eigener Kraft nie erreichen kann. Wie bei Bartimäus bleibt der Herr jedoch stehen, wo Menschen angesichts der eigenen Unfähigkeit vor dem Großen dennoch nicht resigniert, sondern nach Gott rufen. – Das Sonntagsevangelium legt in dieser Hinsicht fünf hilfreiche Beobachtungen nahe.
Eine erste Beobachtung: Als Bartimäus von den Umstehenden „hörte, dass es Jesus von Nazaret war, rief er laut“; interessanterweise aber nicht Jesus von Nazareth …, sondern: „Sohn Davids, Jesus, hab Erbarmen mit mir.“ – Bartimäus wendet sich an Jesus nicht als den guten Menschen oder Sozialrevolutionär. Bartimäus wendet sich an Jesus als den „Sohn Davids“, den verheißenen göttlichen Sohn des Allerhöchsten. – In dieser Hinsicht besteht auch innerkirchlich beachtlicher Nachbesserungsbedarf!
Eine zweite Beobachtung: Bartimäus widersteht dem Druck der Menge, die ihn zum Schweigen bringen will. Er lässt sich nicht beirren, sondern ruft nur noch lauter. – Demgegenüber ist der Ruf nach Gott in vielen ehemals christlichen Ländern auffällig kleinlaut geworden. In der Folge davon fragt man auch nicht mehr, was wahr und richtig ist. Nach vorausgegangener Subjektivierung aller Objektivität fragen demgegenüber viele in der Praxis vorrangig nur noch danach, was jetzt und in diesem Augenblick gut und nützlich ist. Mit dem Verlust der Frage nach dem Wahren und Großen gehen auch das Wahre und Große selber verloren; denn aus eigener Kraft sind sie nie ganz erreichbar.
Eine dritte Beobachtung: Als „Jesus stehen blieb“ wendet er sich nicht an Bartimäus, sondern überraschenderweise an all die, welche den Blinden bislang ignorieren und zum Schweigen bringen wollten: „Ruft ihn her!“ – Darum geht es am Weltmissionssonntag: Um unser Gebet und auch um unseren finanziellen Beitrag dafür, dass die Vielen, die in anderer und viel schlimmeren Weise „blind“ sind, die Not des nur physisch Blinden nicht ausblenden, sondern wahrnehmen, und dadurch auch für sich das „wahre Licht [finden], das jeden erleuchtet“ (Joh 1,9).
Eine vierte Beobachtung: Die Umstehenden sagen nun zu Bartimäus: „Hab nur Mut, steh auf, er ruft dich.“ Aufschlussreich ist die Reaktion, wie sie Markus überliefert: „Da warf er seinen Mantel weg, sprang auf und lief auf Jesus zu.“ – Über diesen weggeworfenen Mantel haben Gläubige aller Generationen nachgedacht. Es ist der Mantel eines Bettlers: abgetragen und schmutzig; notdürftig geflickt und unansehnlich. So wollte Bartimäus nicht vor Jesus treten. Die Reinigung der Seele insbesondere durch das Bußsakrament hilft sehr, Gott wieder erneut in all dem wahrzunehmen, was er uns ermöglichen möchte. … Der Bettlermantel steht darüber hinaus dann auch für all den Ballast, der nun nicht mehr nötig ist und zurückgelassen werden kann.
Eine fünfte und letzte Beobachtung: Als Bartimäus schließlich vor dem Herrn steht, fragt ihn dieser: „Was soll ich dir tun?“ – Obwohl der Herr genau und weitaus besser als alle Zuschauer und Umstehende weiß, was der Blinde wünscht, fragt er ihn. So ist es auch beim Beten. Bevor wir beten weiß Gott schon längst, worum es geht, was uns fehlt uns was er uns tun soll. Dennoch lässt er uns beten und dabei auch bitten. Denn es ist gut und heilsam für uns, all das erst einmal zu erkennen, um dann auch das Böse zu bekennen … und im Formulieren all das Gut zu erahnen und zu begreifen, was Gott geben möchte. Denn dafür hat er uns erschaffen!
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 39/2018 - 29. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 38/2018 - 28. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 36/2018 - 26. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 31/2018 - 19./20. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 30/2018 - 17./18. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 29/2018 - 16. Woche im Jahreskreis (B)
Das Evangelium von diesem Sonntag (Markus 6, 30-34) ist ein richtiges „Urlaubsevangelium“. Der Evangelist Markus erzählt nämlich, dass „die Apostel sich wieder bei Jesus versammelten und ihm alles berichteten, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus. Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein.“
Zwischen den Zeilen lässt sich die tiefe Menschlichkeit Jesu erkennen. Nach christlichem Glauben ist Jesus ohne jeden Abstrich der eine und einzige wahre Gott in drei Personen, der in der zweiten Person des Sohnes bis auf die Sünde in allem uns gleich und wirklich Mensch wurde. Vor diesem Hintergrund überrascht dann nicht, dass Jesus offenbar sehr dran interessiert war, im engsten Kreis seiner Jünger eine angenehme Atmosphäre zu verbreiten. Das gehört zu unserem Leben, wenn man als Mensch leben will, unverzichtbar dazu.
Offenbar versammelten sich die Apostel nach intensiver Arbeit regelmäßig um Jesus und tauschen in einer ihnen vertrauten, familiären Atmosphäre aus, was sie erlebt, erfahren, beobachten und wahrnehmen konnten, als sie den von Jesus übertragenen Aufgaben nachgegangen waren.
Dass Gott wirklich Mensch wurde, ist überraschend und bewegend: kaum zu glauben aber wahr. Daraus folgt dann konsequent und logisch, weil es zum Menschsein dazugehört, dass er mit seinen Aposteln auch schon mal „urlaubsreif“ war; zumal „sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden“. Solche Umstände sind jedem bekannt, der einer normalen und anständigen Arbeit mit Kompetenz und Interesse nachgeht: Ist man gefragt, geht einem früher oder später schon mal die Puste aus.
Die Apostel, und Jesus wohl nicht weniger, werden sich gefreut haben, als es dann „ab in den Urlaub ging.“ Allerdings, so erzählt der Evangelist, „man sah sie abfahren, und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.“
Dumm gelaufen? – Nicht für Jesus, den Herrn! … Markus berichtet: „Als Jesus ausstieg und die vielen Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.“
Urlaub heißt nicht: „sich gehen lassen“ oder „das Ferkel rauslassen“ oder ganz auf „Ego-Trip“ umschalten. – Jesus Christus, der menschgewordene Gott, zeigt seinem liebsten Geschöpf, uns Menschen, auch im Urlaub den Weg: Er „ist der Weg“ (vgl. Joh 14,6) quer durch unser Leben hindurch.
Auch im Urlaub ist jeder gefragt und gefordert. Jeder ist zutiefst gerufen, im Urlaub all das zu kultivieren, was uns Menschen entspricht. … So ist Urlaub eine wunderbare und wertvolle Zeit, vor allem das zu pflegen und zu gestalten, was an Zwischenmenschlichem – besonders im Kreis der Familie – in den Monaten davor womöglich zu kurz gekommen ist. Auch der bewusste, und wenn eben möglich auch gemeinsame Besuch des Gottesdienstes gehört dann dazu.
Urlaub von Gott oder der Familie wäre ein Urlaub von unserem Menschsein. Ein solcher Urlaub baut nicht auf, sondern beschleunigt den Verfall.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 28/2018 - 15. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 27/2018 - 14. Woche im Jahreskreis (B)
Proklamandum unseres Erzbischofs vom 4.7.18
Liebe Schwestern und Brüder!
Am 29. und 30. Juni kam in Bensberg der Diözesanpastoralrat zu einer Klausurtagung zusammen. Auf der Tagesordnung standen wichtige Zukunftsfragen unseres Erzbistums: Wie lässt sich flächendeckend eine gemeinsame geistliche Kultur anregen? Welche Unterstützung und Begleitung brauchen Christinnen und Christen, damit sie eine solche Kultur fördern? Wie werden kirchliche Einrichtungen, zum Beispiel Kindertagesstätten, zu Glaubensorten, an denen die Menschen etwas von unserer christlichen Hoffnung erfahren? Und wo sollten wir in der Pastoral etwas Neues versuchen?
Die Tagung stand unter dem Motto „Gott lässt wachsen - Mutig mit Christus in die Zukunft“. Und tatsächlich wurde in dem Gremium etwas von dieser Zuversicht spürbar, als es darum ging zu beraten, wie wir Antworten auf die drängenden Fragen finden. Dazu bedarf es vor allem einer Haltungsänderung bei uns allen: Wir müssen von der versorgten zu einer mit-sorgenden Kirche werden. Jeder Christ ist durch Taufe und Firmung berufen und gesendet. Wir alle haben den Auftrag, das Evangelium weiterzusagen.
Ich bin über dieses Beratungsergebnis sehr froh, denn es ist ein deutliches Aufbruchssignal. An den Themenfeldern wie Kirche vor Ort, Vertrauensarbeit, Aus- und Weiterbildung, Kommunikation und Effizienz sollen sich möglichst viele Kirchenmitglieder aus Gemeinden, Verbänden, Gremien und kirchlichen Einrichtungen beteiligen. Dazu werden Sie in den kommenden Monaten weitere Informationen erhalten.
Ich lade Sie alle jetzt schon ein, sich auf dieser Etappe des Pastoralen Zukunftswegs mit aufzumachen und zu beteiligen. Bringen Sie sich ein mit Ihren jeweiligen Gaben, die Gott einem jeden von uns geschenkt hat, damit wir miteinander seine Kirche bauen.
Mich ermutigt dabei, dass so viele Menschen Vertrauen haben und mutig aufbrechen; dass wir miteinander die Zukunft gestalten können und Christus uns dabei begleitet. Deshalb müssen wir uns davor nicht fürchten. Denn wir dürfen an eine wachsende Kirche glauben, weil Gott selbst es ist, der wachsen lässt. Das aber funktioniert nicht ohne uns: Wir sind es, die den Samen ausbringen müssen. So erbitte ich für Sie alle, für unseren gemeinsamen Zukunftsweg und für unser Erzbistum den Segen Gottes, der mit uns geht.
Ihr Rainer M. Cardinal Woelki, Erzbischof von Köln - Köln, den 4. Juli 2018
Notiz: Neue Etappe des Pastoralen Zukunftswegs
Wichtige Zukunftsfragen des Erzbistums Köln werden jetzt in fünf Arbeitsfeldern bearbeitet. Das hat der Diözesanpastoralrat bei seiner jüngsten Tagung am 29./30. Juni in Bensberg beraten und damit die nächste Etappe auf dem Pastoralen Zukunftsweg gestartet. Themenbereiche wie Kirche vor Ort, Vertrauensarbeit, Aus- und Weiterbildung, Kommunikation und Effizienz sollen mit Beteiligung aus Gemeinden, Verbänden, Gremien und kirchlichen Einrichtungen erarbeitet und die Ergebnisse wieder im Diözesanpastoralrat diskutiert werden. Informationen, Tagungsunterlagen und weitere Materialien stehen auf der Internetseite des Erzbistums www.erzbistum-koeln.de bereit.
Pfarrnachrichten 26/2018 - 13. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 25/2018 - 12. Woche im Jahreskreis (B)
Kommende Woche Sonntag – 01. Juli 2018 – findet unser beliebtes Pfarrfest statt (http://www.sankt-pantaleon.de/Pfarrfest.html). Dank großzügiger Spendenbereitschaft können wir erneut ein tolles Programm für große und kleine Leute anbieten.
Das Pfarrfest von St. Pantaleon ist seit Jahren sehr gut besucht und zieht auch aus den umliegenden Ortsteilen traditionell viele Besucher an. Man kann mit Recht behaupten, dass es sich um eines der beliebtesten Pfarrfeste der Region handelt.
So wird der beliebte Ralf Dreßen bei einem kölschen Mitsingkonzert stimmungsvoll mitreißen. Und die Tanzgruppe Ühlepänz von der Schäl Sick wird nicht alleine auftreten: vom Seniorenchor bis hin zu den Jazz Youngster der KGS Triererstrasse, einem Theaterstück und Bastelaktionen vom Kindergarten ist wieder alles dabei. Flüchtlingsfamilien, die Heimat in der Wohnanlage St. Pantaleon gefunden haben und die etwas zurückgeben möchten, bereiten internationales Fingerfood Buffet; u.v.m.
Das Pfarrfest beginnt mit der 10.00 Uhr-Familienmesse; anschließend Prozession (mit den Kommunionkindern etc.) durch das Pantaleonsviertel. Gegen 12.00 Uhr geht es weiter im historischen Innenhof. In diesem Jahr haben wir für die Prozession folgenden Weg festgelegt:
Von der „Kirche St. Pantaleon“ über die Straße „Am Weidenbach“ abbiegen in die „Friedrichstraße“. Von dort auf dem jeweils kürzesten Weg in die „Pantaleonsmühlengasse“, in den „Pantaleonswall“, über die Kreuzung „Am Weidenbach“ bis zum Abbiegen „Am Trutzenberg“. Dann „Vor den Siebenburgen“ bis zur Kirche der Karmelitinnen „Maria vom Frieden“: 1. Statio
Von der Kirche „Maria vom Frieden“ auf dem jeweils kürzesten Weg in die „Schnurgasse“, „Steinstaße“, nach links „Am Trutzenberg““, nach rechts „Vor den Siebenburgen“. Vor der Madonna am Weg an der Kreuzung „Waisenhausgasse // Trierer Str. // Am Pantaleonsberg“: kurze 2. Statio
Über die Straße „Am Pantaleonsberg“ zurück in die Kirche St. Pantaleon: 3. Statio
Zur Pfarrprozession sind auch wieder besonders die Kommunionkinder in ihrer Kommunionkleidung eingeladen; andere als Blumenmädchen; Fahnen- und Kreuzträger oder als Messdiener.
Mit diesen Zeilen möchte ich auch Sie persönlich zu unserem Pfarrfest einladen und zugleich um Ihre Mithilfe bitten. Das Pfarrfest lebt davon, dass viele mitanpacken und gemeinsam Freude haben. – Bitte tragen Sie in die im Eingangsbereich der Kirche ausliegende Liste, bzw. über die per Mail übermittelte Doodle-Links ein, wann Sie wo aktiv dabei sein werden:
Ob beim Aufbau am Samstagvormittag [ Beginn um 10 Uhr; 20 -25 Personen; 2 bis 3 Stunden / restlichen Aufbauarbeiten am Sonntag früh ] ; oder beim Grillstand [ von 11 bis 12 Uhr ein „Grillerfahrener“; von 12 bis 17 Uhr im stündlichen Wechsel jeweils 2 Personen ] , oder an der Kasse [ von 12 bis 13 Uhr 4 finanzkundige Erwachsene; von 13 bis 18 Uhr im stündlichen Wechsel jeweils 2 finanzkundige Erwachsene ] , der Bier-, Limo- oder der Kuchentheke [ von 12 bis 18 Uhr im stündlichen Wechsel jeweils 2 Personen ] . Mit dem Abbau wird schrittweise begonnen ab 17.00 Uhr; bis spätestens 18.30 Uhr.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 23/2018 - 10. Woche im Jahreskreis (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
Gerne weise ich mit diesen Pfarrnachrichten auf drei Ereignisse in den kommenden Tagen und Wochen hin: 1) auf unser ökumenisch ausgerichtetes Theophanugedenken in den kommenden Tagen, 2) auf die bistumsweite KirchenMusikWoche 2018 vom 16.-23. Juni und 3) auf unser Pfarrfest am Sonntag, dem 01. Juli.
Beim jährlichen Theophanugedenken – in diesem Jahr vom 12. bis zum 17. Juni 2018 – gedenken wir in St. Pantaleon der griechisch-byzantinischen Kaiserin Deutschlands aus dem 10 Jahrhundert, die hier in St. Pantaleon auf eigenen Wunsch begraben liegt, nicht nur historisch. Seit über 25 Jahren feiern wir ihren Sterbetag (15. Juni 991) in außergewöhnlicher Weise mit zwei aufeinanderfolgenden Gottesdiensten. Diese Art der Ökumene ist ungebrochen beeindruckend und weit über die Region hinaus in dieser Form einzigartig.
Dazu liegen Flyer aus. Alle Veranstaltungen dazu sind zudem auf der Rückseite dieses Pfarrbriefes aufgeführt. – Herzlich lade ich ein zu dem außergewöhnlichen Gottesdienst am Freitag, dem 15. Juni (Beginn 18:30 Uhr), sowie zu dem Vortrag am Dienstag, dem 12. Juni um 19:30 Uhr im Pfarrsaal, der thematischen und besonderen Kirchenführung am Samstag, dem 16. Juni um 11:00 Uhr und zu dem dieses Theophanu-Gedenken abrundenden Konzert für Orgel und Trompete am Sonntagnachmittag, 17. Juni um 16:00 Uhr.
Vom 16. bis zum 23. Juni 2018 findet im Erzbistum Köln die KirchenMusikWoche 2018 statt. Durch sie wird die Bedeutung der Musik im Leben der Gemeinden gewürdigt. Sie ist auch Dank an alle, die sich haupt- und ehrenamtlich musikalisch engagieren. Herausragende Gottesdienste in den Seelsorgebereichen des Erzbistums, Orgelkonzerte auf der Kölner Domplatte, ein Fach-Symposium im Düsseldorfer "maxhaus" und eine Themenwoche im Domforum gehören zum Programm der Woche. Sie soll fühlbar machen: Musik der Kirche zieht Menschen in ihren Bann und stiftet froh machende Gemeinschaft.
Der grandiose Abschluss der KirchenMusikWoche wird am Samstag, 23. Juni 2018, gefeiert: Mit einer von Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki im Hohen Dom zu Köln zelebrierten Messe und einem großen Mitmach-Chorfest am Nachmittag und Abend, für das die Lanxess-Arena reserviert worden ist. Berühmte Namen füllen ein Programm von Klassik bis Rock.
Gemeinsam gesungen werden Chormusik-Glanzpunkte von Komponisten wie Händel, Widor, Schubert oder Rutter. Hinzu kommen aktuelle Gospels, Neue Geistliche Lieder wie auch christliche Pop- und Rocksongs und ganz neue musikalische Erfahrungen mit spannenden Arrangements von Kompositionen, die von John Miles über Pink Floyd bis hin zu Sir Edward Elgar reichen.
Es wurden 14.600 Tickets von Chören und Kirchenmusikern gekauft. Die Lanxess-Arena ist damit ausverkauft. – Weitere Infos hierzu finden Sie unter: www.einfach-himmlisch-2018.de. Über diese Internetadresse werden Sie auf die entsprechenden Seiten der Hompage des Erzbistums Köln weitergeleitet.
Zum dritten darf ich schon jetzt hinweisen auf unser jährliches Pfarrfest. Es findet statt am Sonntag, dem 01 Juli 2018. Wie immer beginnen wir mit der Familienmesse um 10:00 Uhr in der Kirche. Daran schließt sich unsere Pfarrprozession durch das Pantaleonsviertel an. Die Prozession endet in der Kirche gegen 12:15 Uhr mit dem eucharistischen Segen. Nach einer kurzen Pause geht es weiter im historischen Innenhof. Wie jedes Jahr wird es kunterbunt, kurzweilig, interessant und spannend. Für jeden etwas!
Bitte haben Sie schon jetzt vor Augen, dass das 11.00 Uhr Hochamt am Sonntag, dem 01. Juli wegen des Pfarrfestes entfällt!
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 22/2018 - 9. Woche im Jahreskreis (B)
Die alttestamentliche Lesung dieses Sonntags aus dem Buch Deuteronomium (Kapitel 5, Verse 12-15) gibt Gottes Worte über den Sabbat wieder. Dieser Tag, der Sabbat, soll besonders geachtet und heiliggehalten werden. Er ist nach sechs Tagen der Arbeit und des Schaffens als ein Tag Gottes und deshalb als ein Ruhetag einzuhalten. Wörtlich steht hierzu an dieser Stelle der Heiligen Schrift:
„Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun.“
Diese Sabbat-Ruhe, so ist dem Buch Deuteronomium im Folgenden zu entnehmen, gilt umfassend. Keiner soll von der göttlich verordneten Ruhe ausgenommen sein. So folgt auf das Arbeitsverbot am Sabbat – „an ihm darfst du keine Arbeit tun“ – eine ausführliche Aufzählung, auf wen dieses Arbeitsverbot zutrifft und wer damit gemeint ist: „du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.“
Von dieser umfassenden Aufzählung her lässt sich nachvollziehen, wie durch menschliche Kurzsichtigkeit im Laufe der Zeit aus dem Sabbatgebot ein kompliziertes Gesetzeswerk werden konnte. Am Ende dieser Entwicklung war bis ins Detail geregelt, was an diesem Sabbat-Tag gerade noch erlaubt war: etwa wie viele Schritte man am Sabbat noch gehen durfte. Demgegenüber schien der ursprüngliche Sinn des Sabbats, zumindest in der Praxis, an die zweite Stelle getreten zu sein.
Das erklärt, warum Jesus sich souverän hinwegsetzt über diese abgehobenen Regeln, die im Laufe der Zeit den eigentlichen Sinn des Sabbatgebotes verdunkelt hatten. Das wird uns an diesem Sonntag anschaulich durch die Überlieferung des Heiligen Markus (Markusevangelium, Kapitel 2, Verse 23-28) vor Augen geführt:
„An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten. Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten, wie er zur Zeit des Hohepriesters Abjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab?“
Das konkrete Ereignis gipfelt in der grundlegenden Erklärung Jesu: „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.“
Was ist der Sinn des Sabbats, den die Christen als Sonntag feiern? Nach dem Sinn zu fragen kann sehr unbequem sein; denn der Sinn entscheidet über die richtige Praxis. Es ist leichter, sich an den Buchstaben zu halten, als in eigener Verantwortung zu entscheiden.
Der niederländische Biologe und Anthropologe Frederik Jacobus Johannes Buytendijk hat sich zum Sonntag einmal so geäußert: „Der Sonntag ist zunächst Feiertag. Feier ist mehr als Sich besinnen, wie sie mehr ist als bloßes Ausruhen. Man feiert immer etwas Bestimmtes: ein Ereignis, ein Gelingen, eine Gründung, ein Gedächtnis. – Das Urereignis unserer Gemeinschaft ist die Liebe. Sie wird gefeiert in der Wiederholung der Festtage, und zwar an zwei Stellen: am Altar der Kirche, wo Gottes Liebe die ewige Quelle des Lebens und die unzerbrochene Trinkschale ist, und am heimischen Herd, dem Sinnbild des Hausaltars, auf dem die Nächstenliebe brennt, wärmt und vereinigt.“
Als Christen feiern wir den Sonntag als den Tag der Auferstehung des Herrn. Und wir heiligen den Sonntag nicht dadurch, dass wir nichts tun. Der Sinn der Feier ist hingegen die Begegnung mit Christus, dem Auferstandenen: im Wort, im Sakrament und damit in der Gemeinschaft, der „Kommunion“ mit Gott und unseren Nächsten.
Dann ist der Feiertag im Alltag präsent. Und der Werktag im Feiertag, weil auch dieser eine gute Struktur und Disziplin braucht. Zuerst Gott, dann in der richtigen Reihenfolge all das andere.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 21/2018 - 8. Woche im Jahreskreis (B)
Nach Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten wird als weiteres großes Fest das der Dreifaltigkeit begangen. In der genannten Reihenfolge dieser Festreihe steht der Dreifaltigkeitssonntag seiner Bedeutung wegen in gewisser Weise zu Recht abschließend am Ende. Bei diesem Fest geht es um Gott und wie er in sich selber ist.
Das Evangelium (Mt 28, 16-20) des Dreifaltigkeitssonntags enthält den Auftrag Jesu, alle Völker zu taufen „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Gemäß dieser Weisung wird die Taufe, so erklärt der Katechismus der katholischen Kirche (KKK, 223) „… »im Namen« (Einzahl) und nicht »auf die Namen« (Mehrzahl) des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes … [gespendet], denn es gibt nur einen einzigen Gott, den allmächtigen Vater und seinen eingeborenen Sohn und den Heiligen Geist: die heiligste Dreifaltigkeit.“
Der folgende Absatz (Nr. 234) führt daraufhin aus: „Das Mysterium der heiligsten Dreifaltigkeit ist das zentrale Geheimnis des christlichen Glaubens und Lebens. Es ist das Mysterium des inneren Lebens Gottes, der Urgrund aller anderen Glaubensmysterien und das Licht, das diese erhellt. Es ist in der »Hierarchie der Glaubenswahrheiten« die grundlegendste und wesentlichste.“
In seinem aufschlussreichen Buch, „Allah gesucht – Jesus gefunden, eine außergewöhnliche Biografie“, erzählt Nabeel Quereshi, wie er als Student zum christlichen Glauben gefunden hat. Im ersten Teil seines Buches weckt er beim Leser eine Liebe für Muslime und ein Interesse für ihre Kultur und ihren Glauben. Im zweiten Teil legt er aber auch dar, welche Vorurteile nicht wenige Muslime Christen gegenüber haben.
Wörtlich schreibt er (S. 257): „Auch wenn ich in einer scheinbar christlichen Nation aufgewachsen bin, impften mich meine muslimischen Ältesten gegen die Dreieinigkeit. Ich kann mich an viele Juma Chutbas, Unterrichtsstunden auf Jugendlagern, religiöse Erziehungsbücher und Koranstudientagungen erinnern, die sich der Widerlegung der Dreinigkeit widmeten. Sie alle lehrten die gleiche Sache: die Dreinigkeit ist dünn verschleierte Vielgötterei.
lm Wesentlichen lehrten sie mich, die Dreieinigkeit wie folgt zu sehen: Christen wollen Jesus zusätzlich zu Gott anbeten, aber sie wissen, dass es nur einen Gott gibt. Deshalb sagen sie, dass Gott zur gleichen Zeit drei und einer sei, und nennen Ihn eine Dreieinigkeit. Obwohl das keinen Sinn ergibt, bestehen Christen darauf, dass es so sei. Wenn sie darum gebeten werden, die Dreieinigkeit zu erklären, sagen sie, dass das ein Rätsel ist und im Glauben angenommen werden muss.“
Als überzeugter Muslim hat der Autor das dann auch erprobt: „Immer, wenn ich mit Christen eine Diskussion über die Dreieinigkeit hatte, lautete meine erste Frage: »Ist die Dreieinigkeit wichtig für dich?« Wenn sie bejahend antworteten, fragte ich: »Wie wichtig?«, und erwartete die Antwort, dass es ketzerisch wäre, die Dreieinigkeit zu leugnen. Die dritte Frage machte die Falle perfekt. Ich fragte: »Also, was ist die Dreieinigkeit?«, und erhielt die auswendig gelernte Antwort, dass Gott drei in einem sei. Dann der Gnadenstoß: »Und was bedeutet das?« Ich erntete normalerweise ausdruckslose Blicke. … Niemals war jemand in der Lage zu erklären, was die Lehre von der Dreieinigkeit wirklich bedeutete. Drei Dinge in einem Ding? Und das soll kein Widerspruch in sich selbst sein?“
Auf den folgenden Seiten berichtet der Autor, wie er an einem dafür völlig unwahrscheinlichen Ort das erste Mal die Dreifaltigkeit als etwas in sich Mögliches nicht mehr ausschließen konnte. In einer Vorlesung über molekulare Resonanzstrukturen nämlich, als eine Professorin vor einer Tafel mit drei großen Struktur-Abbildungen einer Nitratverbindung die komplexe Realität so erklärte: „Genau genommen hat ein Molekül mit Resonanzstrukturen zu jedem Zeitpunkt jede einzelne Struktur, und niemals nur eine einzige Struktur.“ Die Strudenten reagierten mit ratlosen Gesichtern. Daraufhin wiederholte die Professorin: „Das Molekül hat alle Strukturen zugleich, niemals nur eine davon.“
In diesem Augenblick ging es Nabeel Quereshi durch den Kopf: „Wenn es Dinge auf der Welt gibt; die drei in einem sein können, auch wenn das unverständlich ist, warum kann Gott das nicht auch sein?“
Nicht nur in molekularen und anderen Strukturen, sondern auch in uns selber als mit Vernunft und Wille begabte Wesen können wir erfahren, dass „in einem drei sein können“.
Mit unserer Vernunft begreifen wir uns selber. In der Folge davon können wir uns annehmen und uns gegenüber eine gesunde Wertschätzung entwickeln. So sind auch wir gewissermaßen drei in einem: 1) als wir selber; 2) als Erkannter, wenn wir uns selber begreifen, und 3) als liebend Gewollter, wenn wir uns selber bejahend annehmen. Schon Augustinus hat im vierten Jahrhundert diese Beobachtung als Analogie zur Dreifaltigkeit Gottes tiefgründig und weitreichend erörtert.
„O Heilige Dreifaltigkeit, o hochgelobte Einigkeit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, heut diesen Tag mir Beistand leist.“ („Begnadigungslied“ von Martin Behm [1557 - 1622])
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 20/2018 - 7. Woche im Jahreskreis (B)
„Aus Furcht vor den Juden hatten die Jünger die Türen verschlossen“, so berichtet der Evangelist Johannes (Kap. 20, Vers 19) von den Tagen nach der Auferstehung Jesu bis zum Pfingstfest. Die anfängliche Furcht der Jünger gehört auf jeden Fall mit zu Pfingsten. Sie lässt die Bedeutung von Pfingsten besser verstehen.
Die Jünger waren zu Lebzeiten Jesu voller Erwartung. Das wird unter anderem deutlich aus den Worten der Emmaus-Jünger (Lk 24,21): „Wir aber hatten gehofft, dass er der sei, der Israel erlösen werde.“ Der unerwartete Tod Jesu hatte all das durchkreuzt. So waren und blieben sie sprachlos. Sie waren ohne Antrieb; ohne rechte Inspiration, wie es nun weitergehen sollte. Das waren und blieben sie auch, nachdem Jesus von den Toten auferstanden und ihnen mehrfach erschien war.
Dies änderte sich schlagartig am Pfingsttag. „Als der Pfingsttag gekommen war“, so berichtet die Apostelgeschichte (2. Kapitel, Vers 1 und folgende), „befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“
Nun war die Sprachlosigkeit durchbrochen. Darüber hinaus wurden die Jünger von allen verstanden. Die Volksmenge, die zusammenkam, „war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden.“ Anschaulich und emphatisch berichtet die Apostelgeschichte, dass alle „außer sich vor Staunen gerieten und sagten: Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadozien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Zyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber, wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.“
Man kann sich fragen, warum Gott all das so und nicht anders gefügt hat. Offenbar soll die anfängliche Sprachlosigkeit der Jünger noch einmal bewusstwerden lassen, wie wenig der Mensch ohne Gott vermag.
Die auf das Irdische begrenzten und nur innerweltlich inspirierten Innovationen haben die Welt noch nie in der Geschichte so grundlegend verändert, dass man von Erlösung sprechen kann. Wohl sind im Laufe der Jahrhunderte von den großen Denkern und Machern oft Heil und Erlösung versprochen, aber bei allem Fortschritt nie nachhaltig von ihnen verwirklicht worden.
Bei seiner Menschwerdung hat sich Gott allerdings in einer unvorstellbaren Nähe und Fülle ganz mit dem Menschen verbunden: In Jesu Christus ist uns Gott „in allem gleich geworden, bis auf die Sünde“ (viertes Hochgebet). Alles, was der Mensch Jesus Christus getan und gesagt hat, das hat zugleich Gott durch und mit ihm gesagt und getan. Deshalb lag auf dem Leben Jesu uneingeschränkt Segen (vgl. Mk 7,37): „Er hat alles gut gemacht.“ Das ist Erlösung!
Nach Jesu Tod, Auferstehung und Himmelfahrt ist das aber nicht Vergangenheit. Wie damals von Pfingsten an die Jünger Jesu, kann nun jeder die „Geschichte und das Leben Jesu“ in sich aufnehmen und fortschreiben.
Von Pfingsten an nahmen nun alle Christgläubigen den wahren und ungeteilten Gott in seiner dritten Person, den Heiligen Geist in sich auf. Anders als Jesus blieben sie zwar weiterhin sündige Menschen. Aber ihr Schaffen, Wirken und Arbeiten war immer dann segensreich wie das unseres Herrn Jesus Christus, wenn sie im Geist Gottes blieben, ihm gemäß lebten und wirkten.
Genau dies erfährt jeder, der sich auch heute Gott öffnet; der aus der ehrlichen Erfahrung der eigenen Sprach- und Machtlosigkeit gegenüber dem Unfrieden dieser Welt und dem des eigenen Ego sein Leben mit dem Geist Gottes entfaltet. Dann erfährt der Mensch Erlösung, die auch den Alltag umfasst.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 19/2018 - 7. Osterwoche (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
Am Sonntag, dem 13. Mai 2018, zugleich Muttertag, möchten wir in St. Pantaleon der Babyflaschen-Aktion des Projekts 1000plus unter dem Motto „Hilfe statt Abtreibung“ viel Raum geben.
Im Anschluss an die Sonntagsgottesdienste kann sich jeder Infomaterial über das Projekt mit nach Hause nehmen. Dazu eine zur Spendendose umfunktionierte Babyflasche. Diese können Sie in aller Ruhe und wann Sie wollen mit einer Spende füllen. Die Babyflasche mit Ihrer Spende können Sie in den kommenden zwei Wochen vor oder nach einem der Gottesdienste ganz einfach in die Sakristei bringen.
Das Projekt 1000plus startete vor Jahren mit dem Ziel, jedes Jahr 1000 und mehr ungewollt Schwangeren durch Beratung und Vermittlung zu helfen, sich für ihr Kinder entscheiden zu können. Im letzten Jahr wurden über 8300 Frauen beraten.
Die Beratung erfolgt deutschlandweit über Internet und Telefon. Es wird kein Beratungsschein ausgestellt, der eine Abtreibung straffrei machen würde. Als Folge davon muss ohne jeden öffentlichen Zuschuss die Beratung und Hilfe für Schwangere zu 100 Prozent aus Spendenmitteln finanzieren werden.
Die Beratungen über die Aktion 1000plus haben nicht nur deutlich zugenommen. Über 65 % der dort beratenen Frauen entscheiden sich im Anschluss an die Beratung für ihr Kind. Damit bestätigt sich: viele Abtreibungen in unserem Land gehen auf fehlende Hilfeleistung zurück. Wo Frauen geholfen wird, entscheiden sich viele für ihr Kind.
In dem Projekt 1000plus arbeiten die STIFTUNG JA ZUM LEBEN und die beiden Beratungsstellen für ungewollt Schwangere Pro Femina e.V. und BIRKE e.V. zusammen. Die Arbeit finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Die Babyflaschen-Aktion soll auf die Not und Verzweiflung von Frauen aufmerksam machen, die eine Abtreibung erwägen. Mit Ihrer Spende kann die Beratung weiter ausgebaut werden.
Jeden Monat wenden sich Hunderte von Frauen an 1000plus. Stellvertretend für diese stehen die Zeilen einer jungen Frau, die sich vor wenigen Monaten an die Beraterinnen von 1000plus uns gewandt hat:
Liebe Beraterinnen von Pro Femina! Ich bin 32 Jahre und habe schon zwei Kinder im Alter von 3 und 6 Jahren. Ich habe seit Februar wieder eine Arbeitsstelle als Bürokauffrau und bin sehr glücklich, wieder arbeiten zu können. Doch jetzt habe ich gestern einen Schwangerschaftstest gemacht, und der ist positiv!!! Nächste Woche habe ich einen Termin beim Arzt. Mein Kopf sagt mir, eine Abtreibung wäre vernünftiger wegen der finanziellen Situation. Wie soll ich mit drei Kindern allen gerecht werden? Wie soll ich gleichzeitig in eine größere Wohnung ziehen und meine Arbeitsstelle aufgeben?
Aber mein Herz sagt mir, ich kann mein Kind nicht abtreiben, denn es ist ein Lebewesen und mein eigenes Fleisch und Blut! Wenn ich mein Kind abtreiben würde habe ich Angst, danach Gewissensbisse zu haben und in ein tiefes Loch zu fallen. Vor meinem ersten Kind hatte ich eine Fehlgeburt, die mich lange beschäftigt hat. Was können Sie mir raten? – Viele Grüße, Miriam
Auf solche und ähnliche Anfragen und nach einer der vielen erfolgreichen Beratungen, die sich auch über Monate erstrecken, folgen nicht selten Dankbriefe wie diese:
Liebe Martina, am 21. September war es endlich so weit. Ich durfte meine kleine Tochter Hanna das erste Mal in den Händen halten. Mein Mann und die Kinder haben vor dem Kreißsaal gewartet, dass sie zu uns können, und waren sehr glücklich, dass das Schwesterchen Hanna da ist.
Ich möchte mich bei Ihnen von ganzem Herzen bedanken! Bedanken, weil Sie mich von Anfang an unterstützt haben, und dass Sie mein Gefühl gestärkt haben – mein Gefühl, dass ich mich unmöglich gegen dieses kleine Leben entscheiden kann. Ich hätte mit dieser Entscheidung nur schwer leben können.
Ich möchte mich auch bei den Spendern bedanken, dass sie es mit der finanziellen Unterstützung ermöglicht haben, dass ich in unserer Situation mich erleichtert gefühlt habe und für unsere Kleine die nötigen Sachen kaufen konnte. Ohne diese Unterstützung wären diese Monate sehr schwer gewesen.
Ich bin so dankbar, dass es ein Beratungszentrum wie Euch gibt! Herzlich, Deine Theresia
Ihnen allen, die Sie ein Anliegen wie dieses tatkräftig unterstützen, sage ich von Herzen: Vergelt’s Gott!
Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 18/2018 - 6. Osterwoche (B)
An den letzten beiden Sonntagen hörten wir im Sonntagsevangelium gleichnishafte Reden Jesu. Einmal vom guten Hirten (Joh. 10,11-18) und darauf folgend vom Weinstock, dem Winzer und den Reben (Joh. 15,1-8). An diesem Sonntag in der Osterzeit hören wir nun in begrifflicher Klarheit (Joh. 15,9-17), was in den Sonntagen davor im Bild veranschaulicht wurde: Die Gebote dienen der Liebe.
Jesus sagt: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“ Die Gebote sind uns nicht wie etwas Fremdes, das nicht zu uns passen würde, „übergestülpt“ oder „vor die Nase gesetzt“.
Dieser Eindruck entsteht immer dann, wenn ein Gebot einem spontanen Begehren oder Wollen entgegensteht und dieses als etwas Böses oder Unpassendes zurückweist. Bei genauerem Hinsehen, Beobachten und Analysieren, zu dem insbesondere auch der vergleichende Bezug zu bisherigen Lebenserfahrungen gehört, wird jedoch schnell deutlich, dass die Gebote der Liebe dienen.
Liebe äußerst sich am Anfang meist in einem Gefühl der Zuneigung, der Sympathie und des „Berührt-Seins“ vom anderen. Aber in der Tiefe ist Liebe weitaus mehr. Liebe ist dort, wo man den Anderen nicht seiner Selbst sondern des Anderen wegen mag und ihn will. Wo man ihn bestätigt und wünscht, dass es ihn gibt: dass er da ist. – So sind wir am Ende, weil allem anderen voran Gott uns will: „Ich möchte, dass es dich gibt.“
Die „Matrix unserer Existenz“ ist deshalb ganz von Liebe bestimmt und durchwoben. – Von daher berührt uns die Wirklichkeit der Liebe immer wieder so tief und eben existentiell. Und von daher bleiben wir in der Liebe, wenn wir uns so entfalten, wie wir sind und wie Gott uns gedacht hat.
Eben das spiegelt sich in den Geboten wieder, die unserem Menschsein eingeschrieben und uns als Leitlinien gegeben sind, um uns zu verstehen und zu begreifen: um uns gemäß dem zu entfalten, wie wir sind und „ticken“. Die Gebote, insbesondere die 10 Gebote, entsprechen ganz dem, was und wie wir sind.
Hier besteht auch ein enger Zusammenhang zu dem Gebet, das Jesus gelehrt hat: „Dein Wille geschehe. Dein Reich komme.“ – Wer so betet und lebt, bleibt in der Liebe. Und er hält sich an die Gebote.
Liebe und Gebote sind kein Gegensatz. Sie erhellen sich vielmehr gegenseitig und offenbaren den Sinn des Lebens: Geliebt und ausdrücklich gewollt zu sein, und in der Liebe als dem wichtigsten Lebensvollzug glücklich zu werden und Erfüllung zu finden.
Es ist ein langer Weg, um in lebenslanger Erfahrung existentiell zu erfassen, dass es, wie von Jesu formuliert, „keine größere Liebe gibt, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“
Am Anfang der Liebe steht gewöhnlich, was der Grieche „eros“ nennt. Es ist die erste Stufe der Liebe. Auch wenn diese Liebe anfangs ganz notwendig ist und bis zum Ende des irdischen Lebens ihren Eigenwert hat, ist der in diesem Sinne Verliebte noch ganz bei sich selber. Man empfindet die Nähe des anderen als „schön“. Man mag den anderen und ist in ihn verliebt. Aber man kreist sehr um seine eigenen Gefühle, Wünsche und Träume.
Erfahrungsgemäß nimmt diese Liebe nach einer gewissen Zeit mehr ab als zu. Wenn diese erste Liebe sich nicht entwickelt und entfaltet, bleiben von ihr im schlechtesten Fall Narzissmus oder Egoismus: eine „böse Liebe“, die nur um sich selber kreist.
Zur umfassenden und guten Liebe gehört in der ihr eigenen Dynamik und innewohnende Notwendigkeit, dass sie sich ein Leben lang vom „eros“ zu dem entwickelt, was der Grieche „agape“ nennt. Das ist die Liebe des Wohlwollens.
„Ti voglio bene“ sagt der Italiener um auszudrücken, dass er den so Angesprochenen liebt. Wörtlich übersetzt: „Dich will ich gut“. – Die Liebe des Wohlwollens sucht am Ende ganz und uneingeschränkt das Wohl des anderen. Und eben das ist Liebe in ihrer ganzen Fülle: Nicht im Sinne des Besitzens und der Befriedigung eigener Bedürfnisse „will ich dich“, sondern ganz in dem Sinne, dass Du als Geliebter und Erwünschter ganz Sinne Deines Glückes und Wohles sein sollst und darfst.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 17/2018 - 5. Osterwoche (B)
An diesem fünften Sonntag in der Osterzeit hören wir ein weiteres der sogenannten „Ich bin“ – Worte Jesu. Vergangenen Sonntag war es das Bild vom guten Hirten, mit dem Jesus viel über sich selber aussagt, über seine Beziehung zum himmlischen Vater, über sein Verhältnis zu uns Menschen und was Erlösung für uns als Kinder Gottes konkret bedeutet.
An diesem Sonntag nun ist es das Bild vom Weinstock und den Reben. „Ich bin der wahre Weinstock“, sagt Jesus, „und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab, und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.“
Seinen Zuhörern war dieses Bild nicht ganz unbekannt. Das jüdische Volk verstand sich nämlich als der von Gott gepflanzte Weinberg (vgl. Jes 5,1-7). Damit jeder Jude, der zum Tempel in Jerusalem ging, sich daran erinnerte, war an der Stirnseite des Tempels ein großer goldener Weinstock angebracht.
Im Prophetenbuch von Jesaja (s.o.) endet das alttestamentliche Lied vom Weinberg allerdings damit, dass dieser Weinberg statt der erwarteten süßen Trauben nur saure Beeren brachte. Das Volk Gottes hat nicht die erwartete Frucht gebracht. Deshalb wurde seine schützende Hecke wieder entfernt und seine Einfriedungsmauer eingerissen. Der Weinberg wurde zertrampelt und zu Ödland. Am Ende wuchern nur noch Dornen und Disteln dort.
In Abgrenzung dazu und anders entfaltet ist Jesus im neutestamentlichen Bildwort „der wahre Weinstock“ und sein “Vater der Winzer“. Hier wird gegenüber dem alttestamentlichen Bild ein spezifischer Perspektivenwechsel deutlich. Es geht nicht mehr vorrangig um einen Weinberg, der sorgfältig und mit Hoffnung auf süße Trauben angelegt wird. Nun steht die einzelne Rebe im Vordergrund.
Die Aufmerksam des Vaters gilt nicht mehr primär einem auserwählten Volk als seinem Weinberg. Nun wendet der Vater seine ganze Aufmerksamkeit jedem Einzelnen zu. Wie ein guter Winzer pflegt und kümmert er sich um jede einzelne Rebe.
Hinter jedem guten Wein verbirgt sich bekanntlich ein guter Winzer. Über Jahre muss er die Rebe „erziehen“, wie es in der Fachsprache heißt. Er muss sie mehrfach beschneiden und hochbinden, bis sie gute Trauben hervorbringt. Wildwuchs führt unweigerlich zur Minderung der Traubenqualität.
Alle schlechten Trauben müssen herausgeschnitten werden. Sie nehmen dem Weinstock unnötig seine Kraft. Sind die schlechten Trauben entfernt – und dafür muss der Weinstock erst einmal „bluten“; auch das gehört zur Fachsprach im Winzergewerbe –, können die guten Reben bzw. Trauben ihre volle Qualität entfalten.
In diesem gegenüber dem Alten Testament weiter entfalteten Bild vom Weinstock und den Reben wird, wie in dem neutestamentlichen Bild vom guten Hirten, die Offenbarung Gottes für die Menschen zu ihrem Heil für immer präzisiert und endgültig deutlich. Gott sorgt sich um jeden! Uneingeschränkt kümmert („reinigt“) er einen jeden, so dass sein Leben zunehmend „Frucht bringt“ (s.o.).
Es sei denn, jemand will keine Frucht im Sinne Gottes bringen. So wäre der bildhafte Vergleich (s.o.) eigentlich besser übersetzt: „Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringen will, schneidet er ab …“
Neben dem starken Bild vom Weinstock, den Reben und dem Winzer fällt auf, dass das Wort „bleiben“ sehr oft vorkommt: „Bleibt in mir, dann bleibe ich in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so könnt auch ihr keine Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt.“
Bleiben wir also im Gebet, im Austausch mit Gott! Bleiben wir dran an der Sonntagsmesse! Bleiben wir den Unseren treu; unseren guten Vorsätzen und unserem Glauben an die reinigende Kraft der Sakramente: vor allem der Taufe und der Beichte.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 16/2018 - 4. Osterwoche (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
An diesem Sonntag begegnet uns im Tagesevangelium (Joh 10,11-18) mit großer Eindringlichkeit das Bild vom guten Hirten. Es ist eines der bekanntesten und ansprechendsten Bilder aus der Heiligen Schrift, mit denen Gott sich in seiner Beziehung zu den Menschen vergleicht. Es vermittelt seit der Zeit des Alten Testamentes ein Gottesbild, das spezifisch biblisch genannt werden kann.
Um Gott in seiner Beziehung zu den Menschen aber richtig zu verstehen, muss man vor Augen haben, dass es hier nur um ein ansprechendes Bild geht. Um ein Bild, dass die Wirklichkeit der Beziehung zwischen Gott und seinem liebsten Geschöpf, dem Menschen, nur unzulänglich wiedergibt.
Man kann zwar durchaus Hirten begegnen, die sich mit schier unendlicher Liebe um ihre Schafe kümmern. Aber Schaf bleibt Schaf; und Hirt bleibt Hirt. Auch der liebevollste Hirt wird eines Tages die Schafe nicht auf die beste Weide, sondern in den Schlachthof führen. Schließlich lebt der Hirt von seinen Schafen. An den Schafen selber liegt ihm gewöhnlich nur so viel, wie es am Ende, wenn „es um die Wurst geht“, gutem Fleisch, bester Wolle und feinster Milch dient.
Hier nun führt die Heilige Schrift über die am Ende engen Grenzen des Bildes hinaus. So auch an diesem vierten Sonntag der Osterzeit; etwa in der zweiten Lesung (1 Joh 3,1-2): „Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes, und wir sind es. … Jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“
In seiner Beziehung zu Gott wird der Mensch nun nicht mehr als einfaches Schaf gesehen – das bei aller Fürsorge und emotionaler Nähe zum Hirt weiterhin dumm bliebt –, sondern als Kind, das sich auf dem Weg zu einer unvorstellbaren Ähnlichkeit mit Gott befindet. Dieser Weg des Menschen zu Gott als Ziel allen menschlichen Lebens übersteigt jede empirische Perspektive. Sie ist nur möglich von Gott her, der mehr und anders ist als jeder noch so gute Hirt. Deshalb sagt Johannes zudem noch (s.o.): „Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“
Die Abhebung Gottes vom guten Hirten ist schon in dem bekannten Worten Jesu ausgesprochen: „Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ Macht das denn ein noch so guter Hirt, wenn es (s.o.) „um die Wurst geht“? Wieviel hingegen Gott und seinem Sohn am Menschen wirklich liegt – eben auch in Abhebung vom Bild des guten Hirten –, drückt Jesus dann in den Worten aus: „Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“ Kennt etwa das Schaf wirklich seinen Hirten?
Und noch mehr übersteigt Jesus dieses starke Ich-Worte („Ich bin der gute Hirt“) vom Bild zur gemeinten Realität, wenn er im gleichen Atemzug die Weite, mit der „seine Schafe“ ihn als „ihren Hirten“ erkennen, mit der Weite und Unergründlichkeit vergleicht, mit der Gott sich seiner innergöttliche Liebe bewusst ist: „wie mich der Vater kennt und ich den Vater kenne“.
Das Bild vom guten Hirten ist im Grunde erst dann ein starkes Bild, wenn man sich in der Stille der vertrauten Zweisprache und Begegnung mit Gott, im Gebet also, der in diesem Bild gemeinten Weite und Tiefe anzunähern bereit ist. Gelingen wird es nur durch Gottes Gnade und Eingebung. Und wiederum auch nur dann, wenn man sich in diese Richtung immer wieder auf den Weg macht. Es reicht nicht, sich dafür auf einen einzigen und isolierten Versuch zu beschränken.
Um von Gott in seine Größe aufgenommen zu werden und bei ihm in seiner Liebe anzukommen, muss der Mensch von sich selber aus zu vielen Anläufen bereit sein, und diese Bereitschaft auch umsetzen. Beides wünsche ich Ihnen von Herzen.
Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 15/2018 - 3. Osterwoche (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleo!
Die sogenannten nachösterlichen Evangelien sind voller Überraschungen. An diesem Sonntag etwa hören wir (Lukas 24, 35-48), wie die aus Emmaus zurückgekehrten Jünger „den Elf und den anderen Jüngern erzählten, was sie unterwegs erlebt und wie sie ihn erkannt hatten, als er das Brot brach.“ Dann heißt es: „Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen.“
Dass die Jünger erschraken, ist nachvollziehbar. Aber dass sie „große Angst hatten“ und meinten, „einen Geist zu sehen“, das überrascht. Obwohl sie doch über ihn redeten, erkannten sie ihn nicht.
Die Nachricht vom leeren Grab wie auch die Nachricht von den Begegnungen mit dem Herrn haben „den Durchbruch“ noch nicht bewirkt. Zur umfassenden und wirksamen Osterbotschaft, die nachhaltig verändert und alles mit neuen, mit den Augen Gottes sehen lässt, reichen heilige Worte und fromm überlieferte Erzählungen alleine also nicht aus.
Mit anderen Worten: Die Heilige Schrift alleine (sola scriptura) genügt nicht. Nach Gottes Vorsehung muss zum Heiligen Wort der Bibel noch etwas Anderes hinzukommen. Wohl wirkt Gott durch die Heilige Schrift. Aber Gott hat es offenbar so gewollt, dass das Wort alleine noch nicht die Fülle der Gnade schenkt, die erst den Menschen verwandelt und verändert.
Obwohl wir durch das gnadenvolle Wirken der heiligen Worte in der Schrift und der Überlieferung Gott geheimnisvoll in einem ersten Schritt begegnen, muss der Mensch darüber hinaus Gott auch noch in anderer Weise, in einem zumindest zweiten Schritt begegnen, um ein gläubiger Mensch zu werden.
Das wird überraschend deutlich bei den Emmausjüngern (Lk 24,13-35). Sie erkannten den Herrn erst, nachdem sie ihn gedrängt hatten: „Herr, bleib doch bei uns, denn es wird bald Abend, der Tag hat sich schon geneigt“, und erst, als der Herr „mit ihnen bei Tisch war“. Dort „nahm er das Brot, sprach den Lobpreis, brach das Brot und gab es ihnen.“ Erst dann „gingen ihnen die Augen auf, und sie erkannten ihn; dann sahen sie ihn nicht mehr.“
Erst von da an konnten sie das Erlebte richtig ein- und zuordnen. Sie hatten auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus eine ganz wichtige Glaubenserfahrung gemacht. Aber erst als der Herr vor ihren Augen das Brot brach und ihnen davon gab, konnten sie sich darüber auch austauschen. Erst von dann wurde ihre Glaubenserfahrung wirksam. Erst die Speise des gebrochenen Brotes hat sie so weit verändert, dass sie nun zueinander sagen konnten: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schrift erschloss?“
Ähnlich auch im Evangelium von diesem Sonntag. Die gegenseitigen Erzählungen von den Begegnungen mit dem Herrn, haben die Jünger zwar sehr interessiert und auch berührt. Aber zum Glauben kamen sie dadurch noch nicht.
Der Herr musste auch persönlich zu ihnen kommen. Als Auferstandener! ####
Er ganz persönlich musste ihnen sagen: „Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht.“
Neben der Heiligen Schrift – dem Tisch des Wortes – ist für den gläubigen Christen deshalb auch der „Tisch des Brotes“, die zumindest sonntägliche Eucharistie von unverzichtbarer Bedeutung. Zum Durchbruch im Glauben, zu einer verändernden Wahrnehmung aus der Perspektive Gottes kommt es erst dann, wo gläubige Christen auch den Sonntag halten, genauer gesagt: Wo sie sich durch den Sonntag und eine lebendige Mitfeier der Eucharistie von Gott halten und verwandeln lassen.
Die Eucharistie ist „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (II. Vatikanum). Die Eucharistie, die deshalb auch Heilige Messe oder „Messopfer“ heißt, ist – so haben es die Kommunionkinder mit Hilfe des abgebildeten Bildes auf den Punkt bringen und auswendig lernen können – „alles Wichtige in einem. Sie ist Abendmahl, Opfer Jesu am Kreuz, Auferstehung und ein Stück Himmel auf Erden.“
Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 13+14/2018 - Karwoche (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
Was bedeutet die Auferstehung für den gläubigen Christen? Ich will eine ganz kurze Antwort versuchen.
In der Auferstehung Jesu geht uns der menschgewordene Gott voraus in die endgültige Erlösung. Die endgültige Erlösung gibt es nur im Himmel. Aber diese endgültige Erlösung im Himmel beginnt schon hier auf Erden.
Hier auf Erden, in unserem irdischen Leben, wächst Gottes Gegenwart immer dann, wenn wir uns Gott im Gebet öffnen, auf ihn hören, und uns von ihm im stillen Hinhören auf sein Wort leiten und führen lassen.
Dann sind Leib und Seele immer seltener Widersacher, die im Streit liegen. Mit Gottes Hilfe kommen Leib und Seele zusammen. Sie finden zu einer Harmonie, wie sie von Gott gemeint und uns als Aufgabe mitgegeben sind.
Gesegnete und frohe Ostern!
Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 12/2018 - Karwoche (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
Wir alle haben Grund, dem bisherigen Generalvikar, Dr. Dominik Meiering, für seinen dreijährigen Dienst als Generalvikar zum Wohl unseres Erzbistums von Herzen zu danken. Wir wünschen ihm und dem neuen Generalvikar, Msgr. Dr. Markus Hofmann, Gottes reichen Segen, viel Geduld und reichlich Inspiration, die Gott ihnen schon geben wird. – Zum Wechsel im Amt des Generalvikars gab es einige ziemlich schräge Pressenachrichten, zu denen ich in diesen Pfarrnachrichten, auch als Ihr Pastor, in Überarbeitung zweier Leserbriefe von mir Stellung beziehe. – Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Zum Bericht im Kölner Stadtanzeiger vom 19.03.2018: „Paukenschlag im Kölner Erzbistum. Kardinal trennt sich von seinem Generalvikar“ habe ich der Redaktion – hier noch einmal überarbeitet – folgendes geschrieben:
Leider bedienen Sie sich in Ihre Berichterstattung Klischees von gestern: „Blitz und Donner in der Führungsetage des Erzbistums Köln“; „Abberufung und Entmachtung“. So war das wohl mal: vor und auch noch einige Zeit nach dem Konzil. Da hat sich Vieles längst verändert.
Von Ihrer fast ausschließlich auf Soziologisches reduzierten Perspektive sind dann auch einige ihrer Schlussfolgerungen ziemlich „verpeilt“. Unter anderem „trennt sich Kardinal Rainer Woelki“ nicht von Meiering. Mit der neu übertragenen Aufgabe drückt Woelki seinem bisherigen Generalvikar vielmehr sein uneingeschränktes Vertrauen und seine allergrößte Wertschätzung aus. Wenn schon nur in diesen Kategorien gedacht wird, dann wird Meiering in mancher Hinsicht eher befördert als degradiert.
Als Kölner Generalvikar bestand Meierings Aufgabe in der Gesamt-Verwaltung des Erzbistums als Chef einer bischöflichen Behörde mit 600 Kirchenbediensteten. Je nach Perspektive ist seine zukünftige Aufgabe durchaus vielfältiger und anspruchsvoller. Er stellt sich nun der Herausforderung, ca. 40.000 Menschen ihr Leben vor und mit Gott neu entdecken zu lassen. Da sind Innovation, Kreativität und Empathie pur gefragt.
In dieser Hinsicht ist Meierings neue Aufgabe von ganz anderem Kaliber. Diese Aufgabe lässt einen Priester gleichermaßen wie einen Erzbischof zuerst einmal in die Knie gehen und den Himmel um seinen Beistand bitten.
So ist Meiering auch nicht „Opfer des pastoralen Zukunftsweges“, wie sie Ihre Informanten als vermeintliche „Kenner der Verhältnisse im Erzbistum“ zitieren. Für eine sachgerechte Wahrnehmung und ausgewogene Berichterstattung sind solche „Insider-Unkenrufe“ wenig hilfreich. An der gegenwärtigen Realität der Kirche zielen Sie leider zu oft haarscharf vorbei und daneben.
An die Kölnische Rundschau habe ich als Leserbrief - hier noch einmal überarbeitet – geschrieben:
Ihre Berichterstattung über die katholische Kirche in Köln lässt mehr als zu wünschen übrig. Sie reduzieren die Kirche auf Soziologisches und werden ihr damit nicht mehr gerecht.
Letzten Dienstag haben Sie deshalb einen schrägen Artikel über die Abberufung von Dr. Meiering als Generalvikar („Generalvikar wird leitender Pfarrer“ – Rundschau vom 20.03.2018, S. 23) publiziert. Sie schreiben über das Amt des Kölner Generalvikars: „Eine Führungsposition, die im Erzbistum Köln als Empfehlung für höhere Weihen gilt.“ Nun: Wenn jemand Priester oder Pfarrer wird, um Karriere zu machen, dann ist er fehl am Platz. Die Gläubigen lehnen das ab.
Dann widersprechen Sie sich in ein und demselben Artikel. Sie schreiben, dass „es offenbar hinter den Mauern der Bistumsverwaltung gekracht“ und dass „die Chemie zwischen Generalvikar und Kardinal nicht mehr gestimmt habe“. Es sei „von Entfremdung die Rede“.
Einseitig auf negativ Zwischenmenschliches reduziert, präsentieren Sie unausgewogen ein verzeichnetes Bild von Kirche.
Das hätte Ihnen an der Widersprüchlichkeit Ihres Berichtes auffallen müssen. Denn im Folgenden zitieren Sie Meiering, der ganz in Übereinstimmung mit seinem Bischof erklärt: Sein (Meierings) neuer Aufgabenbereich liege „in der Herzkammer unseres Erzbistums. Unzählige Menschen suchen hier die Begegnung mit der Kirche und damit mit dem lebendigen Gott.“ Für eine – wie in Ihrer Berichterstattung – tendenziös auf negativ Soziologisches reduzierte Kirche bleibt es doch zutiefst widersprüchlich, wenn nach „Entfremdung“ und „Krach“ ein Kardinal und Erzbischof diesem Priester, mit dem „die Chemie nicht mehr stimmt“, das Filetstück seines Erzbistums anvertraut.
Hier sind Sie mangels gesundem Menschenverstand Opfer von klerikalem Gerede Ihrer Informanten.
Heute nun lese ich in Ihrer Zeitung, zudem noch auf der ersten Seite, eine 19-Zeilen-Meldung („Woelki beruft Hofmann als Generalvikar“ – Rundschau vom 22.02.2018, S. 1) mit gleich drei Fehlern. Davon belegt zumindest einer, wie unqualifiziert Ihre kirchliche Berichterstattung ist.
Sie schreiben, dass Hofmann „2009 von Woelki zum Leiter des erzbischöflichen Priesterseminars ernannt wurde.“ Im Jahre 2009 war Rainer Maria Woelki allerdings Weihbischof in Köln, der in diesem Amt überhaupt niemanden ernennt. Kirchliche Ernennungen in einem Bistum gehen ausschließlich vom Diözesanbischof aus. 2009 war das für die Diözese Köln Kardinal Meisner. Peinlich!
Seit Jahren ist nicht nur Ihre Berichterstattung über die katholische Kirche mal mehr mal weniger tendenziös, einseitig, unausgewogen und oft nicht sachgerecht. Das liegt zum einen an illoyalem Insider-Gerede, das in der Kirche leider auch unter einigen Priestern und anderen gepflegt wird, und auf die Sie als Ihre Informanten zurückgreifen. In ihr teils verdächtig schadenfroh auf negativ Soziologisch-Zwischenmenschliches reduzierte Kirchenbild mischt sich dann noch die Phantasie anderer, die Ihrer Aufgabe und Verpflichtung als Journalist nicht mehr umfassend gerecht werden. So verkaufen Sie uns dieses Gemenge als Sensation und Nachricht.
Vielleicht haben Sie zumindest so viel Rückgrat, auch einmal deutliche Kritik an Ihrer kirchlichen Berichterstattung zuzulassen, und diese nicht unter den Tisch zu kehren.
Pfarrnachrichten 11/2018 - 5. Fasten-Woche (B)
Wer am fünften Fastensonntag in eine ihm bekannte Kirche geht, nimmt in der Regel auf der Stelle wahr, dass der ihm gewohnte Anblick des Innenraumes verändert ist: durchbrochen und durchkreuzt durch die Verhüllung aller größeren Kreuze im Inneren der Kirche vom fünften Fastensonntag an bis Karfreitag. Das ist ein alter Brauch, der in besonderer Weise auch den ungewöhnlichen Verlauf des Evangeliums (Joh 12,20-33) vom fünften Fastensonntag im Lesejahr „B“ aufnimmt und widerspiegelt. Johannes berichtet in diesen Versen von „einigen Griechen, die beim Osterfest in Jerusalem Gott anbeten wollten.“
Bei diesen „Griechen“ handelt es sich wohl um fromme und gläubige Menschen, die dem jüdischen Glauben und dem Volk Gottes nahestanden, ohne ihm jedoch anzugehören. Auch solchen Sympathisanten war der Zutritt zum Inneren des Tempels verwehrt. Wie alle anderen Unbeschnittenen durften auch sie auf dem Tempelgelände nur den Vorhof der Heiden betreten. Doch diese Ausgrenzung hindert jene Griechen nicht daran, sich nach Jerusalem auf den Weg zu machen, um eigens dort „beim Osterfest“ Gott in einer größeren Nähe „anbeten“ zu können.
Sie hatten wohl einiges von Jesus gehört. Und nun suchen sie die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen. Sie wenden sich an den Apostel, der seinem Namen nach griechischer Abstammung war: an „Philippus“ nämlich, und bringen ihr Anliegen vor: „Wir möchten Jesus sehen.“ Um sich abzusichern, „ging (dieser) und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus.“
Auf den ersten Anschein antwortet Jesus auf das Anliegen der Griechen scheinbar abweisend und uninteressiert (Joh 12,23): „Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.“
Bis dahin lässt der Evangelist Johannes den Herrn in seinem Evangelium wiederholt „von der Stunde“ sprechen, die aber „noch nicht gekommen ist“. So etwa bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2,4). Bei dieser Hochzeit verwandelt er Wasser in wunderbaren Wein. Er bewahrt ein Brautpaar vor einem Missgeschick und lässt sie fröhlich in ihre Ehe starten.
Nun aber (ibid.) „ist die Stunde, gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird.“ Und diese Stunde ist in dem Augenblick gekommen, wo Gläubige ihn „sehen“ wollen, die von auswärts, von jenseits der jüdischen Nationalität kommen.
In genau diesem Augenblick offenbart sich Jesus von seinem ganzen Wesen her. Bislang hat er immer nur etwas von sich und seiner Botschaft offenbart, wobei er seinen Worten durch mancherlei Wunder, wie bei der Hochzeit zu Kana, und wiederholten Austreibungen böser Geister Nachdruck verliehen hat.
Nun aber spricht er vom Weizenkorn (Joh 12,24.26.31), das in seinem Sterben reiche Frucht bringt: „Wenn das Weizenkorn nicht auf die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht.
Wie durch die Verhüllung des Kreuzes der Blick auf das Kreuz geschärft werden und aus dem Gewöhnlichen herausgehoben und hinterfragend vertieft werden soll, so schärft Jesus durch seine ungewöhnliche Reaktion auf den Wunsch der Griechen, ihn sehen zu wollen, die Wahrnehmung aller für den Kern sowohl seiner Sendung und Botschaft, wie seiner Person.
Jesus ist nicht mehr nur da, wie am Anfang, für das auserwählte Volk Gottes (vgl. Mt 15,24). Er sagt nun ausdrücklich (Joh 12,32): „Wenn ich über die Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen.“ Von nun an, da seine Stunde gekommen ist, ist er in gleicher Weise für Juden und Griechen da, und damit für alle Menschen „guten Willens“. Und er ist nicht dafür da, wie man anfangs, als seine Stunde noch nicht gekommen war, vermuten könnte, dass ein Brautpaar zünftig Hochzeit feiern kann (s.o.) und „Blinde wieder sehen …. und Armen das Evangelium verkündet“ (Mt 11,5 usw.) wird.
Nun ist die Stunde gekommen, in der er Wein in sein Blut verwandelt, damit es vergossen wird zum Heil für viele: wirklich, aber vorwegnehmend im sakramentalen Zeichen am Gründonnerstag beim Abendmahl, und dann ebenso wirklich, aber blutig am Tag darauf, am Karfreitag am Kreuz. Nun offenbart er sich voll und ganz.
Der äußere Anlass dafür sind Griechen, die ihn sehen wollen. Menschen, die nicht mehr in der Tradition des auserwählten Volkes stehen. Und mit seiner ungewöhnlichen Reaktion auf dieses Anliegen lässt er nun alle Menschen „sehen“ und verstehen, worum es in der ganzen Tiefe seiner Sendung und Erlösung geht (Joh 12,31): „Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden.“
Möchten auch wir, wie jene Griechen, „Jesus sehen“? Möchten wir ihn wirklich „sehen“ und verstehen? – Dann müssen wir dazu bereit und darauf gefasst sein, dass Jesus unsere oft nur weltlich-irdische Wahrnehmung durchbricht und durchkreuzt. Deshalb deutet er nun auch das Bild vom Weizenkorn, dass in die Erde fällt, dort stirbt und reiche Frucht bringt.
Das Bild vom Weizenkorn trifft an erster Stelle auf ihn selber zu. Dann aber auch auf jeden, der ihn „sehen“, ihn verstehen und ihm folgen will. Und so erklärt Jesus (Joh 12,25): „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)
Pfarrnachrichten 10/2018 - 4. Fasten-Woche (B)
Pfarrnachrichten 09/2018 - 3. Fasten-Woche (B)
Pfarrnachrichten 08/2018 - 2. Fasten-Woche (B)
Pfarrnachrichten 07/2018 - 1. Fasten-Woche (B)
Pfarrnachrichten 05/2018 - 5. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 04/2018 - 4. Woche im Jahreskreis (B)
„Warum soll ich zu Messe gehen?“ Auf diese Frage antwortet Papst Franziskus: „Es genügt nicht zu antworten, dass es ein Gebot der Kirche ist. … Wir Christen müssen an der Sonntagsmesse teilnehmen, weil wir nur durch die Gnade Jesu, mit seiner lebendigen Gegenwart in uns und unter uns, sein Gebot in die Praxis umsetzen und so seine glaubwürdigen Zeugen sein können.“
Die deutsche Wochenausgabe der Vatikan Zeitung L'Osservatore Romano (22. Dezember 2017) gibt hierzu eine Katechese von Papst Franziskus wieder, die ich Ihnen Ihrer Lektüre empfehlen möchte. Papst Franziskus sagte wörtlich:
„Die sonntägliche Eucharistiefeier steht im Mittelpunkt des Lebens der Kirche (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2177). Wir Christen gehen am Sonntag zur Messe, um dem auferstandenen Herrn zu begegnen, oder vielmehr, damit er uns dort begegnen kann, um sein Wort zu hören, uns von seinem Tisch zu speisen und so Kirche zu werden, das heißt sein mystischer Leib, der in der Welt lebendig ist.
Das haben die Jünger von der ersten Stunde an verstanden: Sie haben die eucharistische Begegnung mit dem Herrn an dem Tag der Woche gefeiert, den die Juden als den „ersten Tag der Woche” und die Römer als „Tag der Sonne” bezeichneten, weil an jenem Tag Jesus von den Toten auferstanden und den Jüngern erschienen ist, mit ihnen gesprochen hat, mit ihnen gegessen hat, ihnen den Heiligen Geist geschenkt hat (vgl. Mt 28,1; Mk 16,9.14; Lk 23,1.13; Joh 20,1.19) ...
Auch die große Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten geschah an einem Sonntag, dem 50. Tag nach der Auferstehung Jesu. Aus diesen Gründen ist der Sonntag ein heiliger Tag für uns, geheiligt von der Eucharistiefeier, der lebendigen Gegenwart des Herrn unter uns und für uns. Die Messe macht also den christlichen Sonntag aus! Der christliche Sonntag dreht sich um die Messe. Ein Sonntag, in dem die Begegnung mit dem Herrn fehlt: Was für ein Sonntag ist das für einen Christen? …
Einige säkularisierte Gesellschaften haben das christliche Bewusstsein um den von der Eucharistie erleuchteten Sonntag verloren. Das ist eine Sünde! In solchen Umfeldern ist es nötig, dieses Bewusstsein neu zu beleben, um die Bedeutung des Festes zurückzugewinnen, die Bedeutung der Freude, der Pfarrgemeinde, der Solidarität, der Erholung, die Seele und Leib erquickt (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 2177-2188).
Die Eucharistie ist uns Lehrmeisterin all dieser Werte, Sonntag für Sonntag. Das Zweite Vatikanische Konzil hat bekräftigt: „Deshalb ist der Herrentag der Ur-Feiertag, den man der Frömmigkeit der Gläubigen eindringlich vor Augen stellen soll, auf dass er auch ein Tag der Freude und der Muße werde” (Konstitution Sacrosanctum concilium, 106).
Die sonntägliche Arbeitsruhe gab es in den ersten Jahrhunderten nicht: Es ist eine besondere Errungenschaft des Christentums. Aus biblischer Tradition ruhen die Juden am Sabbat, während in der römischen Gesellschaft kein Ruhetag von schwerer Arbeit vorgesehen war. Es war das christliche Bewusstsein, als Kinder und nicht als Sklaven zu leben, beseelt von der Eucharistie, das den Sonntag – fast weltweit – zum Ruhetag gemacht hat.
Ohne Christus sind wir dazu verurteilt, von der Müdigkeit des Alltags mit seinen Sorgen und von der Angst vor dem Morgen beherrscht zu werden. Die sonntägliche Begegnung mit dem Herrn gibt uns Kraft, das Heute mit Vertrauen und Mut zu leben und mit Hoffnung voranzugehen. Darum gehen wir Christen am Sonntag zur Begegnung mit dem Herrn, in der Eucharistiefeier. Die eucharistische Gemeinschaft mit Jesus, dem Auferstandenen und in Ewigkeit Lebenden, ist eine Vorausnahme des Sonntags ohne Untergang, an dem es keine Mühsal und keinen Schmerz, keine Trauer und keine Tränen mehr geben wird, sondern nur die Freude, in ganzer Fülle und immer mit dem Herrn zu leben. Auch von dieser seligen Ruhe spricht die Sonntagsmesse zu uns, die uns im Fluss der Woche lehrt, uns den Händen des Vaters im Himmel anzuvertrauen.
Was können wir jenen Antworten, die sagen, dass man nicht zur Messe gehen braucht, auch nicht am Sonntag, weil das Wichtigste sei, gut zu leben, den Nächsten zu lieben?
Es ist wahr, dass die Qualität des christlichen Lebens an der Fähigkeit zu lieben bemessen ist, wie Jesus gesagt hat: „Darum werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt“ (Joh 13,35). Aber wie können wir das Evangelium praktizieren, ohne die notwendige Kraft dafür zu schöpfen, Sonntag für Sonntag, aus der unerschöpflichen Quelle der Eucharistie? Wir gehen nicht zur Messe, um Gott etwas zu geben, sondern um von ihm das zu empfangen, was wir wirklich brauchen. Daran erinnert das Gebet der Kirche, das sich so an Gott wendet: „Du bedarfst nicht unseres Lobes, es ist ein Geschenk deiner Gnade, dass wir dir danken. Unser Lobpreis kann deine Größe nicht mehren, doch uns bringt er Segen und Heil” (Römische Messbuch, Präfation für Wochentage IV)."
So also Papst Franziskus! – Ihr Pfr. Dr. Volker Hildebrandt
Pfarrnachrichten 03/2018 - 3. Woche im Jahreskreis (B)
Pfarrnachrichten 02/2018 - 2. Woche im Jahreskreis (B)
Liebe Mitchristen und Freunde von St. Pantaleon!
Das Schott-Messbuch (Erzabtei Beuron) enthält wertvolle Impulse zu den Sonntagslesungen. Diese, zusammen mit den (gekürzten) Lesungen empfehle ich Ihnen gerne zur Lektüre und betrachtenden Vertiefung.
Ihr Pfr. Hildebrandt
Zur ersten Lesung (1 Sam 3, 3b-10.19): Samuel ist ein von Gott Erwählter und Berufener. Seine Mutter hat ihn früh dem Dienst am Heiligtum in Schilo geweiht. Noch ehe der junge Samuel es recht begreifen konnte, hat Gott ihn mit einem harten Prophetenauftrag zum Hohenpriester Eli geschickt.
Samuel hört das Wort, das Gott ihm sagt, mit der ganzen Sammlung und Kraft seines jungen Herzens. Sein Leben lang wird er nichts Anderes tun als auf das Wort hören und es treu weitersagen, sei es gelegen oder ungelegen.
Samuel kannte den Herrn noch nicht, und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden. Da rief der Herr den Samuel zum dritten Mal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hatte. Eli sagte zu Samuel: Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: Rede, Herr; denn dein Diener hört. Samuel ging und legte sich an seinem Platz nieder. Da kam der Herr, trat zu ihm heran und rief wie die vorigen Male: Samuel, Samuel! Und Samuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört.
Zur 2. Lesung (1 Kor 6, 13c-15a.17-20): Paulus war ein leidenschaftlicher Prediger der christlichen Freiheit. Aber er weiß auch, wie gefährdet diese Freiheit ist: durch Missbrauch und Willkür auch auf dem Gebiet des Geschlechtlichen. Der Christ soll seinen Leib weder verachten noch vergötzen. Der Leib, das ist der ganze Mensch, für den Christus gestorben und vom Tod auferstanden ist. Sich der Begierde versklaven heißt Christus entehren. Leib und Seele und Geist des Getauften sind Christus geweiht.
Der Leib ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns auferwecken. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. Hütet euch vor der Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Verherrlicht also Gott in eurem Leib!
Zum Evangelium (Joh 1, 35-42): Es genügt nicht, über Jesus und seinen Weg etwas gehört oder gelesen zu haben. Die Jünger des Johannes haben das Wort vom Lamm Gottes gehört und sind Jesus nachgegangen. So konnte er sich ihnen zuwenden und sie einladen: Kommt und seht! Sie gingen mit ihm und blieben bei ihm bis zum Abend. Nun wussten sie, wer Jesus war. Und die Geschichte der Berufenen ging weiter: Brüder und Freunde, einer sagte es dem anderen.
In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, fragte er sie: Was wollt ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi - das heißt übersetzt: Meister -, wo wohnst du? Er antwortete: Kommt und seht! Da gingen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden. Messias heißt übersetzt: der Gesalbte - Christus.
Pfarrnachrichten 01/2018 - 1. Woche im Jahreskreis (B)
Nach einer sehr kurzen Adventzeit – wie sie kürzer nicht sein konnte: der vierte Adventsonntag fiel Ende des vergangenen Jahres mit Heiligabend auf den 24. Dezember – geht in diesem Neuen Jahr nun auch die Weihnachtszeit in der kürzest möglichen Zeit zu Ende.
In der Regel wird das Fest der Taufe Jesu, mit dem grundsätzlich die Weihnachtszeit zu Ende geht, an dem Sonntag gefeiert, der unmittelbar auf das Dreikönigsfest am 6. Januar folgt. In diesem Jahr nun fällt der Sonntag nach dem Fest der Heiligen Drei Könige auf den 7. Januar.
Damit werden die zwei großen, die Weihnachtszeit abschließenden Feste – das Fest der Heiligen Drei Könige und das Fest der Taufe Jesu –, von einem Tag auf den anderen ganz eng hintereinander gefeiert. Das gibt uns Anlass, zumindest kurz auf die vielfältigen, insbesondere auch inhaltlich zusammenhänge Bedeutung beider Feste für unser christliches Leben hinzuweisen.
Die Könige haben sich mit allergrößter Erwartung auf den Weg gemacht. Das wird in ihren Worten deutlich, als sie vom Stern geführt schließlich Jerusalem erreichen und fragen (Mt 2,2): „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Auch wären andernfalls „Herodes …. und mit ihm ganz Jerusalem“ nicht so erschrocken.
Auf der letzten Etappe ihrer langen Reise (Mt 2,9f) „zog der Stern, den sie hatten aufgehen sehen“, für sie nun noch einmal ganz deutlich sichtbar „vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.“ Der Evangelist betont: „Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.“
Und Ihre großen Erwartungen? Sie müssen anfangs ganz anders gewesen sein als das, was sie schließlich antrafen. Der Evangelist formuliert deshalb bewusst ganz unprätentiös (Mt 2,11): „Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter.“ Dennoch waren sie alles andere als enttäusch. „Da fielen sie nieder“, berichtet der Evangelist, „und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.“
Die Begegnung mit dem göttlichen Kind hat diese gelehrten Männer von Rang und Namen nachhaltig und zutiefst verändert. Alle drei haben sich auf diese Veränderung eingelassen: am Ende dieser Vorgänge und Ereignisse (Mt 2,12) „zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“
Ihr sichtbar anderer Weg wich nun dem Bösen aus. Im Traum wurde ihnen geboten (Mt 2,12) „nicht zu Herodes zurückzukehren“. Der andere Weg, den sie nach der Begegnung mit dem göttlichen Kind einschlugen, nahm dem Bösen seine Kraft. Herodes war nun nicht mehr in der Lage, seine Hand gegen die Quelle des Guten und die Quelle der Erlösung gerade vom Bösen auszustrecken.
Ähnlich ist es mit der Taufe. Sie befreit vom Urheber des Bösen, der die Quelle des Guten in uns ersticken und versiegen lassen möchte. In der Taufe hat Gott auch uns gesagt, dass wir seine geliebten Kinder sind (vgl. Mk 1,11). Gott hilft uns, andere Wege zu finden und zu gehen, als die Wege der Berechnung und Erwartung nur des eigenen Vorteils. Diese Wege führen in den Tod. … Gott aber erfüllt unsere Erwartungen meist anders, als wir anfangs dachen, dafür aber nachhaltig und für immer.
(Pfr. Dr. Volker Hildebrandt)